Spring Day || Yoonseok

first kiss

Hoseok und meine Wenigkeit waren nun seit etwas über einen Monat ein Paar. Viel hatte sich jedoch nicht zwischen uns geändert. Natürlich kuschelten wir ab und zu, hielten Händchen oder gaben dem anderen einen Kuss auf die Wange oder Stirn, da wir es langsam angehen lassen wollten.

Wir waren beide das erste Mal in einer Beziehung und wollten unsere ersten Male mit dem jeweils anderen zusammen genießen. Immerhin hatten wir alle Zeit der Welt und solange wir glücklich waren, war sowieso alles perfekt.

Seit dem Tag an dem Hoseok beschlossen hatte mich jeden Tag abzuholen, um gemeinsam in die Schule zu gehen, stand ich jeden Tag pünktlich, was mehr als untypisch für mich war, am Gartentor, um meinen Freund mit einer innigen Umarmung zu begrüßen.

"Hab dich vermisst"
wisperte er mir ins Ohr, wobei sein Atem mich streifte und mir eine angenehme Gänsehaut verschaffte.
"Wir haben uns gestern erst den ganzen Tag gesehen"
schmunzelte ich daraufhin nur als Antwort, obwohl ich kaum leugnen konnte, dass ich ihn auch vermisst hatte.

Langsam lösten wir uns aus unserer Umarmung, nur um keine fünf Sekunden später unsere Hände miteinander zu verschränken und uns so gemeinsam auf den Weg zur Schule machten.

Was andere sich dachten, wenn sie uns so sahen, war mir dabei völlig egal. Jeder sollte sehen, dass Hoseok zu mir gehörte.

Der Weg zur Schule verlief größtenteils schweigsam, nur ab und zu wechselten wir ein paar Worte, doch genossen wir lieber im Stillen die Nähe zum Anderen.

Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich nicht wirklich gesprächig war, wenn ich müde war.

An der Schule angekommen, wurde ich von meinem Freund noch bis zum Klassenzimmer begleitet. Nun würden sich unsere Wege nämlich fürs Erste trennen. Leider.

"Wir sehen uns dann in der Pause. Gleicher Platz wie immer."
Zur Zustimmung nickte ich nur schnell, streckte mich dann anschließend, um mich bei ihm, wie immer, mit einem Kuss auf die Wange zu verabschieden. In diesem Moment drehte er jedoch seinen Kopf ein Stück zur Seite und so passierte es.

Meine Lippen landeten direkt auf seinen.

Mein Herz schlug von einem Moment auf den anderen doppelt so schnell und mein Gesicht hatte sich wahrscheinlich ein Beispiel an meinen rosanen Haaren genommen.

Mein erster Kuss.

Das gerade war mein erster Kuss.

"Ich...Ich muss los."
Und mit diesen Worten verschwand ich im Klassenzimmer. Zum ersten Mal war ich glücklich, dass Hoseok nicht in meiner Klasse war.
Denn ich hatte gerade unseren ersten Kuss zerstört.

Die Stunden bis zur Pause konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Nicht, dass ich das überhaupt vorgehabt hätte, doch brachte mich diese kurze Lippenberührung komplett aus dem Konzept.

Niemals hätte ich gedacht, dass es mich so mitnehmen würde, wenn mein erster Kuss nicht so verläuft, wie ich es mir vorgestellt habe, aber falsch gedacht.

Das Zeichen zur Pause ertönte.
Langsam, fast in Zeitlupe, erhob ich mich von meinem Stuhl und schleppte mich aus dem Klassenzimmer, um mich anschließend auf den Weg zu meinem und Hoseoks Treffpunkt.

Ich war nervös.

Sollte ich ihn darauf ansprechen oder würde er es zuerst tun?
Machte er sich überhaupt Gedanken um die ganze Sache oder über dramatisierte ich die Sache gerade?

Ich wurde aus meinem nicht allzu langen Gedankengang geholt, als ich gegen etwas oder besser gesagt gegen jemanden stieß. Erschrocken blickte ich nach oben und wollte mich schon entschuldigen, als ich in das verwunderte Gesicht meines Freundes sah.

"Alles in Ordnung Yoongi? Du scheinst etwas durch den Wind zu sein."

Er kannte mich inzwischen einfach zu gut.

Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, drehte ich mich nur beschämt zur Seite.

"Kann es sein, dass es wegen der Sache vorhin ist?"

Der Kandidat bekommt erneut 100 Punkte. Glückwunsch Jung Hoseok.

Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und zwang mich somit ihn anzusehen. Ich wollte ihm schon widersprechen, doch da wurde mir bewusst, dass das eh nichts bringen würde, weswegen ich einfach stumm nickte.

"Ich hab mir meinen ersten Kuss anders vorgestellt, du bestimmt auch." grummelte ich leise und schmollte etwas.

Meinem Gegenüber entwich daraufhin ein leises Kichern.

"Erster Kuss? Also ich weiß nicht wovon du redest."
grinste er nur und zwinkerte mir zu.

Für einen Moment sah ich ihn verwirrt an, doch verstand schließlich, was er damit bezwecken wollte.

"Du bist so ein Idiot."

"Nicht ein Idiot, dein Idiot.
Verwechsle das nicht immer."

Wir hatten beschlossen uns nach der Schule noch einen schönen Tag zu machen und auf ein Date zu gehen. Nichts spezielles, einfach nur ein wenig Zeit miteinander verbringen und den Tag ausklingen lassen.

Als es bereits dunkel wurde, beschloss Hoseok mich noch nach Hause zu bringen und dann mit dem Bus nach Hause zu fahren. Zuerst hatte ich mich zwar dagegen gewehrt, da ich nicht wollte, dass er wegen mir so einen Umweg auf sich nahm, doch er bestand darauf.

Idiot eben.

Vor meiner Haustür angekommen, umarmten wir uns nochmal zum Abschied. Jedoch war es diesmal irgendwie anders als sonst. Es schien als würde er mich gar nicht gehen lassen wollen.

"Hoseok, du verpasst deinen Bus noch."

"Ich kann auch noch den nächsten nehmen."

Er lockerte den Griff um mich und nahm mein Gesicht, wie heute schon mal, zwischen seine Hände. Nur diesmal viel sanfter, als hätte er Angst ich könnte jeden Moment zerbrechen.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen und langsam kam er meinem Gesicht mit seinem näher.

Würde er etwa?

In diesem Moment spürte ich ein weiches Lippenpaar auf meinen eigenen.

Ebenfalls lächelnd schloss ich meine Augen und ließ mich vollkommen fallen. Unsicher fingen wir an unsere Lippen gegeneinander zu bewegen, wurden mit der Zeit jedoch sicherer. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie schön es sich anfühlte.

Nur eins wusste ich, es war schöner als ich es mir jemals ausgemalt habe und ich wollte mehr davon.

Der Druck gegen meine Lippen verschwand irgendwann. Schwer atmend sahen wir uns gegenseitig in die Augen und konnten nicht anders als zu lächeln.

Das war mein erster Kuss.

"Wir sehen uns morgen, Yoongi.
Sieben Uhr, wie immer?"

"Sieben Uhr, wie immer."

Nur würde ich ihn diesmal nicht nur mit einer Umarmung begrüßen.