Padre steckte den Kopf in die Restaurantküche. "Marisa! Du bedienst heute die vorderen Tische, ja?" Ich wunderte mich, eigentlich half ich doch immer in der Küche da ich besser kochen kann als mein Padre. Er bediente normalerweise selbst. "Okay, Padre" ich zog meine Schürze aus und richtete meine langen dunkelbraunen Haare um nicht so zerzaust auszusehen. Ich stand schon seit heute morgen in der Küche und hatte geputzt.
Das Restaurant ist ein echter Familienbetrieb. Mein Padre ist der Chef, meine Abuela (Oma) kochte. Ich auch, seit ich letztes Jahr nach der zehnten Klasse die Schule verlassen musste da Abuela zu alt ist um täglich stundenlang in der Küche zu stehen. Außerdem muss sie noch unseren Haushalt führen, obwohl ich auch hier sehr viel tue. Ich hätte gerne mein Abitur gemacht, aber mein Padre war ein ziemlicher Despot. Es war nicht leicht ihm zu widersprechen und eigentlich tat das auch keiner in der Familie.
Wir wohnten in einer Wohnung über dem Restaurant. Padre, Abuela, ich und meine Geschwister. Carlos war 20 und hatte sogar schon sein Studium angefangen, Raul 16, Alicia 14 und Elena 11 gingen alle noch zur Schule.
Unsere Mutter war vor zehn Jahren gestorben, seit dem lebte Abuela bei uns. Ich war mit fast 18 die älteste Tochter. Beide meine Eltern stammen aus dem Süden Spaniens. Meine Mutter war eine Gitana (Zigeunerin), Mein Padre hatte lange in Frankreich gelebt bevor er nach Deutschland kam.
Im Restaurant war heute nicht viel los. An einem Tisch saß ein älteres Ehepaar und an einem anderen zwei Frauen.
Am dritten besetzten Tisch stand Padre und redete auf Spanisch mit einem Mann der dort saß. Ich kannte diesen Mann nicht. Padre winkte mich zu sich. "Mari, das ist Antoine Montoya, ein guter Freund aus Frankreich von früher! Bring ihm bitte was zu trinken und leiste ihm kurz Gesellschaft, ich komme gleich wieder. Muss was in der Küche machen" sagte er.
Ich wunderte mich zwar, fragte aber den Mann was er gerne trinken würde. "Bring uns doch zwei Kaffee, ja?" warum um alles in der Welt sollte ich ihm Gesellschaft leisten?
Als ich mich zu ihm setzte merkte ich wie er mich von oben bis unten musterte. Das war mir sehr unangenehm. Der Mann war sicher ungefähr in Padres alter. Seine schwarzen Haare waren an den schläfen bereits von grau durchzogen. Er lächelte mich strahlend an, seine braunen Augen blitzten: "Ich freue mich dich kennenzulernen, Marisa!""Ebenso. Darf ich Ihnen vielleicht noch etwas zu essen bringen? Wir haben heute Paella im Angebot."
ich hoffte so wieder aufstehen und gehen zu können, es war mir unangenehm mit diesem Mann hier zu sitzen.
"Nein danke. Ich muss gleich wieder los. Ich bin geschäftlich unterwegs."
"Ah, okay."
Senor Montoya fragte mich ob ich ihm Sehenswürdigkeiten hier in München empfehlen könne. Ich hatte keine Ahnung: "vielleicht fragen Sie da besser meinen Padre." ich hatte auch wirklich keine Lust mehr jetzt hier zu sitzen: "Ich hole ihn schnell." sagte ich und stand auf um endlich wieder in Richtung Küche verschwinden zu können.Da kam Padre mir schon entgegen: "Was ist? Du sollst dich unterhalten." flüsterte er. "Hab ich doch. Er will mit dir sprechen." flüsterte ich zurück. Der Mann stand auf: "Ich muss jetzt los. Juan, klappt es morgen?"
"Aber natürlich! Du kommst morgen Abend zu uns zum Essen!"
Warum das denn? Ich ärgerte mich, morgen war der einzige Tag der Woche an dem das Restaurant zu blieb. Und ausgerechnet dann musste Padre einen Gast einladen. Das bedeutete wieder kochen für mich. Senor Montoya riss mich aus meinem Gedanken: "Ich freue mich dich morgen wieder zu sehen, Marisa. Bis dann!" Er küsste mich links und rechts auf die Wange und sah mich irgendwie komisch an.Ich dachte nicht weiter an Senor Montoya. Am nächsten Tag kochte ich gemeinsam mit Abuela ein gutes Essen. Wir mussten den Tisch ausziehen da auch mein Onkel mit seiner Frau kam. Alles war fertig, Alicia deckte noch den Tisch als es klingelte und Senor Montoya rein kam. Er musterte mich wieder während alle sich begrüßten. Was für ein unheimlichlicher Mann...Auch während dem Essen spürte ich ständig seine Blicke auf mir. Ich beschloss das zu ignorieren und war sehr froh, als ich endlich mit meinen Schwestern in unser Zimmer gehen konnte. Senor Montoya blieb noch und trank mit Padre und meinem Onkel etwas. Später klopfte Padre an die Tür: "Marisa! Komm verabschiede dich, er geht jetzt!" misstrauisch ging ich also wieder ins Wohnzimmer. Das ganze war mir nicht geheuer. Senor Montoya küsste mich wieder links und rechts und meinte dann: "ich würde gerne morgen Abend in ein gutes chinesisches Restaurant gehen. Es soll das beste der Stadt sein. Würdest du mir die Freude machen und mich begleiten?"
Ich war überrascht. Ich liebe chinesisches Essen. Aber mit ihm? Alleine?
Ich muss ziemlich verwirrt ausgesehen haben denn er sagte: "Nur wenn du möchtest, natürlich."
Da rief Padre: "Natürlich möchte sie! Zufällig hat sie morgen eh frei!"
Ich dachte ich höre nicht richtig. Ich hatte eigentlich nie frei!
"gut," sagte Senor Montoya "dann hole ich dich morgen um halb sieben Uhr ab."Später fragte ich Padre was das sollte. "Senor Montoya ist nicht lange hier. Begleite ihn, ja?" "Padre, ich verstehe das nicht? Er ist dein Freund, warum gehst du nicht mit ihm essen??"
"Marisa, er ist ein guter Mann! Seit fünf Jahren geschieden! Sehr wohlhabend!"...jetzt fiel der Groschen! "geschieden??? Padre! Er ist alt! Du willst nicht ernsthaft dass ich ihn heirate, oder? Sag das das nicht wahr ist!" "Triff ihn morgen und sei nett zu ihm, ja?" Ich glaubte es nicht! Ich fing an zu weinen und bettelte Padre an, "bitte nicht! Er ist alt! Bitte, Padre!" Aber er sagte nur "hör auf, Du sollst ihn doch nur treffen! Und jetzt Ende! Basta ya!"
Mein Bruder Carlos kam rein und sah mich weinen. Padre sagte ihm noch er soll sich blos raus halten. Dann ging er. Carlos fragte mich was los sei.
"Oh, Carlos, sag Padre ich will das nicht! Ich kenne ihn ja gar nicht! Und er ist alt!"
"Wovon sprichst du?"
"Senor Montoya will mich heiraten!"
"Oh nein...mach dir keine Sorgen, ich rede mit Padre. Das wird schon wieder. Aber selbst wenn...Er ist doch nett, findest du nicht?"
Ich wurde wütend: "Du hast gut reden! Ich würde dich gern mal sehen wenn Padre dir sagt Du musst eine alte Frau heiraten!"
"reg dich nicht auf, ich rede mal mit Padre."Ich ging zu meiner Abuela. Die saß im Wohnzimmer und legte Wäsche zusammen. "Abuela, kennst du diesen Mann? Senor Montoya?" "Si, claro. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und ein Gitano wie deine Mama, Gott hab sie selig. Sein Bruder und er waren viel mit deinem Padre zusammen, als wir noch in Frankreich gelebt haben. Er stammt aus Andalusien, wie wir." "Wie alt ist er?"
"Hmm, jünger als dein Padre...vielleicht ist er jetzt 40? Warum willst du das Wissen?" sie weiss von nichts?
"Abuela, ich soll ihn morgen treffen! Und später heiraten!"
ich weinte wieder.
"Oh mi Amor! Du bist schon fast 18! Es wird auch Zeit für dich! Er ist sehr gut! Du kannst glücklich sein, du hättest alles als seine Frau! Und keine Sorgen mehr...überleg doch mal, du müsstest nie wieder arbeiten und wärst reich. Was für eine Chance!"ich dachte ich spinne...waren denn jetzt alle gegen mich? Aber wartet nur, ich werde bestimmt niemand heiraten der mehr als doppelt so alt ist wie ich!
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Marisas Geschichte Eine Zwangsehe
RomanceMarisa Sanchez soll heiraten...gegen ihren Willen. Antoine Montoya ist doppelt so alt und bereit viel Geld für sie zu bezahlen. Dies ist die Geschichte ihrer Ehe und dem langen Weg zu ihrem Glück.