Kapitel 21 - Hilfe

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"Shay? Bist du das?" Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte ich auf. Kay stand vor mir. Als er mich erkannte, streckte er mir seine Hand entgegen. "Komm mit rein. Du unterkühlst dich sonst noch", meinte er fürsorglich. Ich ergriff seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. Bevor ich in die schon vertraute Wohnung trat, zögerte ich. "Hast du die Nachrichten gesehen? Ich bin nicht das nette Mädchen, dass du in mir siehst. Ich bin eine ..." Ich stockte. Das Wort wog schwer auf meiner Zunge. Doch bevor ich es aussprechen konnte, schob Kay mich kommentarlos von hinten in die Wohnung. "Ja, ich habe die Nachrichten gesehen", antwortete er mit zusammengepressten Lippen. Einerseits war erleichtert, dass Kay mich bei sich aufnahm, doch andererseits warf es auch Fragen auf. Misstrauisch schaute ich ihn von der Seite an, als er sich neben mich auf das Sofa setzte. "Rufst du jetzt die Polizei?", fragte ich ihn tonlos. Kay schüttelte den Kopf. Sein Blick traf auf meinen. "Niemals", sagte er mit fester Stimme. Dann stand er auf und klatschte in die Hände. "Du kannst im Zimmer meiner Schwester schlafen. Sie wohnt nicht mehr hier. Es ist nicht groß, aber es erfüllt seinen Zweck. Los, komm mit." Er winkte mich hinaus in den Gang und führte mich in das Zimmer seiner Schwester. Dort angekommen setzte ich mich schweigend auf das weiche Bett. Gerade wollte Kay den Raum verlassen, als ich anfing zu sprechen. "Warum tust du das alles?" Kay erstarrte in der Bewegung und schaute mich an. Diesesmal waren seine Augen nicht mehr meerblau. Sie sahen aus wie ein düsterer Gewitterhimmel. Dunkelblaue Sprenkler leuchteten in den Tiefen der dunkelgrauen Wolken. Zwischendurch erleuchteten Blitze die Dunkelheit. Blitze der Entschlossenheit.

Mein zweites Ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt