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Mittags saß ich wieder im Versammlungsraum im CCG. Den Vormittag bei Uta verdrängte ich, doch ich war beeindruckt, dass er soviel über mich wusste. Und das bloß aus Erzählungen? Das kann nicht sein. Soviel wie er weiß, weiß sonst niemand. Und selbst wenn ein paar Ghoule ein wenig Wissen über mich hatten, sie könnten es sich niemals so erschließen, wie es Uta getan hat. Wenigstens wusste Uta nur das unwichtigste über mich. Die Dinge, die mich schutzlos und verletzlich anderen gegenüber machten, wusste niemand. Ich erinnerte mich an damals und wieder übermannte mich dieser ungeheure Hass. Wütend schloss ich die Augen. Ich musste mich beruhigen, sonst würde ich hier noch ein Massaker veranstalten, und dass wollte ich echt nicht. Ich schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte mich auf Shinohara und Amon. Die beiden hielten meinen Stein von gestern in der Hand und erzählten, dass dieser heute morgen vor der Tür lag. Sie ließen den Stein einmal rumgehen und ich betrachtete ihn eingehend. Shinohara fragte mich, ob ich eine Ahnung habe, was die Zeichnung darauf bedeuten könnte. Die Adresse war eindeutig, aber diese eingeritzte Maske war Shinohara und Amon suspekt. Die Maske war weiß, mit schwarzen Löchern für die Augen. Dazu besaß die Maske noch unter und über den Augen jeweils zwei kleine Löcher. Ein schmales, ovales Loch für die Nase war auch vorhanden. Darunter waren wieder sechs kleine Löcher, die in zwei reihen senkrecht nach unten verliefen. Ich tat so, als müsste ich nachdenken und sagte:"Irgendwie erinnert mich die Maske an etwas... Nur fällt es mir gerade nicht ein... " Plötzlich rief einer der neuen Mitarbeiter so laut in den Raum hinein, dass alle Anwesenden zusammenzuckten und ihn anstarrten, ich eingeschlossen. "Jason!", hatte er geschrien, "die Maske sieht aus wie die von Jason!" Ich schnippte begeistert mit den Fingern und sagte:"Stimmt! Jetzt fällt es mir wieder ein! Er hat recht. Dies ist ein Hinweis, auf Jason's Aufenthalt, ein Ghoul mit  SS Rating." "Was? So gefährlich? An dieser Mission können dann aber nicht alle teilnehmen.", sagte eine andere Mitarbeiterin. Shinohara nickte:"Diesen Auftrag werden ausschließlich Amon und Mado erhalten." "Was?!", Juuzou schien entrüstet, "und was ist mit Quinn und mir? Wir sind doch sonst immer bei allen Missionen dabei. Wieso jetzt nicht? Was ist jetzt anders?" Shinohara sah zu mir und Juuzou und erklärte:" Diese Mission ist unter eurem Niveau. Außerdem können wir es uns nicht leisten, dass ihr verletzt werdet. Deswegen werdet ihr an dieser Mission nicht teilnehmen. Solltet ihr euch diesem Befehl wiedersetzen, werdet ihr für unbestimmte Zeit keine Missionen mehr erhalten." Ich sah Shinohara direkt an und spitze die Lippen:" Aber Shinohara, da widersprechen Sie sich doch selbst... Wenn diese Mission unter unserem Niveau ist, werden wir doch sowieso nicht verletzt werden. Also, wieso wollen sie nicht, dass wir diese Mission übernehmen? Uns würde bei diesem Auftrag höchstens langweilig werden. Finden Sie nicht auch?" Juuzou nickte eifrig, während Shinohara mich böse ansah:"Es wurde so entschieden. Ihr beide werdet nicht teilnehmen. Ende der Diskussion." Juuzou stöhnte enttäuscht auf, während Shinohara und ich uns einen starr-wettbewerb lieferten. Was denken sie sich nur dabei?, dachte ich verwirrt und teilweise wütend, so besteht die Gefahr, dass Amon und Mado verletzt werden. Wollen die wirklich dieses Risiko eingehen, nur weil Juuzou und ich unersetzbar und viel zu wichtig für die Zukunft des CCG's sind?

Eine Weile später saßen Juuzou und ich im Antik. Mit Touka und den anderen hatte ich ausgemacht, dass sie mich einfach wie einen normalen Gast behandeln sollten, sobald ich jemanden hierher mitnahm, den ich nicht als Ghoul vorstellte. Normalerweise behandelten sie mich ja wie eine gute Freundin. Das CCG sollte ja lieber nicht erfahren, dass ich die Ghoula bin, die sie schon seit Jahren versuchen zu fangen. Außerdem würde ich das ganze Café auslöschen, wenn sie etwas ans CCG durchsickern ließen, was mein Leben gefährdete. Und das wussten sie auch ganz genau. Diese Angst hielt sie davon ab, mich in irgendeiner weise zu verraten. Juuzou und ich setzten uns an einen Tisch und warteten auf Touka. Währenddessen kamen Ryoko und Hinami ins Café. Hinami sah etwas überrascht zu mir, während Ryoko sie an die Hand nahm. Dann strahlte Hinami mich fröhlich an. Meine Augen weiteten sich überrascht. Hat sie denn keine Angst vor mir? Ryoko flüsterte ihrer Tochter etwas ins Ohr und sah dabei zu mir. Hinami sah hoch zu ihrer Mutter und sagte dann:"Na und? Sie sieht total nett aus! Sie ist bestimmt total freundlich." Ich drehte meinen Kopf verwirrt weg. Hinami wusste ganz genau wer ich war, und dennoch lächelte sie mich an. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Partner zu, als Touka gerade an unseren Tisch ging. Ryoko und Hinami verschwanden durch die Tür,die in den Wohnbereich des Antik's führte. Juuzou wollte bloß Eis, Hauptsache etwas süßes, mehr war ihm nicht wichtig. Er fragte mich, was ich wolle, und ich bestellte einen Kaffee und ein Stück Käsekuchen. Touka schien überrascht schrieb aber alles auf ihren Notizblock. Dann lächelte sie uns freundlich zu und ging zurück zum Tresen, um Irimi unsere Bestellung mitzuteilen. Juuzou lehnte sich nach hinten und sah mich spitzbübisch an. Ich beobachtete ihn kurz und seufzte dann:"Was hast du vor, Juuzou?" Er grinste nur noch breiter und sagte langsam:"Ich will bei dem Auftrag dabei sein... Ich finde es unfair, dass wir, die stärksten zwei, nicht mit dürfen. Du nicht etwa auch? Ich sage, dass wir mitgehen und auf Mado und Amon aufpassen... Vorsichtshalber. Wenn irgendwas schief gehen sollte, sind wir beide ja dann noch da, um die zwei zu retten... " Ich lächelte frech:"Ich bin deiner Meinung. Die Idee gefällt mir. " Juuzou klatschte begeistert und nahm Touka sein Eis ab. Während er den ersten Löffel voller Erdbeereis ins seinen Mund steckte, brachte mir Touka meine Bestellung. Ich nahm einen schluck Kaffee und dann einen bissen von dem Kuchen. Während die Ghoule im ganzen Café mich beobachteten, kaute ich genüsslich auf dem Kuchenstück und schluckte es dann herunter. So ging es weiter, bis mein Kuchen und Juuzou's Eis weg war. Dann warteten die Ghoule gespannt auf meine Reaktion. Ich lehnte mich lächelnd zurück und sah Juuzou an. Dieser grinste zufrieden und streckte mir seine Hand entgegen:"Also du bist dabei?" Ich lehnte mich wieder vor und reichte ihm meine Hand und meinte feierlich:"Natürlich. So eine Gelegenheit lasse ich mir doch nicht entgehen." Die Ghoule starrten mich immer noch gespannt an. Dann kam endlich Irimi und räumte alles vom Tisch weg. Touka kam auch zum Tisch und sah mich an:"Gehts dir gut? Du siehst ein wenig blass aus." "Nein, nein. Alles gut." , meinte ich und lächelte sie an, während ich sie mahnend ansah. "Wirklich?", fragte sie, " ist dir nicht schlecht oder sowas?" "Nein.",sagte ich mit fester Stimme, während ich ihr einen vernichtenden Blick zu warf, der sie sofort zum schweigen brachte. Juuzou hatte Gott sei dank von alledem nichts mitbekommen. Touka verschwand fluchtartig hinter dem Tresen, so als würde ich sie hier und jetzt vor aller Augen umbringen. Tz. Als ob ich so bescheuerte wäre. Ich sah dass Irimi Touka zu sich zog, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Sofort hörte ich aufmerksam hin. Irimi wisperte:"Touka, bist du lebensmüde?! Der weiß haarige junge dort neben Quinn ist auch ein Ghoulermittler! Wenn du ihr solche Fragen stellst, könnte er Verdacht schöpfen. Willst du, dass sie dich umbringt oder was?!" Touka sah beschämt zu Boden und antwortete leise:"Ja, sorry, ich war nur so verwundert dass sie den Kuchen vertragen hat. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht wie gefährlich sie eigentlich ist. Für einen Moment... Für einen einzigen kurzen Moment dachte ich, sie ist ein Mensch."

Survive, Exist or Live?  GERMANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt