Die Entführung

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Ich war nach Maurinios Geburt erstmal in Elternzeit. Der Alltag mit drei Kindern pendelte sich schneller ein als ich dachte. Zum Glück war Maurinio sehr pflegeleicht.

Abends kamen oft Alicia mit ihrem Freund, Lena und Tom und wir kochten zusammen und genossen die Zeit.

Eines Tages im Frühling traf ich mich mit Antoine in der Stadt. Er hatte angeboten den Kindern neue Schuhe zu kaufen.

Plötzlich stand wie aus dem nichts Tom vor uns. Coral und Isabella kreischten vor Freude und fielen ihm um die Beine. Sie liebten Tom abgöttisch. Ich war total perplex. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich wie eine Betrügerin die ertappt worden ist. Obwohl ich mit keinem der beiden zusammen war. Antoines Augen wurden schmal und Tom ballte die Hände zu Fäusten als sie einander ansahen. "Tom, das ist mein Papi!" krähte Coral da fröhlich. "Schau Papi, mein Freund Tom! Er ist so groß wie du, aber er hat Fell im Gesicht!" Tom und ich lachten los. Antoine schaute verwirrt, ich übersetzte Corals Idee für ihn und er lachte auch. "Es freut mich Sie kennen zu lernen." überraschte mich Antoine und reichte Tom die Hand. "Ebenso!" sagte Tom und lächelte Antoine an. "Wir hatten bereits vor Gericht die Ehre. Es ist ein Wunder, dass Marisa Ihnen verzeihen konnte. Ich habe sie gesehen als sie hier ankam." Tom war immer sehr direkt. "Tom, bitte lass gut sein," bat ich.
"Nein, schon in Ordnung." sagte Antoine. "ich finde es erstaunlich dass Sie es in den vergangenen drei Jahren nicht geschafft haben mit Marisa zusammen zu kommen." Antoines Blick funkelte gefährlich. Ich bekam Angst, dass die Stimmung kippen würde. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern, vor meinen Kindern. "Antoine, " sagte ich ehe Tom ihm antworten konnte "Jetzt wo du es ansprichst...ich liebe Tom."
Tom sah mich verwirrt an. Antoine riss sich sichtlich zusammen- meine Worte waren ein Schlag für ihn. Aber es war mir egal, ich war plötzlich sicher dass Tom zu mir, zu uns gehörte. Ich wollte ihn. Und ich wollte Klarheit zwischen Antoine und mir.
"Und ich liebe Marisa." sagte Tom und lächelte mich an. Ich nahm seine Hand und sagte zu Antoine: "Es tut mir wirklich leid, aber du solltest wissen wer eine Rolle im Leben deiner Kinder spielt. Ich hoffe du bist nicht böse."
"Nein, nein. Ich hatte es ja geahnt. Entschuldigen Sie." sagte er an Tom gewandt. "schon in Ordnung. Ich muss weiter. Sehen wir uns heute Abend?" fragte Tom an mich gewandt.

Als er weg war tat Antoine mir plötzlich sehr leid. "Bist du böse?"
" Nein, Marisa. Er ist ein Glückspilz. Ich war auch mal einer. Ich hoffe er ist klüger als ich und macht nicht die gleichen Fehler. Es grenzt an ein Wunder dass du nicht schon vor Jahren einen Freund hattest. Du bist noch immer wunderschön."
"Antoine, bitte nicht. Was ist mit dir? Hast du denn nie jemanden kennen gelernt?"
"Ich will nur dich. So ist das, Marisa...Aber da kannst du ja nichts dafür."
"Ich bin so froh, dass du so gelassen bist, Antoine. Danke."
Ich küsste ihn auf die Wange.
"So, Kinder! Wer will denn noch ein Eis?" fragte er und klatschte in die Hände.

An diesem Abend kam Tom zu mir. Wir redeten lange und küssten uns schließlich. Ich war so glücklich. Ich wollte dass er bleibt. Unsere erste gemeinsame Nacht war ein Wunder, ich hatte solche intensive Gefühle nicht für möglich gehalten...

Am nächsten Morgen brachte ich die Mädchen in den Kindergarten. Baby Maurinio nahm ich mit zum einkaufen. Als ich fertig war lud ich meine Einkäufe in den Kinderwagen. Dazu bückte ich mich. Ich wollte mein Baby aus dem Einkaufswagen nehmen und drehte mich um...da sah ich plötzlich, dass er weg war...mein Baby war plötzlich verschwunden!

Wie in einem Albtraum suchte ich mit den Augen alles ab. Mein Kind war weg. Ich begann zu schreien. "Hilfe! Hilfe! Polizei!" sofort kamen Passanten und auch die Polizei kam schnell. Ich erzählte was passiert war. "Wer könnte das Baby genommen haben, Frau Montoya?"
"Ich weiss es nicht! Vielleicht mein Exmann?"
Dann verlor ich komplett die Kontrolle. Ich schrie und riss an meinem Haaren und sank in kompletter Verzweiflung auf den Boden.
"Beruhigen Sie sich!"
Ein Seelsorger kam und begleitete mich zur Polizei. Dort rief der Seelsorger Antoine an. Offensichtlich war er bereits auf halbem Weg nach Südfrankreich. Er war in Panik, ich hörte ihn am Telefon schreien. Er drehte um, könne aber erst in zwei Stunden hier sein. So weit weg war er schon. Das hieß aber dass nicht Antoine Maurinio entführt hatte...

Ich rief Lena an, sie würde sich um die Mädchen kümmern. Alicia kam sofort nach meinem Anruf zum Revier. Auch sie weinte und zitterte. Dann sagte sie etwas das ich kaum glauben konnte.
"Ich habe gestern Padre am Ende unserer Straße gesehen. Ich wollte es dir sagen, aber dann dachte ich, ich habe mich vielleicht verguckt. Ich wollte dich mit meiner Paranoia nicht beunruhigen...Ich bin mir jetzt sicher, dass er es war..." schluchzte Alicia.
Wieder brach ich schreiend zusammen. Was wenn Padre aus Rache an mir meinem Sohn etwas antat?
Die Polizei suchte mit Hochdruck.

Die Stunden flossen zäh wie Kaugummi vorüber. Alicia erzählte den Polizisten meine ganze Geschichte. Lena hatte Tom Bescheid gesagt und auch er kam und hielt mich in meiner Verzweiflung im Arm.

Als Antoine in Tränen aufgelöst erschien, schlug ich auf ihn ein: "Wo ist mein Baby? Gib mir mein Baby du Mistkerl!!"
Antoine nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich fest an:
"Marisa, ich habe ihn nicht! Ich hole ihn zurück, das verspreche ich dir."
Und er ging.

Der Seelsorger und ein Polizist brachten Alicia, Tom und mich nach Hause. Wir weinten und weinten und konnten nicht aufhören. Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens.
Dann endlich, um zwei Uhr morgens kam ein Anruf der Polizei. Sie hatten Maurinio gefunden! Sie erklärten mir was passiert war.

Es war tatsächlich mein Vater der das Baby entführt hatte. Antoine hatte es geschafft ihn aufzuspüren. Mein Vater hatte den kleinen in ein Hotel ganz in der Nähe gebracht. Es war zu einem Kampf gekommen. Das Baby sei unverletzt. Antoine allerdings lag im Krankenhaus. Er schwebe in Lebensgefahr. Mein Vater war verhaftet. Was genau passiert war wusste der Polizist nicht. Er würde kommen und mein Kind bringen.

Überglücklich schloss ich kurz darauf mein Baby in die Arme. Der kleine war ausgehungert und ich stillte ihn sofort. Der Polizist sagte mein Vater hätte gestanden. Er sei psychisch verwirrt. "Ihr Exmann hat ihrem Sohn das Leben gerettet. Wir können nur beten, dass er überlebt."

Tom, der den ganzen Tag nicht von meiner Seite gewichen war umarmte mich.

Wie hatte ich Antoine nur so unrecht tun können...

"Ich muss zu ihm."
"Marisa? Du musst schlafen...Es war ein schlimmer Tag..."
Ich stieß Tom weg.
"Ich muss zu ihm."
Er nickte und fuhr mich zum Krankenhaus.
Die Nachtschwester wollte mich erst nicht zu ihm lassen. Ich hatte Maurinio an mich gedrückt und war bereit das Krankenhaus zusammen zu schreien. "Ich will zu meinem Mann!" Toms Verzweiflung bei diesen Worten sah ich nicht.
Dann ließ die Schwester mich zu ihm. Er bot einen schrecklichen Anblick. Überall Schläuche und Kabel...ich nahm seine Hand. Sie war kühl. "Danke." flüsterte ich.

"gehen wir. Ruh dich aus."

Schweren Herzens ließ ich zu, dass Tom mich weg zog...

Marisas Geschichte Eine ZwangseheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt