5.

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Am nächsten Morgen konnte man mir meinen Nervenzusammenbruch vom gestrigen Abend nicht mehr ansehen. Ich war ausgeruht und geduscht, mir ging es soweit gut, bloß mein Magen knurrte. Ich ging zum Kühlschrank und holte Eier heraus. Dann briet ich mir diese und verschlang sie regelrecht. Es schmeckte weder gut noch schlecht, aber es half. Das war die Hauptsache. Heute nach der Mission mit Juuzou würde ich auf jeden Fall jagen gehen. Wenn ich daran dachte, lief mir ein freudiger Schauer über den Rücken. Ich zog mir schnell ein Top, eine Leggings und Sportschuhe an, und ging dann zum CCG. Juuzou und ich waren die einzigsten, die nicht top gestylt und mit Anzug bzw Bluse und rock im CCG auftauchen. Ansonsten trägt jeder irgendwas elegantes. Warum auch immer. Es ist doch besser, irgendwas zu tragen, bei dem es nicht so schlimm ist, wenn es zerreißt oder voller Blut ist. Ein teurer Anzug ist doch viel zu schade für sowas. Naja, daran denkt aber keiner. Hauptsache elegant gekleidet wenn man von einem Ghoul zerrissen wird. Weil es ihn ja auch brennend interessiert, wie viel Geld derjenige hat, den er gerade tötete. Tz. So ein Schwachsinn. Über sowas denke ich nach, wenn ich zum CCG laufe. Echt tiefgründig, ich weiß.

Ich ging gerade durch die Tür des CCG's, als mir mehrere Ermittler entgegen kamen. Sie alle sahen panisch und aufgewühlt aus. Ich fragte sie, was los sei, und einer der Tauben antwortete mir, dass Gemini gesichtet wurde. Kurz stockte ich. Gemini. Ein Ghoul mit Triple S Rating aus dem 23 Bezirk. Unglaublich gefährlich. Wir hatten sie kein einziges mal fangen können. Aber das war nicht das ungewöhnliche an ihr. Nein, das ungewöhnliche, war ihr Name. Gemini bedeutet Zwilling. Wieso das CCG ihr diesen Namen gegeben hat, weiß ich nicht. Außerdem sah ihr Gesicht komisch aus. Sie hatte zwei riesige rote Augen und ein Dauer grinsen. Ihre Pupillen waren unterschiedlich groß, was sie verrückt erscheinen ließ. In der Mitte ihres Gesichts befand sich ein riss, als wäre ihr Gesicht aus zwei Gesichtshälften zusammengesetzt worden. Vielleicht ja deswegen Gemini. Außerdem hatte sie immer einen blauen Plüsch Hasen bei sich. Daran war ungewöhnlich, dass der Hase ein Messer in der Brust hatte und sogar blutete. Aber das war für mich unwichtig. Diesen Auftrag würden die Ermittler aus dem 23. Bezirk bekommen. Also ging ich einfach weiter in Richtung meines Büros. Dort angekommen entdeckte ich sofort Juuzou, der wieder auf dem hohen Drehstuhl saß. Er begrüßte mich fröhlich winkend. Ich lächelte ihn freundlich an und setzte mich dann an den Schreibtisch. Juuzou wollte gerade was sagen, als es an der Tür klopfte. Ich sah Juuzou entschuldigend an und sagte dann laut und deutlich:"Herein!" Shinohara trat herein und sagte, dass er dringend mit Juuzou reden müsste. Er hatte, wie jeder hier, einen grauen Anzug an. Darunter trug er ein weißes Hemd mit einer dunkelroten Krawatte. Seine dunkelbraunen Augen fixierten Juuzou. Die mittel braunen Haare hatte er so gestylt, dass es so aussah, als hätte er auf der Stirn einen Dutt. Außerdem hatte er einen dunkelgrauen Bart am Kinn. Mich würdigte er keines blickes. Gleichzeitig wirkte er auch ein wenig nervös. Ich runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an. Ahnte er etwas? Nein, ausgeschlossen. Es war unmöglich, dass sie mir auf die schliche gekommen waren. Juuzou streckte trotzig die Unterlippe vor, drehte sich von Shinohara weg und verschränkte die Arme vor der Brust. Shinohara ballte die Fäuste und sagte mit drohender Stimme:"Juuzou, hör auf mit dem Theater. Es geht um Leben und Tod." Er blickte kurz zu mir und schluckte. Eine Schweiß Perle lief seine Stirn hinunter. In dem Moment wusste ich, dass Shinohara etwas wusste. Zumindest hatte er auf jeden Fall einen Verdacht. Juuzou seufzte und stand widerwillig auf. Shinohara drehte sich staksig um und ging eilig aus meinem Büro. Juuzou folgte ihm still. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch mal zu mir um und zwinkerte mir schelmisch zu. Dann tat er so als würde er seine Hand mit der eigenen schütteln und tippte sich danach kurz gegen die Stirn. Ich nickte und grinste. Juuzou grinste frech zurück und folgte dann seinem langjährigen Partner. Ich seufzte und widmete mich dem großen Papier Stapel, den Amon mir auf meinen Schreibtisch gelegt hatte. Darauf lag eine kleine Notiz:

Quinn,

Ich weiß nicht, was so wichtig an dir ist, aber es scheint so, als würde Shinohara dir nicht mehr vertrauen. Er und Mado haben dich deswegen aus sämtlichen Missionen gestrichen, und das für die nächsten drei Monate. Ich habe versucht herauszufinden, wieso dir die beiden so misstrauen, und habe ein Gespräch von den beiden belauscht. Leider habe ich nur mitbekommen, dass Mado Shinohara gesagt hat, dass er Juuzou auf ihre Seite ziehen soll, da er sonst zu dir halten würde. Egal was für ein Geheimnis du hast, sag es niemandem. Wahrscheinlich kannst du nicht mal mehr Juuzou vertrauen. Ich bitte dich, sei vorsichtig, und vertraue niemandem. Pass auf dich auf und sei wachsam. Ob du mir glaubst, ist deine Entscheidung. Ich würde dir bloß raten, dich von Mado und Shinohara fernzuhalten. Sie planen irgendwas. Und du bist so unglaublich wichtig, dass sich Mado nicht mal MIR anvertraut hat. Und das soll schon was heißen. Also, pass auf dich auf.

Survive, Exist or Live?  GERMANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt