Chapter 15

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Ich sah rüber zu Logan in sein angespanntes Gesicht und hoffte, dass er mir nicht sauer sein würde.
Nach der Ankleide für mein Ballkleid hatte ich heimlich Mr. Gold angerufen, um mit ihm ein treffen abzumachen. Das Foto hatte mich einfach nicht mehr alleine gelassen und ich konnte nicht aufhören daran zu denken. John war auf dieser Feier von Mr. Gold gewesen, deswegen musste er ja etwas über John wissen. Oder vielleicht hatte Mr. Gold noch Bilder von diesem Tag und konnte dann sehen mit wem John Kontakt hatte. Logan kannte bestimmt einige von denen und konnte mir dann helfen John zu finden, oder zumindest ihm einen Schritt näher zu kommen.
Als ich bei Mr. Gold angerufen hatte, klang er fast so, als hätte er erwartet, dass ich ihn anrufen würde.
Eigentlich wollte ich es vor Logan geheim halten, bis dass Treffen beendet war, aber natürlich hatte er es herausgefunden. Auch wenn ich keine Ahnung hatte wie. Gestern Abend hatte ich ihm noch bescheid gesagt, dass ich heute zu Page wollte, was ich natürlich vorher mit ihr abgesprochen hatte. Logan hatte mir da nich geglaubt, oder nicht, jetzt war ich mir nicht mehr ganz so sicher, aber er hatte nichts gesagt. Erst heute morgen beim Frühstück hatte er mich direkt darauf angesprochen und mit verboten mich alleine mit Mr. Gold hu treffen. Logan hatte die ganze Zeit darauf bestanden, dass er mir kommt, aber das ging nicht. Nachdem was ich letzte Mal mit bekommen hatte, würde Mr. Gold nichts sagen, wenn Logan dabei wäre. Der Angestellte hatte bestimmt nicht aus Versehen den Sekt auf Logans Kleidung verschüttet. Ich war mir ziemlich sicher, dass er das mit Absicht gemacht hatte, weil Mr. Gold es so wollte. Auch wenn das ein Zeichen dafür war, dass ich mich bei ihm mehr Acht geben sollte, wollte ich diese Chance nutzen. Bis jetzt war es die einzige Spur, die ich hatte.
„Ich bin nicht damit einverstanden, dass du alleine zu ihm gehst", wiederholte Logan wieder, als wir vor dem Auto stehen blieben.
„Mir wird nichts passieren", versicherte ich ihm. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen."
Logan sah mich zweifelnd an und ich musste gestehen, dass es jetzt nicht mein bestes Argument war, da ich schon zwei Mal angegriffen wurde und mich nicht verteidigen konnte. Aber Mr. Gold war schon etwas älter und hatte bestimmt nicht so viel Kraft.
„Wirklich", fügte ich nich dazu.
„Dann kommt Nicolas mit", meine Logan bestimmend und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ich muss alleine dahin. Ich weiß, was ich tue", sagte ich und nahm Logans Hand. Ich drückte alle seine Finger runter, bis auf seinen kleinen Finger und hakte den in meinen ein. „Versprochen."
Immer noch skeptisch sah mich Logan an und er sah aus, als würde er etwas sagen wollen, aber ich stieg schnell ins Auto und schlug schnell die Tür hinter mir zu.
„Los, schnell", rief ich zu Nicolas, der mich angrinste. Wahrscheinlich kam es nicht oft vor, dass jemand Logan widersprach.
Noch während wir losfuhren winkte ich Logan zu, der mich besorgt ansah. Schnell zeigte ich ihm noch ein Daumen hoch, bevor ich aus seiner Reichweite war und er mich nicht mehr sehen konnte.
Die Fahr dauerte gefühlt eine Ewigkeit, was daran lag, dass ich ziemlich aufgeregt war. Das könnte die erste richtige Spur zu John sein und der Gedanke daran ihn möglicherweise bald wiedersehen zu können war schon aufregend genug. Dazu kam noch, dass Logan mir die ganze Zeit einredete, wie gefährlich Mr. Gold ist. Was wenn er mir wirklich etwas tut? Mein Plan A war: Renne so schnell wie es geht, ohne zurückzusehen. Einen Plan B hatte ich noch nicht, aber den werde ich mir dann überlegen, wenn Plan A nicht funktionieren wollte, falls es nicht schon zu spät ist.
Hätte ich Logan davon erzählt, hätte er mich nie fahren lassen. So hatte er mich schon fast nicht gehen lassen und wenn er von meinen Verteidigungsplan wusste, hätte er mich bestimmt wieder zurück in die Villa geschliffen oder wäre mitgekommen.
„Wir sind da", unterbrach eine Stimme meine Gedanken und ich blinzelte erschrocken. Nicolas sah mich besorgt an und ich lächelte ihn schnell an, damit er sich nicht zu viele Sorgen machte.
„Willst du wirklich alleine gehen?", fragte mich Nicolas, genau so wie Logan vorhin und ich nickte sofort.
„Ja, ich schaffe das", sagte ich sicher und setzte mich gerade hin. Ich schaffe das. Wie gefährlich sollte ein alter Mann schon sein? Ich hatte einen Plan, auch wenn der nicht der Beste war, aber immerhin hatte ich einen.
„Viel Glück."
„Danke und bis später." Ich stieg aus dem Auto raus und winkte Nicolas zu, während er wegfuhr. Sobald er aus meiner Sichtweite war, sah ich rüber zum Herrenhaus und mein Herz klopfte wie verrückt vor Aufregung. Nervös atmete ich tief ein und aus und ging dann zur Tür, um daneben auf die Klingel zu drücken.
Noch während das Klingeln ertönte, wurde auch schon die Tür aufgemacht und Mr. Gold erschien direkt vor mir.
„Pünktlich wie erwartet", meinte er und lächelte mich breit an. „Kommen Sie doch hinein." Unbeholfen lächelte ich ihn an und betrat das Herrenhaus. Sofort kam eine junge Frau, die mir half meine Jacke auszuziehen und packte sie gleich weg.
„Wie geht es Ihnen?", fragte Mr. Gold höflich.
„Gut, Ihnen?", antwortete ich.
„Danke der Nachfrage, mir geht es vorzüglich, jetzt, wo Sie da sind", meinte er und ich bemühte mich mein Lächeln aufzubehalten. So wie er es sagte, klang es ziemlich gruselig. Mr. Gold lächelte mich an, als würde we auf eine Reaktion von mir warten. Vielleicht sah mein Lächeln nicht echt genug aus, oder genügte ihm einfach nicht. Also setzte ich mir ein breiteres Lächeln auf und hoffte, dass das genug war.
„Letztes Mal hatte ich gar nicht geschafft Ihnen das Herrenhaus zu zeigen." Mr. Gold ging los und schnell folgte ich ihm, aber mit sehr weiten Abstand. Ich verstand nicht, warum er mir das Haus zeigen wollte, aber ich hinterfragte es nicht. Er war meine einzige Hoffnung John zu finden und ich musste diese Information bekommen. Auch wenn es hieß eine Rundtour durch sein Haus zu machen.
Mr. Gold zeigte mir wirklich jedes einzelne Zimmer und nach einer Weile wurde es wirklich anstrengend und langweilig, aber ich lächelte weiter und nickte. Beim letzten und bis jetzt größten Zimmer blieben wir etwas länger.
„Das ist das größte und schönste Zimmer im ganzen Herrenhaus und hat eines der teuersten Möbel", teilte mir Mr. Gold mit und ich nickte. Dieses Mal musste ich ihm vollkommen recht geben. Das Zimmer war wirklich wunderschön eingerichtet. Es war das Traumzimmer jeder Person.
„Du kannst es dir in Ruhe angucken. Wir haben genug Zeit." Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen und ging einmal durch ganze Zimmer. Auch wenn hier anscheinend niemand wohnte war es voll ausgestattet. Es fehlte an nichts. Man könnte hier einfach einziehen und nichts mitnehmen. Klamotten vielleicht, aber sonst ist wirklich alles vorhanden.
Selbst das Badezimmer dazu war riesig und wunderschön. Was mich daran am meisten faszinierte war, dass es statt einer richtigen Badewanne gab es sogar ein großes Becken, was als Pool funktionieren könnte.
„Unser Tee ist fertig", gab Mr. Gold mir bescheid und ich folgte ihm aus dem Zimmer raus ins Wohnzimmer.
Während unser Tee serviert wurde, sah ich aus dem Fenster und beobachtete die Blätter, die langsam von den Bäumen fielen. Herbst gehört zu meinen Lieblingsjahreszeiten mit Winter. Zu dieser Zeit ist alles viel gemütlicher und wäre ich noch im Waisenhaus, würde ich mich nur in meinen Bett einkuscheln und Bücher lesen oder irgendwelche Videos gucken.
Nachdem alles fertig war, deutete Mr. Gold auf das Gebäck mitten im Tisch.
„Bedienen Sie sich."
Aus Höflichkeit nahm ich mir einen Keks und biss hinein, während ich den Gastgeber aus dem Augenwinkel beobachtete. Jetzt war der beste Zeitpunkt, um ihn nach John zu fragen, dich bevor ich etwas sagen konnte, fing Mr. Gold wieder an zu reden.
„Also, wie gefällt dir das Haus?", fragte er mich und ich schluckte schnell den Bissen runter.
„Ihr Haus ist wirklich wunderschön", sagte ich, was auch stimmte. Alles in diesem Herrenhaus war einfach perfekt. Das einzige was mich störte war dieses kalte Gefühl, welches ich nicht genau beschreiben konnte.
„Und das Zimmer, das ich dir zuletzt gezeigt habe?", hakte er nach.
„Ein Traumzimmer, ein besseres Wort gibt es dafür nicht", meinte ich.
„Wenn du willst gehört das Zimmer dir." Ich brauchte zuerst einen Moment, um zu realisieren, was er da gerade gesagt hatte. Zuerst war ich verwirrt und wusste nicht, warum er mir das Zimmer geben wollte, aber dann verstand ich, was er von mir wollte. Mr. Gold versuchte mich zu überreden Logan zu verlassen und hier zu wohnen. Deswegen hatte er mir auch das Haus gezeigt.
„Mein Angebot von letztes Mal gilt immer noch." Er sah mich ernst an, als würde er wirklich wollen, dass ich bei ihm einzog, und zwar um jeden Preis. Aber warum?
„Ähm, warum... warum wollen Sie, dass... dass ich hier einziehe?", fragte ich vorsichtig nach und war mir unsicher, ob ich das fragen sollte oder nicht.
„Du gefällst mir. Wunderschön, bescheiden, klug, mutig, furchtlos. Ich habe von deiner Fluchtversuch gehört und nachdem was ich weiß, trauen sich nicht viele Logans befehle zu missachten", zählte Mr. Gold auf. „Und..."
„Und weil ich eine Halbdämonen bin und somit Dämonen sehen kann", beendete ich seinen Satz und er nickte. Anscheinend gab es nicht so viele Halbdämonen, was sie ziemlich begehrenswert machte.
Auch wenn ich hier alles hatte, was ich brauchte und mehr, konnte ich hier nicht bleiben. Nicolas war mein Adoptivvater und somit musste ich bei ihm bleiben. Ich wollte aber auch nicht von Ann und Logan getrennt werden, jetzt wo ich mich gerade an alles gewöhnt hatte.
„Ich weiß das Angebot sehr zu schätzen, aber ich kann nicht", lehnte ich sein Angebot ab. „Ich möchte ungern von allen anderen getrennt werden, jetzt wo alles gut läuft."
Mr. Gold lächelte, als hätte er die Antwort kommen sehen. „Falls es aber mal nicht so gut läuft, bist du hier immer willkommen."
Ich lächelte ihn kurz an und wechselte jetzt zum eigentlich Thema. „Also, eigentlich bin ich ja hier, weil ich nach jemanden suche", sagte ich schnell, bevor Mr. Gold noch irgendetwas sagen konnte. Kurz holte ich das Foto von gestern aus meiner Hosentasche raus und legte es vor ihm auf dem Tisch. „Dieser Junge hier." Mit meinem Finger zeigte ich auf John ganz hinten in der Ecke. „Er war hier auf eine Feier von Ihnen. Erkennen Sie ihn vielleicht wieder?"
Mr. Gold hob das Bild vom Tisch auf und sah es sich genauer an. Gespannt wartete ich auf irgendeine Reaktion von ihm. In mir sprudelte alles vor Aufregung und Nervosität. Wenn er John jetzt wirklich kannte, würde das meine erste richtige Spur zu John sein.
Sekunden vergingen und er sagte nichts und regte sich auch nicht. Mit jeder Sekunde die verstrich sank auf meine Hoffnung, dass er John wieder erkannte. Mr. Gold schien als würde er sich wirklich versuchen an ihn zu erinnern, aber ihm gelang das anscheinend nicht.
„Nein, leider nicht", sagte Mr. Gold dann nach einer quälenden Zeit und gab mir das Foto wieder. „Ich erinnere mich eigentlich an jeden, aber an ihn leider nicht."
„Wirklich nicht?", hakte ich noch einmal nach. Das konnte nicht sein, dass ich gerade meine einzige Spur verlor. Heute würde ich nicht gehen, bevor ich nicht einen Hinweis hatte. Irgendetwas musste es doch geben.
„Haben Sie vielleicht noch weitere Fotos von diesem Tag, die ich mir angucken kann?"
„Natürlich." Mr. Gold stand auf und ging rüber zu einem Regal. Dort suchte er eine Weile und nahm dann mehrere Fotoalben heraus. Er legte sie vor mir auf den Tisch und ich nahm mir eins während er sich wieder hinsetzte.
Neugierig blätterte ich alle Seiten durch und sah mit die Fotos darin an. Die meistern dieser Fotos zeigten die Feier mit ganz vielen Gästen, die die Zeit genossen. Auf manchen Bildern konnte man auch Logan entdecken, der die Feier auch zu genießen schien. Er lächelte die anderen an und redete mit ihnen, aber ich konnte erkennen, dass er nicht wirklich dort sein wollte. Logan war auf weiteren Fotos noch zu sehen, die ich mir etwas länger ansah, als die anderen. Es war spannend zu sehen, wie Logan mit anderen agierte, da ich die meiste Zeit nur im Haus gehalten wurde. Nicht, dass ich nicht raus dürfte, aber ich hatte so viel zu tun, dass ich es nicht mehr schaffte vor Sonnenuntergang raus zukommen. Da waren die ganzen Unterrichtsstunden und die Vorbereitungen auf den Verlobungsball. Nur ab und zu konnte ich in den Pausen raus, aber dann auch nicht lange und jetzt wo es Herbst ist, würde es nich schneller dunkel werden.
Ich schaute mir noch die anderen Alben durch und wurde immer verzweifelter. Nirgendwo war John zu sehen und ich hatte mir die ganzen Fotos ganz genau angesehen.
Plötzlich klingelte es an der Haustür und Mr. Gold und ich sahen gleichzeitig auf.
„Wer mag das wohl sein?", fragte sich Mr. Gold und dann zu mir. „Eigentlich erwarte ich niemand anderen."
Eine Angestellte kam ins Wohnzimmer und das zwischen mir und Mr. Gold her, als würde sie nicht genau wissen, was sie sagen sollte.
„Mein Herr... Sie haben Besuch... besonderen Besuch", sagte sie schließlich und betonte das Wort besonderen. Ich fragte mich, wer dieser besondere Gast war.
Mr. Gold verstand sofort, was die Angestellte meinte und nickte. „Würdest du einen Moment auf mich warten?", fragte er mich und ich nickte.
„Natürlich", meinte ich und er verließ das Zimmer. Ich wartete einige Sekunden und schlich mich dann zur Tür. Die Neugier ließ mich einfach nicht los und ich wollte wissen, wer es war. Vielleicht war die Person ja auch auf einen der Fotos und somit auf der Feier. Diese Person könnte dann möglicherweise etwas über John wissen.
Vorsichtig warf ich einen kurzen Blick auf den Eingangsbereich und sah als erstes Mr. Gold. Vor ihm konnte ich noch eine Person erkennen, die aber eine Kapuze auf hatte und ich dadurch nicht sein Gesicht sehen konnte. Die Person war groß und hatte breite Schultern. Ich nahm an, dass es ein Junge ist. Seine Hände waren frei und hatten keine Falten, was darauf hindeutete, dass er noch jung war. Würde ich einen besseren Winkel haben, könnte ich wahrscheinlich aus sein Gesicht sehen.
Auf einmal fing mein Handy an zu klingeln, dass sich in meiner Hosentasche befand und ich sprintete schnell zurück zum Sofa, um dort den Anruf anzunehmen.
„Hi Logan", sagte ich und schielte rüber zur Tür, um zu gucken, ob Mr. Gold nach mir schaute oder nicht.
„Wie weit bist du?", fragte er mich und ich konnte aus seiner Stimme hören, dass er mich unbedingt wieder zurück in der Villa haben möchte. Meine Antwort würde ihn wohl nicht ganz gefallen.
„Nicht weit", gestand ich.
„Es wird schon fast dunkel. Ich habe Nicolas geschickt, um dich abzuholen", meinte Logan und ihm schien es egal zu sein, dass ich noch nicht so weit war.
„Aber ich habe noch nicht alles was ich brauche", widersprach ich ihm und flüsterte dabei. „Ich kann noch nicht gehen."
„Es ist dort nicht sicher." Ich fand, dass er ein bisschen übertrieb. Bis jetzt war nichts passiert und wie gefährlich könnte es noch werden?
„Warum nicht?", hakte ich nach.
„Es ist einfach so. Nicolas müsste gleich da sein. Mache dich schon mal bereit. Bis gleich." Dann legte er schon auf. Einfach so. Na ja, dann hatte ich wohl keine andere Wahl.
Mr. Gold kam ins Zimmer und ich stand auf.
„Es tut mir schrecklich Leid, aber ich muss leider nach Hause", entschuldigte ich mich.
„Jetzt schon?" Er sah etwas traurig aus und ich nickte. „Okay, dann bringe ich Sie noch zur Tür."

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