Etwa eine halbe Stunde später saß ich wieder zuhause. Yomo war vor zehn Minuten hier gewesen und hatte ein wenig Fleisch vorbei gebracht. Innerhalb von zwei Minuten war es weg. Aber es würde mich erstmal eine Weile satt halten. Und jetzt saß ich hier und dachte nach. Wie würde Hinami reagieren, wenn sie erfuhr, dass ihr Vater tot war? Wie würde sie reagieren, wenn sie wüsste, dass ich an seinem Tod schuld war? Stop. Das stimmt nicht. Ich bin nicht schuld daran. Ich habe Jason verraten und nicht ihn. Es war ein versehen, dass er dort war. Er war nur zufällig in seiner Praxis. Ich habe nicht seine Adresse in den Stein geritzt. Doch, das habe ich. Ich habe es getan. Ich bin schuld daran, dass Hinami keinen Vater mehr hat. Jason war unwichtig. Er war mir nicht gefährlich. Ich hätte ihn nicht verraten müssen. Weil ich Jason verraten habe, ist nun Hinamis Vater tot. Wütend schlug ich mit der Faust gegen die wand. Der Putz bröckelte hinunter. Ich vegrub meinen Kopf in meinen Händen. Wieso habe ich Jason nochmal verraten? Ach ja, weil ich wollte, dass Hinami und Ryoko wieder glücklich sind. Mit dem Familienvater zusammen. Ich lachte humorlos auf. Das ist ja mals so richtig nach hinten los gegangen. Ich wäre wahrscheinlich durchgedreht, wenn nicht plötzlich jemand geklingelt hätte. Ohne nachzudenken stand ich auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie und sah Amon davor stehen. Der 1,90 m große Mann sah unsicher zu mir hinunter. Er trug mal wieder einen dunkelblaunen Anzug mit einem weißen Hemd darunter. Seine Krawatte hatte einen dunkel türkisen Farbton. Seine Schuhe waren schwarz-grau. Er hatte schwarze verwuschelte Haare und dunkle Augen, die mich immer noch unsicher ansahen. Dann bemerkte ich die silberne Kette, die er über dem Anzug trug. Der Anhänger war ein großes Kreuz. Ich bat ihn stumm herein und ging zur Küche, um mich zu vergewissern, dass da weder Blut- noch Fleischreste waren. Im Wohnzimmer tat ich dasselbe. Amon und ich setzten uns auf die Couch und schwiegen. Nach einer Weile fing er einfach von seiner heutigen Mission zu erzählen. Ich hörte aufmerksam zu und gab hin und wieder einen Kommentar ab. Auch als er sagte, dass er den Ghoul getötet hat, tat ich so, als würde ich mich für ihn freuen, obwohl mir gar nicht danach zumute war. Dann schwiegen wir wieder. Ich glaube, dass Amon spürt, dass mit mir irgendwas nicht in Ordnung ist. Ich musste mich irgendwie ablenken. Ich konnte nicht aufhören, an Hinami und ihren Vater zu denken. Irgendwie... Und dann bekam ich eine Idee. Ob das was helfen würde, wusste ich nicht, aber einen Versuch war es doch wert, oder? Ob Amon aber mitmachen würde, war die andere Frage. Ach was, ich bringe ihn schon dazu. Entschlossen stand ich auf. Amon sah zu fragend zu mir. Ich sammelte mich kurz, ging dann auf Amon zu, ergriff seine Hand und ging mit ihm ins Nebenzimmer. Er kam bereitwillig und freiwillig mit.
Am nächsten Tag ging ich nicht zum CCG. Amon hatte es mir geraten, da Mado und Shinohara irgendwas mit mir besprechen wollten. Er sagte mir, dass er das Gefühl hatte, dass es nichts gutes war. Darüber hatten wir gesprochen, nachdem er und ich uns 'abgelenkt' hatten. Er hatte bei mir geschlafen und war dann früh zum CCG gegangen. Ich zog mir was bequemes an und ging raus. Als ich draußen war, dachte ich augenblicklich an Ryoko und Hinami. Ich seufzte und entschied mich dazu, ein wenig in der Stadt spazieren zu gehen. Eine Weile später fing es stark an zu regnen, und ich war innerhalb von Sekunden völlig durchnässt, da ich nicht an einen Regenschirm gedacht hatte. In der Stadt herrschte reges treiben. Trotz des regens waren viele Leute unterwegs und kauften ein. Manche liefen einfach nur Gedanken verloren durch die Straßen und beachteten die Welt um sich herum gar nicht. Auf einmal bemerkte ich den scharfen Geruch von Todesangst. Vielleicht hatten ein paar Ghoulermittler einen Ghoul in die enge getrieben. Es würde mich auf jeden Fall nicht wundern. Ghoulermittler jagten spezifische Ghoule immer bei regen. Dazu benutzten sie bestimmte Gerüche, die mit dem gejagten in Verbindung standen. Bei regen war diese Methode besonders effektiv, da der Geruchssinn der Ghoule dann gestört war. Hauch zart drang das Geräusch von Schüssen an mein Ohr, es war ganz leise. Das hieß, dass die Schüsse sehr weit weg waren. Ich achtete nicht weiter darauf und lief einfach weiter. Eine ganze Weile lief ich, bis ich plötzlich angerempelt wurde. Kurz sah ich nach hinten und bemerkte bloß noch einen hellbraunen Haarschopf. Es war ein kleines Mädchen. Ich achtete nicht weiter auf sie und wollte gerade weitergehen, als ich hörte, dass das kleine Mädchen stolperte und hin fiel. Ich drehte mich zu ihr um. Sie rappelte sich auf die Knie und schluchzte. Zuerst dachte ich, sie würde wegen des Sturzes weinen. Doch mir gefror das Blut in den Adern, als das Kind plötzlich den Kopf in den Nacken legte und entsetzlich schrie:"MAAAAAMAAAAAA!" In dem Moment erkannte ich die kleine Hinami. Sofort stürzte ich auf sie zu und erreichte sie gleichzeitig mit Ken. Der war von der anderen Straßenseite angerannt gekommen. Er schüttelte Hinami kurz und fragte, was los sei. Diese schluchzte bloß und wimmerte immer wieder 'Mama'. "Wo ist sie?!", fragte ich panisch. Hinami deutete in eine Richtung und ich und Ken sprangen gleichzeitig auf. Er nahm Hinami an die Hand und dann rannten wir los. "Kannst du die Tauben aufhalten?", fragte mich Ken. "Kommt drauf an.", antwortete ich kurz. "Worauf?", schluchzte Hinami. Ich sah sie kurz an und erwiderte dann:"Ob ich sie kenne oder nicht." Wir rannten weiter und kamen atemlos an einer kleinen Gasse an. Ich verschaffte mir schnell einen Überblick, während Ken Hinami festhielt und seine Hand auf ihren Mund drückte. In der Mitte der gasse saß Ryoko, ihre Panzerkralle war auf dem Boden ausgebreitet. Hinter ihr standen zwei Tauben, die ich nicht kannte, und vor ihr, da standen Amon und Mado. Ich fluchte leise. Ken fragte, ob ich die Tauben kannte. Ich nickte knapp und überlegte fieberhaft. Hinami packte mich an der Hand und sah mich aus verheulten Augen an:"Bitte, bitte, bitte hilf ihr! Ich bitte dich Quinn, rette sie! Ich flehe dich an!" Hinami bettelte weiter und schluchzte und zitterte unkontrolliert. Dann schlug sie sich die Hände vor die Augen, hysterisch zuckte sie immer wieder. Geschockt stand ich vor ihr und kämpfte mit der Entscheidung. Da hörte ich Hinamis leise Stimme:"Bitte...sie ist alles was ich habe... " Es war, als würde ein Blitzschlag mich treffen. Ich hatte sowas nie. Eine Familie. Eine mich liebende Mutter. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich würde Ryoko nicht retten, ich würde ihr helfen zu kämpfen. Ich sah zu Ken:"Halt Hinami Augen und Ohren zu, wenn das schief gehen sollte, will ich nicht, dass sie das mitansehen muss." Ken nickte schockiert. Dann fügte ich hinzu:"Ich werde eventuell meine Kralle benutzen müssen. Wenn du irgendjemandem sagst, was für eine Kralle ich habe, dann töte ich dich, verstanden?" Wieder nickte Ken und ich rannte los in die Gasse, während meine Kralle mein Gesicht verdeckte und bloß mein rotes Auge frei ließ. Selbst meine Haare bedeckte sie komplett. Ich riss einer der Tauben, die hinter Ryoko standen, den arm ab, mit dem er den Koffer hielt. Ich konnte die Knochen des Mannes brechen hören und wie die Muskeln zerrissen. Dieser schrie wie wild, bis ich meinen arm in seinem Mund versenkte. Ich griff tief in seinen Mund, bis ich irgendwas zu fassen bekam. Der Ermittler röchelte und gurgelte wie wild, und versuchte, meinen arm weg zu drücken. Ich drückte meine Hand tiefer rein und hörte die Knochen des Mannes brechen. Er würgte und spuckte Liter weise tiefschwarzes Blut. Dann rollten seine Augen nach hinten und er blieb reglos liegen. Dann riss ich ihm seine Eingeweide heraus und warf sie über Ryoko. Die Gedärme landeten mit einem ekelhaften klatschen vor Amon und Mado. Das Blut breitete sich schnell vor den Füßen der Tauben aus. Die anderen tauben und auch Ryoko hatten schockiert zugesehen. Ryoko runzelte die Stirn. Dann rief Mado plötzlich:"Was für eine Ehre! Ich dachte nicht, dass du diese Ghoula kennst. Ich hatte geglaubt, dass wir dich noch lange nicht mehr sehen würden. Nunja, ab heute wird dich auch keiner mehr sehen. Ich bringe dich heute endlich um, Mao!" Mao. So nannten sie mich. Mao bedeutet Dämonenkönigin. Und damit lagen sie absolut richtig. Ich sprintete nach vorne, vorbei an dem Ermittler den ich nicht kannte, und blieb kurz bei Ryoko stehen. Ich sah sie kämpferisch an:"Kämpfe. Ich helfe dir. Lass deine Tochter nicht alleine." Ihre Augen weiteten sich und sie nickte. Ich wandte mich Amon und Mado zu. Mado grinste breit, während Amon mich konzentriert beobachtete. Zuerst widmete ich mich Amon. Ich wollte ihn nicht töten, ich wollte ihn bloß so schwer verletzen, dass er zwar überlebte, aber dennoch nicht weiterkämpfen konnte. Ich schlug ihn mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Er konnte gar nicht so schnell kucken, wie er schon auf dem Boden lag. Noch einmal zog ich ihm meine Faust über den Schädel, der hart auf dem Boden aufprallte, dann war Amon schon bewusstlos. Kurz sah ich zu Ryoko, die die mir unbekannte Taube in Schach hielt. Dann sah ich zu Mado. Dieser grinste fröhlich und zog seine Quinke. Dann sprintete er auf mich zu. Er versuchte mir immer wieder den Kopf abzuschlagen, aber ich wich ihm immer geschickt aus. Dann ließ ich es zu, dass er seine Quinke in meinem Bauch versenkte. Jetzt konnte ich sie perfekt mit meiner flachen Hand durchtrennen. Diese brach zwar dabei aber das war mir völlig egal. Mado schien überrascht und sagte:"Oh. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe dich wohl unterschätzt. Du bist wirklich wahnsinnig schlau. Lässt die verletzen, um zu gewinnen. Höchst interessant." Er ging ein paar Schritte nach hinten. Ich zog die Quinken Reste aus meinem Bauch, die sich kurz darauf auflösten. Der Rest bröselte einfach wie Sand raus. Mado sah nachdenklich auf seine Quinke. Ich wollte mich gerade umdrehen, Ryoko schnappen und fliehen, als Mado plötzlich einen zweiten Koffer packte, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Er lachte höhnisch und zog an dem griff. Der Koffer sprang auf und daraus kam eine helle Schuppenkralle, die rote Augen auf sich hatte. Ryoko hatte den anderen Ermittler auch bewusstlos geschlagen und drehte sich nun zu uns. Ich hatte die Quinke längst erkannt. Doch als Ryoko sie sah, blieb sie schockiert stehen. Ich sah sie an und sah, wie Ryoko aufgab. "Liebster, wieso nur?", hauchte sie. Dann fiel sie auf die Knie. Mado lachte wie ein irrer und schwang seine Quinke. Laut fluchend drehte ich mich um und sprintete so schnell ich konnte zu Ryoko. Doch ich war nicht schnell genug. Ich erreichte Ryoko erst nach Mado's Quinke. Und als ich bei ihr war, saß sie dort und ihr abgetrennter Kopf rollte mir vor die Füße. Sie hatte die Augen geschlossen und lächelte. Wie konnte sie lächeln, obwohl sie gerade ihre Tochter alleine gelassen hat? Wütend knurrte ich und fuhr zu Mado herum, der bloß lachte. Oh nein, ich würde ihn nicht einfach töten. Ich würde Hinami sich an ihm rächen lassen. Sie soll ihn töten. Sie soll ihre Eltern rächen. Ich drehte mich von ihm weg und rannte zurück zu Ken und Hinami. Auf dem weg zu ihnen lösten sich meine Kralle auf. Bei ihnen angekommen packte ich die beiden und zog sie bloß wortlos mit mir. Ich hörte erst auf zu rennen, als wir im Wohnbereich des Antik's waren. Erschöpft ließ ich mich an der wand hinunter gleiten und hinterließ dabei eine dicke Blutspur auf ihr. Gott sei dank würde der Regen das Blut auf der Straße so schnell weg waschen, dass man unsere Spur nicht mehr verfolgen könnte. Hinami starrte bloß vor sich hin. Ken sah geschafft aus. Ich atmete flach und fragte Ken:"Hat sie es gesehen oder gehört?" Ken schüttelte langsam den Kopf. Erleichtert seufzte ich auf. Wenigstens etwas. Dann sah ich zu Hinami. Ich wollte irgendetwas machen, um sie aufzuheitern, aber ich wusste nicht was. Letztendlich sagte ich bloß:"Es tut mir so unendlich leid, Hinami." Sie erschrak kurz und presste die Lippen aufeinander. Dann sah sie zu mir und flüsterte mit rauer Stimme:"Wieso denn, du bist doch nicht daran schuld." Ich seufzte und hauchte:"Doch Hinami, das bin ich." Doch die kleine Waise konnte das nicht hören.
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Survive, Exist or Live? GERMAN
FanfictionTOKYO GHOUL FANFICTION [BEENDET] Quinntessa ist eine erfolgreiche und grausame Ghoulermittlerin. Doch keiner weiß, was sie in Wirklichkeit ist. Und sie setzt alles daran, dass es niemand herausfindet. Wirklich alles. Sie opfert jeden und alles, nur...