Chapter 10

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Schwungvoll öffnete ich meinen Schrank und kramte meinen Rucksack heraus. Ich öffnete ihn mit zitternder Hand und fing an alle meine Klamotten hinein zu stopfen. Die die Logan mir gekauft hatte ließ ich im Schrank, da sie mir eh nicht passten.
Nachdem ich all meine Klamotten hatte, sammelte ich noch meine wichtigsten Besitztümer ein und quetschte sie alle in meinen Rucksack, bis nichts mehr rein passte.
Zum Schluss zog ich mir eine Jacke an,  setzte mir meine Käppi auf und schulterte meinen Rucksack.
Ich sah noch mal nach, ob ich nicht irgendetwas wichtiges vergessen hätte und sah auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht und draußen war es stockduster. Hoffentlich würde Logan schlafen, denn ich konnte nicht vorstellen, was passieren würde, wenn er mich erwischte.
Mt zitternder Hand holte ich noch mal mein Handy raus, um die Route zu checken. Laut meinem Handy musste ich einen Kilometer laufen, bis ich an eine Bushalte stelle komme. Es gab dort einen Nachtbus, der um zehn nach Mitternacht kommen würde und in den musste ich einsteigen, um zu Page neuer Wohnung zu kommen zu kommen.
Seit dem ich aus dem Waisenhaus bin, hat sie auch gekündigt und hat sich einen neuen Job gesucht und auch eine neue Wohnung.
Page war für mich die einzige Option, die ich hatte, da ich nirgendwo anders hin konnte. Sie würde mich bestimmt eine Nacht bei ihr schlafen lassen, dann würde ich mir etwas überlegen. Hauptsache ich war weg von diesem Ort.
Ich weiß, dass es nicht richtig war einfach von hier abzuhauen, aber es ging nicht anders. Logan würde mich bestimmt nicht gehen lassen, auch wenn ich ihn nicht gefragt hatte, wusste ich es irgendwie. Außerdem wusste ich nicht, ob ich noch mal dem Tod entkommen konnte. Zuerst der Dämonenangriff und dann nich Matt. Wenn ich noch länger hier blieb würde ich mit Sicherheit verrückt werden. Das hier war einfach nicht meine Welt. Ich passte nicht hier rein. Das ganze Dämonending, ich wollte es einfach nur noch hinter mir lassen und für immer vergessen. Auch wenn ich noch nicht lange hier war, ich hielt es nicht mehr aus. Dazu kam noch die Streitereien mit Logan und die Sache, dass ich seine Verlobte sein sollte.
Ich packte mein Handy weg und schloss meine Augen. Mein Herz schlug wie verrückt und ich versuchte es irgendwie zu beruhigen in dem ich tief ein und aus atmete.
Nachdem es nicht klappte ließ ich es einfach sein und machte alle Lichter in meinem Zimmer aus. Vorsichtig machte ich meine Zimmertür auf und sah mich im dunklen Flur um. Da es dunkle war, konnte ich nicht so gut sehen, aber solange ich nichts sah, was sich bewegte sollte es reichen.
Mit leisen Schritten schlich ich mich aus meinem Zimmer und lief schnell zur Treppe. Auf dem Weg nach unten horchte ich immer wieder auf um sich er zu gehen, dass auch wirklich niemand da war. Ich war jetzt sehr auf meinen Hörsinn angefordert, da meine Augen in der Dunkelheit nicht wirklich funktionierten. Jetzt wünschte ich mir, dass ich noch mehr Dämonenpower hätte außer andere Dämonen sehen zu können. Es wäre bestimmt viel leicht sich hier raus zu schleichen.
Nachdem ich die Treppe geschafft hatte, rannte ich schnell zum Ausgang und wollte die große Tür aufmachen, nur leider war sie verschlossen.
"Verdammt", fluchte ich leise und drehte mich um. Wo könnte ich jetzt noch raus? Wahrscheinlich musste ich aus einem Fenster steigen. Der nächste Raum wäre das Wohnzimmer. Da müsste es klappen.
Also schlich ich mich zum Wohnzimmer, aber blieb einige Meter davor erstarrte stehen. Die Tür war zwar verschlossen, aber das Licht drängte sich durch den Türspalt am Boden und ich wusste sofort, dass da jemand drin war. Also war das Wohnzimmer keine Option.
Fieberhaft überlegte ich, wie ich sonst nich raus könnte. Wie konnte ich nicht an einen Notfallplan denken? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Haustür verschlossen war.
Die Terassentür! Ich rannte schnell zur Hintertür und hielt kur inne, bevor ich sie aufmachte. Hoffentlich war diese Tür offen. 
Doch bevor ich sie öffnen konnte sah ich einen Lichtkegel von draußen Näher kommen. Schnell versteckte ich mich hinter der nächsten Säule und drückte mich fest an die Wand.
Zuerst war ein Schlüsselklappern zu hören und danach, wie eine Tür aufgeht.
Ich hielt meinen Atmen an und versuchte so gut wie keine Geräusche zu machen. Das Klopfen meines wurde lauter und mein Blut rauschte mir durch Ohr.
Gleichmäßige Schritte kamen auf mich zu und gingen glücklicherweise an mir vorbei. Schnell umrundete ich die Säule, sodass ich jetzt zur Tür gucke konnte und die Säule mich vor der Person verdeckte.
Ich wartete, bis die Person weh war und ging rüber zur Tür, die nicht verschlossen war. Ohne zu zögern schlüpfte ich hindurch und rannte durch den Garten zur Straße, dabei achtete ich darauf mich beim Wohnzimmer Fenster zu drücken.
Als ich dort war konnte ich aber nicht anders als einen kurzen Blick hinein zu werfen. Logan stand an einem Regal und guckte sich ein Buch an. Er sah dabei traurig aus und plötzlich bekam ich ein schlechtes Gefühl, weil ich einfach so weglief. Logan hatte auch Gefühle. Ich wüsste gar nicht, wie es wäre, wenn einfach jemand vor mir weglaufen würde. Sicher wäre ich verletzt.
Nein! Heftig schüttelte ich mir meinen Kopf. Ich konnte hier nicht bleiben. Das war nicht meine Welt.
Bevor ich mir es doch noch anders überlegen konnte, rannte ich los. Ich hatte schon genug Zeit verschwendet und wenn ich den Bus noch kriegen wollte, musste ich nun sprinten.
Nach wenigen Metern verfluchte ich mich, dass ich im Sportunterricht so faul war. Hätte ich ordentlich mitgemacht wäre ich bestimmt schneller und nicht so schnell aus der puste.
Ich erinnerte mich wieder daran, wie es viel einfacher gewesen wag, als ich noch nicht in diese Welt geraten bin. Mein Leben wäre nicht im Gefahr und alles wäre so wie immer. Aber ich wäre mein ganzes Leben auf der Suche nach Antworten zu meinen Augen gewesen und
Ich hätte nicht gewusst, was John jetzt machte.
John. Irgendwie werde ich ihn finden, auch ohne Logans Hilfe. Er war derjenige, der mich brauchte und nicht anders rum. Ich konnte Dämonen sehen, er nicht. Das war schon mal ein Vorteil. Mit Sicherheit würde ich es irgendwie schaffen John zu finden, jetzt, wo ich wusste, wo ich anfangen sollte.
Als ich an der Bushaltestelle ankam, schwitze ich am ganzen Körper, nur mein Gesicht war vor Kälte zugefroren.
Zum Glück kam der Bus auch gleich und ich kaufte mir schnell ein Ticket bevor ich mich ganz nach hinten setzte. Während der Bus sich immer weiter vom Logans Villa entfernte, wurde mein schlechtes Gewissen immer stärker.
Was wenn ich jetzt das Falsche tat und nie wieder zurück könnte? Die Frage war leicht zu beantworten. Es gab kein zurück mehr, schon seit dem ich ein Fuß nach draußen gesetzt hatte.
Ich fuhr etwas mehr als eine Stunde, bis ich schließlich ausstieg und zusah wie der Bus wegfuhr. Jetzt spürte ich erst, wie kalt es draußen wirklich war. Leider sind die schönen Sommertage schon um.
Zitternd machte ich mich zu Fuß auf dem Weg zu Pages Wohnung und nach ungefähr dreizig Minuten war ich angekommen. Ich klingelte bei ihrem Namen und wartete einige Sekunden. Zuerst dachte ich, dass sie es einfach ignorieren würde, aber dann hörte ich ihre Stimme.
"Hallo? Wer ist da?", fragte sie verschlagen und ich spürte Erleichterung.
"Page, ich bin's, Alice", sagte ich schnell.
"Alice?" Jetzt klang sie viel wacher und auch alarmiert.
"Ja, ich bin's", wiederholte ich meine Worte von vorhin und im nächsten Moment ertönte ein Summen. Schnell ging ich hinein und mir fiel erst dann ein, dass ich gar nicht wusste, in welchem Stockwerk sie wohnte.
Glücklicherweise musste ich nicht lange überlegen, wenn Page kam in ihrem Pyjama mit einer dicken Decke hu mir gelaufen. Sobald sie mich sah, wurde sie schneller und legte ihre Arme um mich.
"Alice, was machst du hier so spät in der Nacht! Ist etwas passiert? Hat er dir was angetan?", bombardierte sie mich mit Fragen und drückte mich nich fester. Bevor ich antworten konnte, drückte sie sich von mir weg und legte die Decke über mich. "Nein, das ist jetzt egal, komm erst mal in die Wohnung."
Geneinsam gingen wir zu ihrer Wohnung und dort setzte sie mich auf ihre Couch.
"Du hast bestimmt Hunger", meinte Page. "Du siehst auch viel dünner aus als davor. Geben sie wir nicht genug zu essen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht." Logan, Nicolas und Ann würden mich niemals hungern lassen, ganz im Gegenteil. Sie gaben mir mehr als ich jemals bräuchte.
Page ging sofort in die Küche und fing laut den Geräuschen sofort an zu kochen.
Während sie etwas zu essen machte, legte ich meine Sachen ab und kuschelte mich in die Decke. Auch wenn ich erst seit wenigen Minuten hier in Pages Wohnung war, fühlte ich mich schon ziemlich wohl, viel wohler als bei Logan in der Villa. Da war alles so groß und alle machten ihr eigenes Ding.
Als Page fertig war, übergab sie mir den Teller mit Kartoffelpüree mit Fischstäbchen und ein bisschen Spinat. Ohne lange zu überlegen fing ich an zu essen und Page sah mir geduldig zu.
Erst als ich fertig war fing sie an mir fragen zu stellen.
"Warum bist du weggelaufen?", war ihre erste Frage. Ich überlegte eine Weile, wie ich darauf antworten sollte. Sie würde das mit den Dämonen bestimmt nicht verstehen und auch nicht, dass ich laut Logan seine Verlobte war.
"Ich fühle mich da einfach nicht wohl. Alle sind wirklich gut zu mir, aber ich passe da einfach nicht rein", teilte ich ihr mit. Ich erinnerte mich wieder an die kurze Zeit dort und auch an den Streit mit Logan, was mich wieder wütend machte . "Außerdem gibt es da diesen Logan. Ich kann ihn wirklich nicht verstehen! Als ich ihn zuerst kennengelernt habe war nett und ein wahrer Gentleman, aber mit einmal Mal hatte er sich total verändert und ist immer so kalt zu mir gewesen. Es gab auch mal Momente, wo er fürsorglich gewesen ist und so, aber dann, im nächsten Moment hat er sich total verändert und ist wütend auf mich. Heute, oder besser gesagt gestern, haben wir uns wieder gestritten. Ich wollte ihm nur helfen, aber er hat mich nur angeschrieen und gesagt, dass ich mich von den Sachen fern halten soll. Aber ich wollte ihm doch nur helfen!"
Wütend warf ich die Decke weg und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Allein schon der Gedanke daran machte mich unglaublich wütend.
Ich habe noch nie so einen Menschen wie Logan getroffen. Wie konnte mich jemand so wütend machen? Noch nie hatte ich sowas starkes und intensives gefühlt.
Neben mir hörte ich ein kichern und ich drehte mich überrascht zu Page. Ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, warum sie darüber lachen konnte.
"Was ist daran so lustig?", fragte ich und sah sie verwirrt und etwas verletzt an. Sie lachte einfach, obwohl ich mit ihr gerade ernsthaft über meine Gefühle gesprochen hatte.
Erst als Page mich direkt ansah, bemerkte ich, dass Tränen über ihre Wangen flossen.
"Warum weinst du?" Besorgt sah ich sie an und wischte mit meinem Daumen ihre Tränen weg.
"Ich bin nur so glücklich", sagte sie und lachte, während noch mehr Tränen über ihre Wangen flossen.
Okay, das verstand ich nich weniger. Sie weinte vor Freude, obwohl ich mich gerade über etwas aufgeregt hatte.
Page nahm meine Hand in ihre und sah mir in die Augen.
"Weißt du, seit dem ich dich kenne hast du immer nur gelacht. Egal wie sehr dich jemand verletzt hat, selbst als John gegangen war hast du niemanden gezeigt, wie du geweint hast, oder wie du wütend auf ihn warst. Alles was du getan gast war zu lächeln.
Vielleicht hast du es nicht bemerkt, aber nach und nach hast du die Menschen in deiner Nähe aus deinem Herz geschlossen. Jeder konnte dich verletzten, wie er wollte, aber du warst weder traurig noch wütend, weil sie dir egal waren, weil sie nicht in deinem Herzen waren. Ich habe dich all die Jahre beobachtet und kenne dich besser als jeder andere. Dich jetzt so zu sehen, wie du wegen einer einer anderen Person wütend wirst, macht mich unglaublich glücklich, weil du endlich angefangen hast Menschen in dein Herz zu lassen."
Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. Noch nie hatte mir Page so etwas gesagt, aber es machte Sinn, was sie sagte.
"Dieser Logan muss jemand ganz besonderes sein", fügte sie zum Schluss noch hinzu.
Ich wollte mich mit ihr darüber streiten, aber plötzlich bekam ich Kopfschmerzen und die Müdigkeit überkam mich. Auch wurde mir ganz kalt und ich fühlte mich nur noch schwach.
"Page, ich glaube ich sollte jetzt besser schlafen gehen", sagte ich, denn mir ging es wirklich nicht gut.
"Ja, natürlich. Du kannst heute in meinem Bett schlafen. Ich bin hier auf der Couch, wenn du mich brauchst."
"Nein, ich sollte auf der Couch schlafen", meinte ich schnell. "Oder wenn es dir nichts ausmacht, könnten wir zusammen im Bett schlafen."
Page nickte und während sie schon zu Bett ging, machte ich mich bettfertig. Nachdem ich fertig war, legte ich mich zu ihr ins Bett und schlief sofort ein.

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