Carlos Sicht
Ich will gerade die letzte Stufe in Angriff nehmen als plötzlich Melissa um die Ecke kommt. In den Händen hält sie einen Eisbecher, der übrigens bis zum Rand gefüllt ist. Und sehr lecker aussieht. Aber vor allem dachte ich das sie schon längst schläft, anscheinend nicht. Dann fällt mein Blick vom Eisbecher auf ihr Gesicht. Auf einmal sehe ich das ihre Augen rot und verquollen aussehen. Hat sie etwa geweint? Gerade als ich zum Sprechen ansetzen will unterbricht sie mich. "Ich kann nicht schlafen, wundere dich also nicht warum ich noch auf bin." "Hast du geweint?" Scheiße! Das war jetzt nicht mein ernst? Carlo! Aber ich konnte einfach nicht anders. Nun guckt sie mich an. Sie rastet aus, eindeutig. Doch was sie dann tut schockt mich. Sie fängt an zu weinen, die Tränen strömen wie Wasserfälle über ihre roten Wangen. Was soll ich tun, sowas kenn ich eigentlich nur von meiner Schwester.
15 Minuten später
Irgendwie habe ich es dann doch geschafft uns beide auf die Terrasse zu bringen. Nachdem Melissa sich aus geweint hat, sitzen wir nun in den Gartenliegen und schauen nach oben in den Abendhimmel. Außer ein "Geht's wieder" von mir, haben wir nicht viel, besser gesagt, gar nicht gesprochen. Wir haben einfach nur geschwiegen und es war überhaupt nicht unangenehm, eher erholend. "Ich vermisse Nicolas" Ich dreh mich zu Melissa. Ich sage gar nichts, vielleicht braucht sie das mal. Also das jemand ihr einfach nur zuhört ohne seinen eigenen Senf dazuzugeben. "Bis jetzt hab ich immer meine Gefühle verborgen." "Das du ihn vermisst?" Sie nickt. "Als ich die Nachricht von den beiden Polizisten gekriegt habe, bin ich zusammengebrochen. Das weiß nur meine beste Freundin, und das auch nur, weil sie dabei war und mich aufgefangen hat." "Hat das auch Elias mitgekriegt?" "Nein, er war oben in seinem Zimmer und hat gespielt. Aber ihm zu erklären wo sein Vater ist, das war das Schlimmste was ich jemals gemacht habe." "Das kann ich mir vorstellen. Wie waren die nächsten Monate für dich und für Elias?" "Die waren ehrlich gesagt, grauenhaft. Zu aller erst fand die Beerdigung von Nic statt. Ich habe zugesehen wie der Sarg in das Grab gelassen wurde, wie seine Mutter am Grab zusammengebrochen ist. Ich musste dafür sorgen das Nicolas Sachen gut verstaut werden und vor allem musste ich zusehen wie mein Sohn das Lächeln und das Lachen verloren hat." "Das muss die schwerste Zeit für dich und Elias gewesen sein." Jetzt schüttelt sie den Kopf, ich schaue sie fragend an. "Die schwerste Zeit kam erst noch. Nachdem das alles vorbei war, war schon 1 Monat vergangen. Erst als ich mich nicht mehr um diese ganzen Sachen kümmern musste, kamen die ... da kamen ... die ... Albträume." Ich merke das es ihr schwer fällt darüber zu sprechen. Aber sie war noch nicht fertig mit erzählen. "Aber nicht nur ich musste mich mit Albträumen plagen, sondern auch Elias. Am Anfang, also die ersten 3 Monate nach Nicolas Tod, hat er sich jeden Abend in den Schlaf geweint." Ich muss schlucken, sowas wünsche ich keinem und schon gar nicht Elias. Er ist so ein braver kleiner Kerl. Ich würde ihn am liebsten in Watte packen. Wenn ich aber so etwas höre bricht es mir das Herz. "Wie ist es dann, nach den 3 Monaten, weitergegangen?" Melissa guckt mich an, immer noch mit Tränen in den Augen. "Fragst du das jetzt wirklich?" Ich nicke. "Meine Albträume sind noch schlimmer geworden ... aber, aber... Elias Albträume sind gegangen. Nur ich fühle immer noch, dass er seinen Vater unendlich vermisst, ich kann es ihm aber auch nicht verübeln, mir geht es ja genauso." "Weißt du noch was ich dir vorhin gesagt habe?" Sie nickt wieder. "Das Nic immer in Elias weiter leben wird, ja das weiß ich noch." "Gut. Daran musst du nämlich immer festhalten. Ja, Nicolas ist nicht mehr körperlich da aber in euren Herzen wird er für immer da sein. Alles was Elias bis jetzt kann und gelernt hat, dass hat er von Nicolas und dir und das kann euch keiner nehmen." Melissas Augen wurden immer größer. "Ich weiß, Elias wird irgendwann wieder richtig leben können. Er ist gerade mal 5 Jahre, bald 6. Als Kind ist dies alles noch leichter, aber ich ... ich werde und kann Nicolas nicht vergessen. Das einzige was Nicolas mit sich genommen hat ist mein Herz und das kann mir keiner mehr nehmen, denn das hat eben schon Nicolas." "Also willst du nie wieder dein Herz für jemand anderen öffnen?" "Richtig. Mit keinem kann ich wieder so glücklich werden, wie mit Nic. Er war meine erste große Liebe und meine einzige." Irgendwie keimt in mir Enttäuschung hervor. Ich versteh nicht wie eine 27-jährige Frau nicht mehr lieben will, denn können, könnte sie immer wieder. Sie darf doch nicht so einfach die Hoffnung auf eine neue Liebe aufgeben. "Ist denn Elias damit einverstanden, also das du so einfach die Liebe aufgibst?" "Ich gebe die Liebe ja nicht auf. Ich liebe meinen Sohn und meine Familie und Freunde." "Ja, aber, denkst du denn nicht auch das Elias einen männlichen Vertrauten braucht? Wenn er ins Teenageralter kommt braucht er doch eine Vertrauensperson. Du wirst bestimmt die geborene Person dafür aber er braucht doch auch eine männliche Person, die ihm eben die "männlichen" Dinge anlernt." "Darüber mach ich mir noch keine Sorgen, er lernt sehr schnell. Na dann, ich werde jetzt wieder rein gehen und versuchen weiter zu schlafen." Im Augenwinkel sehe ich wie sie sich von der Liege erhebt und zur Terrassentür geht und sie dann aufschiebt. Bevor sie aber ganz verschwindet dreht sie sich noch mal zu mir um. "Und Carlo? Ich danke dir für das Gespräch, ich habe bis jetzt mit niemandem so gesprochen und so über Nicolas gesprochen, wie mit dir. Also Danke, von ganzem Herzen. Schlaf gut und Gute Nacht." Dann ist sie verschwunden und ich sitze hier und denke über unser Gespräch nach. Eine so junge, wunderschöne und gebildete Frau kann doch nicht einfach so die Liebe abschreiben und ein graues Leben führen? Schon gar nicht wenn der Sohn so ein kleiner Sonnenschein ist.
Nach einer Weile stehe ich auf und gehe hoch in mein Zimmer, kurz bevor ich dann wirklich einschlafe, gehe ich meinen Plan noch mal durch. Und mein Entschluss steht sowas von fest, ich werde Elias und seiner Mutter wieder das Leben zeigen und wie wunderschön es sein kann und vielleicht wird sie dann auch wieder die Liebe entdecken. Und wenn sie Hilfe braucht, schubse ich sie einfach in die Arme ihrer zukünftigen großen Liebe. Das wär ja sowas von gelacht wenn sich da niemand findet der sein Leben mit den beiden für immer und ewig verbringen will.
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1111 Wörter, hey Schnapszahl hihi ;-)
Also Kapitel 12 is ready
Hoffe es hat euch gefallen, mir auf jeden Fall.
Bis Bald :-)))
LG ALINA
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Just an Ordinary Man (Cro Fanfiction)
FanficMelissa hatte eigentlich alles was sich eine Frau wünschen kann. Eine Beziehung die zur Verlobung wurde. Eine fantastische Karriere als Junior Partnerin in einem von Stuttgarts größten Unternehmen. Eine Familie die immer hinter ihr steht und am alle...