Theoretische Fahrprüfung

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Jeder Jugendliche kennt den Moment, an dem er nicht mehr von seinen Eltern abhängig sein will und kann und den Führerschein macht. Und da man dazu auch eine schriftliche Prüfung absolvieren muss, muss man zum TÜV.

Bei mir das in etwa so:
Zwei, drei Schüler versammeln sich vor der Fahrschule, warten dort eine gefühlte Ewigkeit, bis der Fahrlehrer kommt, sie sich in dessen viel zu kleines Privatauto zwängen und erst einmal andere Käffer abklappern, auf der Suche nach anderen fahrunfähigen Jugendlichen. Bis dahin ist schon mal eine Viertelstunde vergangen, da man alle Käffer, die das eigene Kaff, das Alpha-Kaff, umgeben, durchfahren muss. Nachem man also die letzten Fahrschüler aufgegabelt hat, fährt man noch einmal eine Viertelstunde, um endlich die nächtgelegene, größere Stadt zu erreichen.
Dort angekommen, wird man erst mal zur Kasse gebeten, um die Prüfung zu bezahlen. Alleine das ist schon lustig. Da bezahlt man die Unterrichtsstunden, das Lernprogramm und die Prüfung.
So steht man also im Eingangsbereich, hört die Band, die man die Woche vorher beim Lernen nonstop gehört hat; in der Hoffnung, wenigstens die Band habe sich etwas von dem Stoff gemerkt, und wartet.
Dann kommt der Prüfer in die Eingangshalle, der viel zu gut drauf ist, angesichts der Tatsache, dass es Montag Morgen um 9 Uhr ist und der den Eindruck erweckt, als rührte er sich Koks in den Kaffee anstelle von Zucker.
Im Prüfungszimmer angekommen, bekommen wir eine Einweisung in das Programm, dass uns dreißig Löcher in den Bauch fragen wird und immer noch sind die gute Laune und die Motivation des Beamten faszinierend. Auch das Mädchen, das neben einem am Tisch sitzt, kann auf diese Frage, wie man einen solchen Zustand wohl erreicht, keine Antwort geben.
Als ich die Prüfungsfragen gesehen habe, wurde mir ziemlich schnell klar wieso.
Er zieht seine Energie aus der, von Frage zu Frage wachsenden, Verzweiflung der Prüflinge. Wie so ein Vampir. Nur ist er nicht verbrannt als die Sonne durch das Fenster auf seinen, sich am Fenster befindenden, Platz schien und geglitzert hat er auch nicht; glaube ich.

Jahrelange Stunden später also klickt man auf "abgeben" und sitzt auf glühenden Kohlen, bis man das langersehnte "Glückwunsch, bestanden" zu hören bekommt.
Und so verlässt man den Raum und befindet sich wieder im Eingangsbereich und sieht, wie nacheinander andere Prüflinge das Prüfungszimmer verlassen. Mal euphorisch; mal enttäuscht.

Nachdem alle Schüler der eigenen Fahrschule durch sind, zwängen sich diese wieder in den Privatwagen des Fahrlehrers und diskutiert die ganze Rückfahrt über die Ergebnisse und wie beschissen doch die Aufgaben waren. Und das waren sie tatsächlich.

Anmerkung: Diesen Text habe ich am, 06. März 2017 geschrieben, nachdem ich meine theoretische Fahrprüfung abgelegt habe. Ich hab mich da dann daheim an den PC gesetzt und einfach zu schreiben begonnen; diesen Text habe ich eben gefunden und hiermit veröffentlicht. Ich fand ihn beim Lesen irgendwie lustig.

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