Chapter 17

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Ich verstand es nicht. Egal wie lange ich darüber nachdachte, ich verstand das einfach nicht. Schon seit Tagen habe ich mir darüber Gedanken gemacht, aber ich konnte keine logischen Schlüsse ziehen. Es passte einfach nichts zusammen.
Wie war es möglich, dass Austin die Dämonen hören konnte? Laut Logan konnten nur Halbdämonen Dämonen sehen und hören, aber Austin war kein Halbdämon. Er hatte nicht dieselben lilablauen Augen wie ich. Das war doch das, was Halbdämonen äußerlich von den normalen Menschen unterschied.
Vielleicht gab es doch Menschen mit der Gabe Dämonen zu sehen, ohne Dämonenblut in sich zu tragen. Möglicherweise wurden sie nur vergessen, oder zeigen ihre Gabe nicht und somit weiß niemand von ihrer Existenz. Oder wenn jemand davon wusste, wurde alles dafür getan, dass er es nicht weiter erzählte.
Irgendeine logische Antwort darauf musste es geben. Und ich fand, dass es einigermaßen logisch klang.
„Alice, was machst du hier?", drängte sich eine Stimme durch meinen Kopf und ich zuckte leicht zusammen. Als ich aufsah, erblickte ich Logan direkt über mir, der mich fragend und auch leicht besorgt ansah.
Kurz sah ich mich verwirrt um und bemerkte erst dann, dass ich mitten auf der Treppe saß. Ich wusste selbst nicht mehr ganz, wie ich dazu gekommen war hier zu sitzen.
„Nichts", sagte ich und stellte mich auf. Logan habe ich noch nichts von der ganzen Sache erzählt, weil ich Austin erst mal beobachten wollte. Zuerst wollte ich mir wirklich hundertprozentig sicher sein, dass ich es mir nicht eingebildet hatte.
Nachdem was im Garten passiert war, wollte ich Austin noch mal darauf ansprechen, aber er hatte die ganze Zeit so getan, als würde er nichts wissen. Er hatte einfach total abgeblockt und langsam bekam ich auch das Gefühl, dass er mich mied. Heute hatte ich ihm schon den ganzen Tag gesucht und ihn nicht gefunden.
Langsam zweifelte ich wirklich daran, ob ich mir die Dämonenstimme nicht nur eingebildet hatte. Vielleicht wollte ich diese Stimme auch nur hören, damit ich jemanden hatte, der genau so war wie ich und Austin hatte einfach nur normale Kopfschmerzen gehabt.
Aber je öfters ich mich an diesen Moment erinnere, desto deutlicher höhere ich diese Stimme und desto sicherer werde ich mir, dass ich diese Stimme wirklich gehört habe.
Würde nur Austin mit mir reden, dann könnte ich dieses Problem leichter lösen können und würde dann wissen, was ich jetzt tun sollte, statt mir die ganze Zeit darüber den Kopf zu zerbrechen.
„Wirklich nichts?", hakte Logan nach und ich nickte. Es war klar zu sehen, dass er mir nicht glaubte.
„Wirklich nicht. Es ist alles in Ordnung", versicherte ich ihm. „Weißt du zufällig wo Austin ist?"
„Du verbringst in den letzten Tagen ziemlich viel Zeit mit Austin", merkte er an. „Jedes Mal, wenn wir uns sehen, fragst du immer wo Austin ist. Ist da etwas was ich wissen sollte?"
Ich zögerte. „Nein", meinte ich daraufhin viel zu schnell und ich könnte mir den Kopf gegen die Wand schlagen. Toll gemacht, sagte ich zu mir selbst, das war ja überhaupt nicht auffällig oder so.
„Du bist eine schlechte Lügnerin." Schweigend stand ich ihm gegenüber und wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Es abstreite ging schlecht, da es wirklich sehr offensichtlich war, dass ich gelogen hatte. Aber wenn ich zugab, dass ich gelogen hatte, musste ich ihm die Wahrheit sagen und das würde ich ganz sicher nicht tun, nicht jetzt. Zuerst musste ich noch einmal mit Austin sprechen. Erst wenn ich mir zu hundert Prozent sicher war, würde ich es den anderen sagen. Außerdem brauche ich Beweise. Logan würde mir bestimmt nicht glauben, dass Austin ein Halbdämon ist. Seine Augen hatten nicht die richtige Farbe, was jeder Halbdämon hatte und Logan würde es bestimmt schon längst wissen, wenn etwas außergewöhnliches an Austin war.
Bestimmt würden sie Austin befragen wollen, aber der würde nichts sagen, genau so wie er mir nichts sagte. Ich konnte mir sogar vorstellen, dass er es verneinte und die anderen würden dann langsam an meiner Behauptung zweifeln, wenn sie mir jemals glauben würden. Wenn Austin es Logan vielleicht selbst erzählen würde, dann würde er es mir glauben. Ihm musste auf jeden Fall geholfen werden.
„Alice", sagte Logan sanft und ging eine Treppenstufe hoch. „Du weißt, dass du mir alles sagen kannst?" Zu hören, wie sanft seine Stimme sein konnte war ziemlich ungewohnt. Normalerweise sprach er immer mit dieser kalten, emotionslosen Stimme, woran ich mich schon gewohnt hatte und Logan sprach nur mit der sanften Stimme, wenn er dachte, dass es mir nicht gut ging, so wie bei dem Dämonenangriff vor einigen Wochen.
„Ja, ich weiß und es ist wirklich nichts", sagte ich und versuchte so normal wie möglich zu wirken. „Ich... habe noch etwas zu tun. Ähh... der Ball ist ja bald und ich möchte... ich möchte mich noch vorbereiten." Ich warf Logan noch ein kurzes Lächeln zu und drehte mich schnell um, um die Treppen hochzugehen, aber Logan packte mich am Arm und drehte mich zu ihm um. Dabei stolperte ich und dachte, dass ich auf ihn drauf fallen würde, aber im letzten Moment hielt er mich noch fest. Unsere Gesichter waren nur noch einige Zentimeter entfernt und mein Herz machte einen Aussetzer, bevor es wie verrückt gegen meine Brust hämmerte.
Seine bernsteinfarbenen Augen, sein markantes Gesicht, seine blonden Locken. Alles sah einfach nur perfekt auf und ich fragte mich, wie jemand nur so verdammt gut aussehen konnte. Ich hätte ihn die ganze Zeit ansehen können und mich in seine Augen verloren können, hätte mich Logan nicht so ernst angesehen.
„Versuchst du mir aus dem Weg zu gehen?", fragte er ernst und ich war im ersten Moment total überrascht. Dachte er wirklich, dass ich ihm aus dem Weg ging? Aber wie kam er darauf? Ich hatte nicht daran gedacht, dass er das so aufnehmen könnte. In letzter Zeit hatte ich wirklich viel Zeit damit verbracht Austin zu suchen, aber nicht, weil ich ihm auf den Weg gehen wollte. Außerdem dachte ich, dass Logan das gar nicht bemerken und interessieren würde, was ich hier machte, weil er in letzter Zeit nie zu Hause ist. Logan war immer unterwegs gewesen und war noch nicht mal zu den Mahlzeiten da. Zum Glück hatte ich immer jemanden gefunden, der mit mir essen konnte, damit ich nicht alleine am Tisch saß.
„Logan, du..." Ich schaffte es gar nicht zu Ende gesprochen und schon viel mir Logan in den Weg.
„Ist es, weil ich in den letzten Tagen nicht oft zu Hause war? Hast du dich vernachlässigt gefühlt?", wollte er wissen und sah mir tief in die Augen, als würde er selbst nach einer Antwort suchen wollen.
Diese Nähe machte mich einfach nur verrückt. Sein Geruch drängte sich in mein Bewusstsein und es wurde für mich immer schwerer mich zu konzentrieren je länger wir in dieser Position blieben.
„N-nein, dass ist es nicht", sagte ich und wollte noch eine plausible Antwort für ihm geben, aber ich konnte nicht, aber mir fiel einfach nichts ein, was ich sagen konnte. Mir fiel einfach nichts ein, was ich sagen könnte. Wirklich rein gar nichts.
Logan sah mich erwartungsvoll an und ich hatte das Gefühl irgendetwas sagen zu müssen, aber mir kam einfach nichts in den Kopf.
Die Stille zwischen uns dauerte an und ich konnte spüren wie sich eine gewisse Spannung zwischen uns aufgebaute. Ich wusste nicht wieso, aber wie letzten hatte ich wieder das Verlangen ihn zu küssen. Bis jetzt hatte ich noch niemanden geküsst und hatte auch nie dieses dringende Verlangen gehabt jemanden zu küssen. Aber warum war es bei Logan anders. Es machte mich verrückt und ich wusste nicht was ich tun sollte. Dieses Gefühl wurde immer stärker und in meinem Körper schrie alles danach ihn zu berühren.
Kaum merklich hob ich meine Hand, wobei mein Herz schneller schlug. Zu wissen, dass ich ihn bald berühren kann und seine wärme spüren kann brachte mich um den Verstand. Noch ein kleines Stückchen und dann war es so weit, aber...
Auf halber Strecke erstarrte meine Hand in der Luft und ein anderer Gedanke kam mir in den Kopf, etwas, was stärker ist als das Verlangen Logan zu berühren.
Wie würde er auf diese Berührung reagieren? Würde er es überhaupt zulassen, dass ich ihn berührte, oder würde er mich genau so abweisen wie vor einiger Zeit?
Langsam ließ ich meine Hand sinken und ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herz. Am Ende würde Logan nicht zulassen, dass ich ihn berührte und es wäre besser die unangenehme Situation zu vermeiden.
Schnell drückte ich mich von ihm weg und versuchte mindestens ein Meter Abstand zwischen und zu gewinnen.
„I-ich habe noch etwas zu tun", stotterte ich leicht und ging schnell die Treppen hoch. Erst als ich ganz oben angekommen war, wagte ich es zurück zu gucken. Logan stand immer noch an Ort und Stelle und sah dabei ins Nichts, wo ich eben noch gestanden hatte. Ich konnte nicht genau erkennen, was er gerade dachte, oder was er füllte, doch als ich mich wegdrehte glaubte ich ein kleines Grinsen auf seinen Lippen gesehen zu haben. Ganz leicht hatte sein Mundwinkel mach oben gezuckt, aber ich wusste nicht, ob ich es mir nur eingebildet hatte, was aber ziemlich wahrscheinlich war.
Ohne jemanden vorher zu treffen lang ich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.
Was war nur los mit mir? War ich verrückt geworden? Ich hatte dieses starke Verlangen bis jetzt noch nie. Also warum jetzt? War es nur das Verlangen ihn zu küssen, oder empfand ich noch mehr für ihm? Ich wusste es nicht. Mein Herz schlug schneller, wenn ich bei ihm war, aber war es wirklich Liebe, die ich da fühlte? Logan, war bis jetzt der einzige, der mir jemals so nahe gekommen war. Vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein. Bis jetzt war ich noch nie verliebt gewesen und weiß auch nicht, wie sich so etwas anfühlen sollte.
Außerdem wollte Logan bestimmt nichts von mir. Alles was er von mit wollte war meine Gabe, sonst gäbe es nichts an mir, was mich noch hier behielt. Ohne meine Gabe wäre ich jetzt auch gar nicht hier.
Warum musste meine Gabe alles, was mich hier behielt? Ich wollte mehr sein, als die Halbdämon mit deren Hilfe man Dämonen ausfindig machen konnte. Das war im Moment alles was mich ausmachen. Deshalb verstand ich auch nicht, warum mich Logan als seine Verlobte haben wollte. Wenn er meine Gabe wollte, dann hatte er mich jetzt doch schon. Vielleicht wollte Logan nicht, dass ich in die Hände von niemand anderen gelang?
Mit einer Hand griff ich nach meinem Kissen und schmiss es einmal quer durch den Raum. Wahrscheinlich denke ich darüber viel zu viel mach. Ich bin jetzt hier und das warst. Es gibt bestimmt keine weiteren Hintergedanken oder sowas und ich übertreibe es die ganze Zeit nur.

•••
Hallo!
Est tut mir leid, das so lange nichts kam. Ich gebe mir wirklich mühe so oft es geht zu schreiben, nur finde ich dazu leider nicht die Zeit, da im Moment alles irgendwie auf dem Kopf steht. Hoffentlich verzeiht ihr es mir und bleibt nich dran.
Ich bin ziemlich sicher, dass ich bald wieder regelmäßig ein Update machen kann. Dir Klausurenphase ist auch schon fast um und dann habe ich definitiv mehr Zeit.

Eure Story245

SoullessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt