Chapter 14

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Am nächsten Morgen sah alles wieder halbwegs in Ordnung aus. An einigen Stellen musste noch etwas weggeräumt werden, aber nicht mehr viel.
Etwas nervös machte ich mich mich auf dem Weg zum Esszimmer. Ich wusste nicht, wie ich mich nach gestern nach verhalten sollte. Es ist zwar nichts passiert, aber ich hatte mir irgendwie mehr erhofft und dann hatte er mich noch zurückgewiesen. Wie sollte ich damit umgehen? Eigentlich hatte ich mir vorgenommen so zu tun als wäre gestern Nachts nichts passiert, aber ich wusste jetzt schon, dass ich das nicht konnte.
Als Ann nich heute geweckt hatte und mir beim fertig machen geholfen hatte, hatte sie auch gemeint, dass ich heute nachdenklicher war und etwas neben der Spur. Ich wusste, dass wenn Ann es bemerkt hatte, Logan das ohne Zweifel gleich auffallen würde.
Bevor ich die Tür aufmachte, atmete ich noch einmal tief ein und aus, aber als ich das Zimmer betrat, war Logan gar nicht da. Eigentlich hätte ich mir das denken können, denn gestern Abend war er noch ziemlich lange wach geblieben, um nach der Pflanze zu suchen. Wahrscheinlich schlief er gerade oder war schon auf und arbeitete schon.
Leichte Enttäuschung machte sich in mir breit. Tief in mir drin hatte ich dich irgendwie gehofft Logan zu sehen, trotz dem was gestern passiert war. Es machte mich auch etwas neugierig seine Reaktion zu sehen nach dem was gestern passiert ist. Aber nachdem ich jetzt eine Weile mit ihm zusammen gewohnt hatte, wusste ich, dass er so wie immer sein würde und sich nichts anmerken lassen würde.
Ich setzte mich an meinen gewohnten Platz und fing an mein Frühstück zu essen. Heute gab es Pancakes, die wirklich sehr lecker waren, aber ich hatte nur wenig Appetit. Auch jetzt noch konnte ich nicht aufhören das Geschehen von gestern zu denken und an Page.  Egal wie sehr ich darüber meinen Kopf zerbrach, ich konnte nicht verstehen, warum Mr. Gold wollte, dass ich bei ihm blieb. Was sollte Mr. Gold von mir wollen? Es musste einen Grund haben, warum ich zu ihm ziehen sollte. Ich konnte vor Neugierde platzen. Würde komisch sein, wenn ich ihn anrufen würde und danach fragen würde? Bestimmt, aber ich wollte es doch so sehr wissen.
Außerdem machte mich der Dämonenangriff nich etwas nervös. Manchmal erwischte ich mich selber, wie ich aus dem Fenster starrte, um zu gucken, ob sich draußen Dämonen befanden.
„Möchtest du nicht noch mehr essen?", fragte Nicolas und ich zuckte leicht zusammen. Ich war so in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie er in Zimmer gekommen war.
„Nein, ich kriege nichts mehr runter", antwortete ich und stand auf. „Ann hat gesagt, dass heute etwas wichtiges erledigt werden muss?" Das hatte sie mir von direkt nach dem Aufwachen gesagt, aber ich wusste nicht was, denn Ann wollte mir das nicht verraten. Sie meinte, dass es eine Überraschung wäre.
„Ja, bitte folge mir." Also folgte ich Nicolas durch die Villa.
„Weißt du, wo Logan ist?", fragte ich nach einer Weile. Vielleicht war er ja, auch bei der Überraschung dabei. Irgendwie hoffte ich das, aber auch nicht. Das Verlangen in mir Logan zu sehen wurde größer und ich versuchte es zu unterdrücken. Ich konnte nicht genau zu sagen, wieso, aber ich wollte ihn auf einmal sehen.
„Er ist schon seit sehr früher Stunde wach und arbeitet schon den ganzen Morgen", teilte mir Nicolas mit und ich nickte. Ich hoffte nur, dass er sich nicht überarbeitete. Wenn er es zuließ, würde ich ihm helfen.
„Wir sind da." Wir blieben vor einer großen Tür stehen und ich wusste, dass es einer der Gästezimmer war. Mit viel Schwung öffnete Nicolas die Tür und wir traten hinein.
Das Zimmer war total umgeräumt. Das Bett war weg und insgesamt wurden alle Möbel bei Seite geräumt und in der Mitte befanden sich mehrere Kleiderständer mit unglaublich teuren Kleidern, was ich hetzt schon erkennen konnte. Die Kleider hatten alle unterschiedliche Farben und waren unterschiedlich lang. Langsam bekam ich das Gefühl, dass heute ein sehr anstrengender Tag werden würde.
„Heute findet die Ankleide für deine Ballkleid statt", sagte Nicolas und schloss die Tür wieder. Ann kam hinter einem Kleiderständer hervor und überraschenderweise folgte ihr Page wenig später.
„Ich lasse euch dann mal alleine", meinte Nicolas und verließ das Zimmer wieder.
„Page, was machst du hier?", fragte ich verwirrt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie jemals hierher kommen würde. Woher wusste sie überhaupt, wo ich wohnte. Ein komisches Gefühl überkam mich, welches ich noch nie gefühlt hatte. Normalerweise würde ich mich über Pages Besuch freuen, aber heute konnte ich das nicht.
„Ich dachte, dass ich dir dabei helfen könnte das Kleid auszusuchen. Immerhin kenne ich deinen Geschmack ziemlich gut." Page lächelte mich an, aber ich konnte nicht zurück lächeln. Abwartend sah mich Page an, dich ich sagte nicht. Ich fühlte mich nicht wirklich danach etwas zu sagen.
„Okay", sagte Ann lauter und klatschte in die Hände. „Lasst uns anfangen, sonst werden wir nie fertig."
Ann brachte mir das erste Kleid und ich ging ins Badezimmer, um es anzuprobieren. Das Kleid war lang, gelb und hatte kleine silberne Verziehrungen am Saum.
Nachdem ich es an hatte, ging wieder wieder raus und stellte mich vor den großen Spiegel, der aufgebaut wurde.
„Wie findest du das?" Ann stellte sich zu mir den den Spiegel und betrachtete mich darin. Ich drehte mich nach links und nach rechts, um mir alles genau anzusehen. Das Kleid war schön und passte perfekt.
„Page hat das ausgesucht", meinte Ann glücklich. Noch einmal sah ich mich im Spiegel an und fand das Kleid auf dem zweiten Blick doch nicht mehr so schön wie am Anfang.
„Geht, kann ich das Nächste anprobieren", sagte ich und Ann nickte eifrig.
Die nächsten paar Kleider die ich anprobierte wurden alle von Page ausgesucht. Sie waren alle schön, aber ich war damit nicht zufrieden. Bei jedem Kleid fehlte mir etwas, oder ich mochte etwas nicht. Normalerweise war ich nicht so wählerisch, aber ich wollte, dass es dieses Mal wirklich gut werden sollte.
Ann brachte nich das nächste Kleid und ich probierte es auch an. Als ich wieder vor dem Spiegel stand, bemerkte ich, wie eine Schleife nicht richtig lag. Mühsam versuchte ich an die Schleife zu kommen, aber ich kam da nicht ran.
„Lass mir dir helfen", bot Page an und kam zu mir, um die Schleife zu richten, aber ich machte einen Schritt weg. Page sah mich verletzt an, aber ich ignorierte es.
„Ann, könntest du mir helfen?" Ich ging hu ihr rüber und Ann sah mich etwas verwirrt an, aber sagte nichts dazu.
„Natürlich." Sie warf einen kurzen unsicheren Blick zu Page und half mir die Schleife in die richtige Position zu bringen. „Fertig.
„Danke", sagte ich lächelnd und stellte mich wieder vor dem Spiegel. „Das Kleid ist wirklich wunderschön." Glücklich drehte ich mich im Spiegel hin und her und betrachtete das hellblaue Kleid.
„Ich wusste, dass das dir gefallen würde", meinte Page. „Du hast dir schon immer so ein Kleid gewünscht."
„Aber, irgendetwas stört mich nich an. Diesem Kleid", fühte ich schnell hinzu.
„Haben wir noch ein anderes?" Nach einer Zeit hatte ich aufgehört zu zählen das wievielte Kleid es schon war. Ich drehte mich zu Ann und Page um und sie sahen etwas verzweifelt aus.
„Gefällt dir wirklich keines dieser Kleider?", fragte Ann und sah mich hoffnungsvoll an. „Page hat sehr lange gebraucht um die Kleider für sich auszusuchen."
„Ich dachte, dass sie dir vielleicht gefallen würden", sagte Page und lächelte etwas traurig.
„Anscheinend kennst du meinen Geschmack doch nicht so gut." Das kam einfach so aus meinem Mund und klang viel kälter, als ich es erwartet hatte. In diesem Moment bemerkte ich, dass ich überhaupt nicht ich war. Heute war ich wirklich schrecklich zu Page gewesen, obwohl sie mir nur helfen wollte. Plötzlich bereite ich mein verhalten und wünschte, dass ich nachgedacht hätte, bevor ich mich so benommen hatte.
Im Zimmer blieb es tot still und niemand sagte etwas. Ich wusste, dass Page mich ansah, aber ich konnte sie nicht ansehen. Ich schämte mich zu sehr for mein Verhalten ihr gegenüber.
Ann hatte hingegen überhaupt keine Ahnung was hier gerade vorging und sah zwischen und beiden her. Sie hatte auch die Spannung zwischen uns bemerkt.
„Ich glaube, wir sollten eine Pause machen", meinte Ann. „Ich gehe kurz nach Austin sehen." Dann war sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden.
Nachdem Ann aus dem Zimmer war, ging das Schweigen weiter. Mein Verhalten war wirklich schrecklich gewesen und musste Page bestimmt sehr verletzt haben. Am besten sollte ich mich entschuldigen. Das war jetzt das einzige, was ich machen konnte.
„Page", fing ich an. „Es... es tut mir leid. I-ich habe mich schrecklich verhalten."
„Nein, dass ist schon okay", sagte Page. „Ich kann das verstehen. Es ist meine Schuld. Ich wollte es dir wirklich sagen, aber erst wenn du älter wärst. Eigentlich hatte ich geplant es dir an deinem 18. Geburtstag zu sagen, aber so weit ist es nicht gekommen."
„Ja, du dachtest hier wäre ich besser aufgehoben, da das meine Welt ist. Aber ich hätte trotzdem früher die Wahrheit gewusst. Weißt du, wie schwer es für mich war so angeguckt zu werden und nicht zu wissen warum? Warum ich diese Augen habe? All die Jahre habe ich nach einem Ort gesucht, wo ich hin gehöre, wo ich hinein passte. Ich dachte, dass ich niemals eine Antwort darauf finden würde und du wusstest es die ganze Zeit."
„Es tut mir leid, ich dachte, dass du es nicht verstehen würdest und wie ich es dir erklären sollte, da ich all das nicht sehen kann." Page kam auf mich zu und nahm meine Hände in ihre. „Auch für mich war es schwer zu sehen, wie du von anderen ausgeschlossen wurdest. Am liebsten hätte ich allen gesagt, dass du etwas besonderes bist, als du mehr bist als sie denken. Es tut mir schrecklich leid."
In mir fühlte ich mich, als würde ein großer Druck von mir weggenommen worden und ich schlang meine Arme um Page. Es fühlte sich wirklich gut an alles loszuwerden, was sich in mir aufgestaut hatte. Aber bis vor kurzem wusste ich nicht mal, dass ich das alles in mir hatte.
„Alice, weißt du, wss mich im Moment am glücklichsten macht?", fragte Page und ich schüttelte denn Kopf.
„Nein, was denn?" Ich drückte mich leicht von ihr zurück, um in ihr Gesicht sehen zu können.
„Du hast endlich gelernt dich richtig zu öffnen." Stolz lächelte sie mich an und strich meine Haare zurück.
Plötzlich ging die Zimmertür wieder auf und Nicolas kam ins Zimmer.
„Wir haben einen Snack für die vorbereitet. Wenn Sie mir bitte folgen würden", sagte er und Page und ich sahen uns an. Danach nickten wir beide und folgte Nicolas nach unten.
Auf dem Weg in den Wintergarten kamen wir an der Bibliothek vorbei und dort sah ich Logans blonde Haare.
„Ich komme gleich nach", gab ich beiden bescheid und sie nickten. Leise ging ich in die Bibliothek und sah mich nach Logan um. Er saß auf einer Couch am Kamin und schien tief und fest zu schlafen. Mit leisen kaum hörbaren Schritten ging ich auf ihn zu und setzte mich vorsichtig neben ihm.
Logan sah so friedlich aus wenn er schlief. Er hatte sich diesen Schlag wirklich verdient, immerhin hatte er wahrscheinlich die ganze nach gearbeitet.
Ich lehnte mich rüber zu Logan, um sein Gesicht besser sehen zu können. Sein Gesicht war wirklich wunderschön, egal was er gerade machte, oder welchen Gesichtsausdruck er hatte. Liebend gern würde ich ihn jetzt berühren, vorsichtig mit meinen Fingern über sein Gesicht und seine Haare streichen, aber er würde bestimmt dadurch aufwachen und das wollte ich nicht. Je länger ich ihn aber ansah, desto mehr wollte ich ihn berühren.
Schnell stand ich von der Couch auf und nahm etwas Abstand. Nein, ich sollte Logan jetzt seine Ruhe lassen.
Ich beobachtete Logan noch eine Weile von weitem, bis ich in Richtung Tür ging. Kurz vor der Tür fiel mir aber ein Fotoalbum auf, welches auf einem Tisch lag. Neugierde machte sich in sich breit und der Gedanke daran, dass es vielleicht Fotos von Logan sein könnte als er klein war, verstärkte meine Neugier.
Nur ein kurzer Blick würde wohl nicht schaden.
Aufgeregt öffnete ich das Buch und am Anfang befanden sich da wirklich Fotos von Logan und seiner Familie. Wie es nicht anders zu erwarten war, sahen alle aus seiner Familie ziemlich gut aus. Oft sah man auch Logans Mini-Version mit einem Mädchen, welches ungefähr in seinem Alter war. Das müsste Ann's Tochter sein. Nach den Fotos zur folge standen sich beide ziemlich nahe. Es musste bestimmt schrecklich für Logan gewesen sein all die Menschen zu verlieren, die ihm wichtig waren.
Ich blätterte weiter im Fotoalbum und sah mir weiter die Fotos an. Im hinteren Teil des Albums waren immer weniger Fotos von Logan, sondern eher Fotos von anderen Familien. Also ich nahm an, dass es andere Familien waren, denn neben dem Foto war auch immer ein Wappen dabei. Das mussten bestimmt die anderen Dämonenjäger sein.
Auf einer Seite war sogar ein Bild von Mr. Gold zu finden. Er stand vor seinem Haus und lächelte in die Kamera. Man erkannte sofort, dass er nicht wirklich lächelte. Seine Augen waren kalt und emotionslos.
Im Hintergrund sah man mehrere Luftballons und kleine Zelte, die aufgebaut wurden, was darauf hindeutete, dass da eine Feier stattfand.
Gerade als ich weiter blättern wollte, bemerkte ich einen jungen Mann verschwommen im Hintergrund. Hätte man nicht genau hingesehen, würde man ihn kaum erkennen, da sein Gesicht halb abgeschnitten wurde. Trotzdem wusste ich wer es war. John. Es war John auf dem Foto.

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