Chapter 18

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Hellwach lag ich in meinem Bett und wälzte mich hin und her. Wieder einmal konnte ich die ganze Nach nicht schlafen, aber dieses Mal lag es nicht an Austin oder irgendwelchen Dämonenalpträumen, sondern am Ball.
Heute war es so weit. An diesem Tag würde es bekannt gegeben werden, dass ich Logans Verlobte war und dann gab es kein Zurück mehr. Jeder der Dämonenjäger würde wissen wer ich bin und müsste mich auch dementsprechend verhalten, meinte Logan. Ich gehöre dann offiziell zur oberen Schicht der Dämonenjäger, wie das genannt wurde. Es fühlte sich an, als wäre würde mein Eintritt in irgendeine royale Familie bekannt gegeben werden.
Zum tausendsten Mal gefühlt sah ich auf die Uhr auf meinem Nachtisch und es war sechs Uhr morgens. Jetzt war es mit egal. Ich würde keine Sekunde länger im Bett liegen. Das würde ich gar nicht mehr aushalten. Mein Körper sagte mir, dass ich mich auf irgendeine Art und Weise bewegen musste und alle Energie rauslassen musste, die sich in meinem Körper gestaut haben über dir ganze Nacht. Wirklich, ich fühle mich, als könnte ich locker einen Marathon laufen und danach immer noch nicht erschöpft sein.
Sobald ich die Decke von meinem Körper schlug, spürte ich die eisige Kälte in meinem Zimmer. Weil ich nicht schlafen konnte, hatte ich das Fenster aufgemacht, in der Hoffnung, dass es dann klappen würde, aber es hatte wie man sehen kann nicht geklappt.
Schnell machte ich das Fenster zu und ging rüber zu meinem Kleiderschrank. Dort sichte ich mir einfach einen dicken Pullover raus und eine Jeans, die ich dann anzog. Zum Schluss kam noch eine Winterjacke und dann machte ich mich auch schon auf dem Weg nach draußen.
Ich hatte zwei Stunden Zeit, um zu machen, was ich wollte, bevor Ann kam und mich dazu zwang mich fürs Frühstück fertig zu machen, um dann die letzten organisatorischen Sachen für den Ball zu machen.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass so früh noch niemand wach war, aber es war ganz das Gegenteil. Alle Angestellten des Hauses waren schon auf und machten alles fertig für heute Abend. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Ball so viel Aufwand kosten würde. Aber ich habe noch nie einen Ball geplant, also habe ich keine Ahnung, was man alles machen musst.
Ich nahm den kürzesten Weg nach draußen und sobald ich die Tür aufmachte, bläst mir die kalte Luft ins Gesicht und kriecht durch meinen ganzen Körper. Schnell machte ich die Tür wieder zu, damit es drinnen nicht kalt wird und sah mich draußen um.
Es schneite und der ganze Boden war mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt. In letzter Zeit hatte es ziemlich oft geschneit, was wirklich toll war. Ich liebte den Schnee, weil alles einfach wunderschön aussah. Aber noch mehr liebte ich es auf den frischen Schnee zu laufen, wo noch kein anderer seine Spuren hinterlassen hatte.
Zum Glück war Logans Garten groß genug, um dort einen Spaziergang zu machen. Der war wirklich unglaublich groß und ich fragte mich, wie viele Leute es wohl brauchen würde den in Stand zu halten. Es mussten mehr als fünf sein, schätzte ich. Aber sie haben Glück, dass sie Winter nichts machen müssen, wenn überall Schnee liegt. In den anderen drei Jahreszeiten haben sie schon genug zu tun.
Während ich über den weißen Schnee ging überlegte ich, wie es sein muss von Anfang an in so einer Welt aufgewachsen zu sein. Schon als keines Kind lernt man diese schrecklichen Sachen und muss sich auch mit den Dämonen befassen. Ich fragte mich, wie es sein musste als Kind sowas gesehen zu haben. Es muss doch schrecklich gewesen sein. Selbst jetzt fand ich es noch schlimm und komme damit gerade so klar. Wie musste es für ein kleines Kind sein? Aber eigentlich konnten dir Menschen die Dämonen nicht hören und sehen. Für sie waren sie wie normale Menschen. Es musst aber bestimmt noch schrecklicher sein den Menschen sterben zu sehen und nicht das dunkle Monster, welches sie eigentlich sind. Ich könnte es mir gar nicht ausmalen, wie es für mich wäre einen Menschen umzubringen, oder zumindest zu sehen, wie ich einen Menschen umbringe. Wäre es aber weniger schlimm einen Dämonen umzubringen? Ich wusste es nicht, denn ich hatte noch niemanden umgebracht und das hatte ich auch nicht vor. Na ja, aber in der Welt der Dämonenjäger zu leben, war schon mal eine schlechte Voraussetzung dafür. Ich wusste auch nicht, ob ich das könnte. Jetzt war es für mich unvorstellbar, aber was wenn ich mal wirklich vor einem Dämonen stehe und es nur diesen Ausweg gab?
„Alice", erklang eine tiefe Stimme und erschrocken drehte ich mich um. Es war Nicolas.
„Du hast mich erschrocken", sagte ich und hielt mir eine Hand ans Herz, dass raste.
„Es tut mir leid, das war nicht meine Absicht", meinte er und trat neben mich. „Wie geht es dir?"
„Gut, würde ich sagen." Nicolas sah mich fragend an. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich weiß auch nicht, wie ich mich fühlen soll. Soll ich mich freuen, weil ich mich verlobe? Oder soll ich am Boden zerstört sein, weil ich auf eine gewisse Art dazu gezwungen wurde? Ich... in mir fühlt es sich einfach leer an. Nichts von dem trifft zu", versuchte es ich ihm zu erklären.
Nicolas nickte, als hätte er verstanden, was ich damit sagen wollte. Ich war mir aber selbst nicht mal sicher, ob ich es verstehen würde, was ich gerade gesagt hatte.
„Mache dir nicht all zu viele Gedanken drum", riet er mir. „Es ist nur ein Verlobungsball."
„Nur?", hakte ich nach. So wie er es sagte war eine Verlobung nichts wichtiges. Als wäre es nur nebensächlich.
„Ja. Ihr seid nur verlobt, was nicht bedeuten muss, dass ihr heiraten werdet", erwiderte Nicolas.
„Nicht?" Jetzt war ich wirklich verwirrt. Warum sollte sich Logan mit mir verloben wollen, wenn er mich nicht heiraten möchte? Was sollte also all das bringen? War das nur eine Täuschung für die anderen Dämonenjäger? Aber was sollte das Ziel davon sein?
„Was glaubst du ist Logan für ein Mensch?", wollte Nicolas wissen..., oder auch nicht. Denn er redet einfach weiter, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. „Egal wie kalt und abweisend er dir auch vorkommen mag. Er würde dich niemals zwingen ihn zu heiraten. Nur wenn du aus freien Stücken dazu zustimmst, wird er dich heiraten."
Ich nickte. Bis jetzt hatte ich nur daran gedacht, wie es wäre Logan zu heiraten, aber ich hatte nicht daran gedacht, ihn nicht zu heiraten. Nicolas hatte recht. Eine Verlobung war nur eine Verlobung, nicht gleich eine Hochzeit.
„Bleibe nicht zu lange draußen, sonst wirst du noch krank", sagte mir Nicolas noch, bevor er sich von mir entfernte und zurück in die Villa ging.
Wie konnte ich die ganze Zeit davon ausgehen, dass ich ihn direkt heiraten würde? Ich musste ihn nicht heiraten, was hieß, dass ich von hier weggehen könnte und all diese schrecklichen Sachen nicht mehr sehen musste. Bevor ich ging musste ich aber John finden und das ging nur mit Logans Hilfe.
Trotzdem war mir immer noch unklar, warum Logan mich als seine Verlobte wollte, wenn er mich niemals zur Hochzeit zwingen würde. Was brachte es ihm?
Ich blieb noch eine Weile stehen und starrte einfach ins Leere, während ich über diese Frage nachdachte. Nach einer Weile verlor ich jegliches Gefühl für Zeit. Es hatte schon längst aufgehört zu schneien und meine Hände und Füße waren schon gar nicht mehr zu spüren vor Kälte. Erst als sich etwas vor mir bewegte, schreckte ich hoch und sah direkt in Logans bernsteinfarbenen Augen.
„Logan", hauchte ich und man sah meinen Atem in der Luft.
„Wie lange stehst du hier schon?", fragte mich Logan und ich zuckte mit den Schultern, was nicht so leicht ging, da mein Körper ganz steif vor Kälte war.
„Ich weiß es nicht. Aber schon eine ganze Weile", nahm ich durch die Starre meines Körpers an. „Was machst du hier?"
„Das sollte ich eher dich fragen. Warum stehst du so eine lange Zeit bei dieser Kälte draußen?", gab er mir die Frage zurück.
„Ich konnte nicht mehr schlafen", antwortete ich. Mit Logan konnte ich ganz bestimmt nicht über meine Gefühle reden. Er war immerhin derjenige, der mich verwirrte und bestimmt würde er mich noch mehr verwirren, wenn ich mit ihm darüber spräche. Oder er würde mir keine Antwort geben und ich wäre genau da wo ich angefangen habe.
Völlig unerwartet nahm Logan seinen Schal ab und legte ihn um meinen Hals. Noch bevor der Schal um meinem Hals lag, umhüllte mich seinen Geruch und ohne es zu wissen nahm ich einen tiefen Atemzug, um alles in mir aufzunehmen. Die Wärme, die sich noch im Schal befand taute meine gefrorene Haut auf und am liebsten würde ich den Schal noch fester um mich wickeln.
Danach geschah etwas, was ich noch weniger erwartete. Logan nahm meine Hand in seine und erst in diesem Moment bemerkte ich, wie kalt meine Hände waren. Sie waren so kalt, dass ich sie nicht mal richtig bewegen konnte und als Logans warme Hand meine berührte fing es leicht an zu brennen.
In meinem Kopf schlugen alle Glocken Allarm und ich konnte nicht fassen, was gerade vor sich ging. Das war das erste Mal, dass Logan mich anfasste. Ging es ihm heute nicht so gut? Habe ich etwas verpasst? Ist irgendwas passiert, wovon ich wissen sollte?
Ich stand da einfach und sah zu, wie Logan seinen Daumen über meinen Handrücken kreisen ließ. Das konnte nur ein Traum sein. Warum sollte er mich plötzlich so zärtlich berühren?
Fragend sah ich in sein Gesicht und konnte in seinen Augen Zufriedenheit sehen, als wäre alles perfekt für diesen Moment. Auch sah es fast so aus, als hätte er etwas erreicht oder gefunden, was er schon seit Ewigkeiten gesucht hatte.
Was war es, was ihn so glücklich machte? Meine Neugier entfachte und ich wollte unbedingt wissen, was es war. Ist heute im frühen Morgen schon etwas passiert? Oder liegt es an dem heuten Ball? War er glücklich darüber, dass ich ab heute offiziell seine Verlobte war? Bei den Gedanken fing mein Herz an zu rasen und ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu halten, denn ich war mir sicher, dass Logan es sofort bemerken würde. Die Kälte machte meinem Atem sichtbar und ich wollte nicht, dass Logan wusste, wie es in mir vor ging. Er sollte nicht wissen, dass er mein Herz zum rasen brachte und alles in mir verrückt spielen ließ.
Ich wusste, dass das was jetzt auch immer zwischen und war, nur für diesen Moment hielt. Danach würde ich das hier nie wieder erleben, denn Logan würde das bestimmt nicht noch mal zulassen.
„Alice", fing Logan an und ich sah gespannt zu ihm auf. Die Spannung stieg mit jeder Sekunde immer weiter an, bis ich das Gefühl hatte vor Neugier zu platzen. „Du musst wissen, dass du für mich mehr bist, als nur ein Werkzeug. Es ist nicht nur deine Gabe, die ich haben möchte." Sekunden vergingen und ich wartete darauf, dass noch etwas kommt, aber es kam nichts mehr. Das war wohl alles was er mir sagen wollte, aber mehr sollte ich auch nicht erwarten. Es war Logan und zu wissen, dass ich nicht nur ein Werkzeug war und meine Gabe nicht alles war, was mich aus machte brachte nich schon ein ganzes Stück weiter in der Frage, warum er mich hier haben wollte. Aber es machte auch alles fragwürdiger. Wenn es nicht meine Gabe war, was dann? Logan und ich kannten und erst seit Kurzem.
Vielleicht konnte ich ihn fragen, was der Grund war, warum er mich als seine Verlobte haben wollte. Jetzt schien der perfekte Moment zu sein, aber was, wenn es alles zerstört?
„Wenn..."
„Frühstück ist fertig!", hörte ich Ann rufen und unterbrach damit meine Frage. Logan sah zu ihr rüber und dann zu mir.
„Wir sollten reingehen, bevor du hier noch erfrierst", meinte er und ich nickte einfach. Logan ließ meine Hand los und gemeinsam gingen wir ins Haus.
Der Moment war jetzt sowieso vorbei, da brauchte ich es auch nicht noch mal versuchen. Irgendwann kommt passende Moment und dann würde ich ihn fragen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 18, 2017 ⏰

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