Kapitel 1

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Chloe:

In meiner Hosentasche nehme ich ein sanftes Vibrieren wahr. Ich hole mein Handy raus und schaue erwartungsvoll aufs Display. Mein Herz klopft wild und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Es ist eine Nachricht von Beca. “Hey Chlo, hast du kurz Zeit für mich? Ich brauche etwas Hilfe bei nem neuen Mix… Bin nicht ganz zufrieden damit… Vielleicht hast du ja ne Idee?...” “Ich komme sofort, Becs! Gib mir 5 Minuten, dann bin ich da!”, antworte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich packe mein Handy zurück in meine Hosentasche und blicke ein letztes Mal auf den See, bevor ich mich auf dem Weg zu Beca mache. Manchmal tut es einfach gut, sich alleine an den wunderschönen See zu setzen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Jedes Mal, wenn ich hier sitze, kreisen meine Gedanken um Beca. Na gut, eigentlich denke ich 24/7 an sie, aber hier habe ich einfach meine Ruhe und kann diese Gedanken sortieren. Hier bin ich auch vor fast 4 Jahren zu der Erkenntnis gekommen, dass ich Gefühle für Beca habe. 4 Jahre… So lange liebe ich sie schon? 3 qualvolle Jahre, in denen Beca mit Jesse zusammen ist… Der Kuss von den beiden nach unserer ersten gewonnenen Meisterschaft, war ein richtiger Stich ins Herz. Ich hatte geglaubt, dass sie auch was für mich empfindet oder dass ich wenigstens eine Chance bei ihr hatte. Ich wollte ihr an dem Abend meine Liebe gestehen und war mir ziemlich sicher, dass sie meine Gefühle erwidern wird. Ich wollte sie zu diesem Ort hier führen und dann vorsichtig erklären, was ich fühle, wenn ich an sie denke. Doch der Kuss hatte einfach alles zerstört. Mein Herz hörte für einige Sekunden auf zu schlagen und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es fühlte sich an, als würde ich fallen. In ein großes, nachtschwarzes Loch, aus dessen man nie wieder rauskommt. Die eben noch vorhandene Freude über den Sieg war mit einem Schlag verflogen. Bei der Siegerehrung umarmte mich Beca, doch ich konnte diese Umarmung nicht erwidern. Ich ließ meine Arme einfach hängen. Vor lauter Freude, hatte sie es gar nicht mitbekommen und umarmte direkt danach Aubrey und freute sich weiter. Ich schaute stumpf ins Publikum, das Laut jubelte. Mein Blick fiel auf Jesse, der mit seinen Händen ein Herz für Beca formte. Sofort bekam ich wieder Tränen in den Augen und spürte einen fetten Kloß im Hals.

Jedes Mal, wenn ich daran denke, muss ich weinen. So wie jetzt. Ich spüre, wie eine Träne meine Wange runter kullert. Schnell wische ich sie weg und versuche die restlichen Tränen zu unterdücken, da ich nicht mit verweinten Augen zu Beca gehen möchte. Trotz der Beziehung mit Jesse, die mir unendlich weh tut, habe ich nie aufgehört, Beca zu lieben. Die Gefühle wurden leider sogar immer stärker. Es wurde so unerträglich, dass ich immer wieder Andeutungen machte, da ich meine Gefühle nicht ganz verschweigen wollte und sie gleichzeitig auch nicht komplett gestehen wollte, da ich Angst hatte, dass unsere Freundschaft darunter leiden wird. Eigentlich müsste sie es mittlerweile merken, dass ich was für sie empfinde. Spätestens nach der ersten Nacht in Aubreys Camp, hätte es bei ihr im Kopf Klick gemacht haben müssen. Ich hatte ihr gesagt, dass ich es bereut habe, nicht mehr herumexperimentiert zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob sie verstanden hat, dass ich damit meine Sexualität meinte. Ich wollte ihr damit irgendwie versteckt mitteilen, dass ich sie anziehend finde und Gefühle für sie habe. Wären die Anderen an diesem Abend nicht da gewesen, hätte ich wahrscheinlich meine kompletten Gefühle offen gestanden.

Ich muss etwas schmunzeln, da ich gerade an Amys Aussage “Ihr seid Beca und Chloe und zusammen seid ihr Bloe!” denken musste. Leider war dies auch nur freundschaftlich gemeint… Obwohl… Bei Amy kann man sich da nie so sicher sein, wie sie etwas genau meint… Wieder schmunzle ich etwas. Ich erblicke das Bella-Haus. Beca, ich komme! Mit einem Schlag bin ich wieder glücklich und ich beschleunige meine Schritte. Dort angekommen, schließe ich die Haustür hinter mir und schaue in den Spiegel, der im Flur hängt. Meine Augen sehen ein wenig rot und geschwollen aus… Naja, vielleicht bemerkt Beca es ja nicht… - Hoffentlich! Ich höre Schritte, die die Treppe runterkommen. Ich drehe mich schnell um und erblicke Becas wunderschönes Gesicht. “Da bist du ja! Cool, dass du mir hilfst!”, grüßt sie mich. Ein breites Grinsen huscht über mein Gesicht und ich spüre die Schmetterlinge im Bauch. “Natürlich helfe ich dir!”, antworte ich glücklich. Beca lächelt mich an und fordert mich auf, ihr nach oben in ihr Zimmer zu folgen. Als ich die Tür ihres Zimmers hinter mir schließe, schaut mich Beca verwundert an. “Hast du geweint?”, fragt sie mich. Mist! Sie hat es also doch bemerkt. “Ne, äh mir ist auf dem Weg hierher nur irgendwas ins Auge geflogen… Alles gut!”, lüge ich. “Achso.”, gibt sich Beca mit der Antwort zufrieden. Sie setzt sich auf ihr Bett, wo schon ihr Laptop und ihre Kopfhörer liegen und klopft mit der Hand neben sich, um mir zu signalisieren, dass ich mich zu ihr setzen soll. Ich fange wieder ungewollt an zu lächeln und lasse mich vorsichtig auf ihr Bett sinken. Da ich etwas größer und somit auch schwerer als Beca bin, kippt sie aufgrund meines Gewichtes, das die Matratze an der Stelle niedriger macht, gegen mich. Sofort fängt mein ganzer Körper an zu kribbeln, wie jedes Mal, wenn ich sie berühre. “Ups, sorry!”, lacht sie. “Alles gut!”, lächle ich sie überglücklich an. Sie rückt wieder ein Stück zurück. Schade. “Hier, hör dir das mal an. Ich finde es eigentlich gut, aber irgendwas fehlt… Das klingt noch zu langweilig”, sagt sie und reicht mir dabei ihre Kopfhörer.

Beca und ich sitzen schon seit einer Stunde an ihrem Mix. Ich genieße in vollen Zügen die Nähe zu ihr und die ganzen Schmetterlinge im Bauch. Solche Momente, wo ich mit ihr alleine bin, lassen mich alles um mich herum vergessen. Auch den ganzen Kummer, den ich durch die unerwiderte Liebe habe. Ich vergesse in diesen Momenten, dass Beca mit Jesse zusammen ist und fühle mich wie die glücklichste Frau auf Erden.

Plötzlich geht die Tür auf. “Na, was macht ihr zwei Turteltäubchen wieder?”. Amy! Mein Gesicht muss so rot sein, wie eine Tomate. Amy war, wie eigentlich immer, einfach ins Zimmer geplatzt. “Amy, da läuft nichts zwischen mir und Chloe!”, höre ich Beca genervt neben mir sagen. Autsch, das tut weh, auch wenn es nur die Wahrheit ist. Meine gute Laune verschwindet wieder. “Ist klar!”, zeigt sich Amy unbeeindruckt und grinst dabei frech. Beca fühlt sich dadurch nur provoziert. “Da läuft echt nichts! Du weißt genau, dass ich mit Jesse zusammen bin! Ich liebe Chloe nicht! Chloe und ich sind nur Freunde! Oder Chloe?”, entgegnet sie etwas wütend. Autsch, das tut noch mehr weh. Ich muss mich zusammenreißen nicht wieder zu weinen. “Äh… Ja wir… sind nur… Freunde, Amy.”, stimme ich Beca mit leiser und etwas trauriger Stimme zu. Ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, sie würde meine Liebe erwidern, sodass wir bis an unser Lebensende zusammen sein könnten. “Ist ja gut!”, reißt mich Amy aus meinen Gedanken “War doch nur Spaß! Brauchst nicht gleich wütend werden, Mitchell!”. “Sorry Amy.”, entschuldigt sich Beca bei ihr. “Ist schon gut. Ich geh dann mal wieder.”, verabschiedet sich Amy wieder und verlässt wieder den Raum.

Beca:

Was hat Amy immer mit ihrem sogenannten “Bloe”!? Chloe und ich sind nicht zusammen und wir stehen auch nicht aufeinander! Wie kommt sie nur darauf? Sie nervt mich so oft damit. Jedes Mal, wenn Chloe und ich zusammen etwas unternehmen oder auch einfach nur nebeneinander stehen und reden, kommt sie mit ihrer “Bloe”-Nummer. Ich liebe Jesse und nicht Chloe! Und Chloe steht auch nicht auf mich! Das ist alles einfach nur totaler Quatsch!

“Ich geh dann mal.”, holt mich Chloe aus meinen Gedanken und steht dabei auf. Was? Wieso will sie denn jetzt schon gehen? “Okay, danke, dass du mir geholfen hast! Das klingt jetzt echt gut!”, danke ich ihr für die Hilfe. Sie nickt mir nur kurz zu ohne mich einmal anzulächeln und verlässt das Zimmer. Wieso ist sie plötzlich so komisch?

Chloe:

Ich habe es nicht länger bei ihr ausgehalten. Mir ist es ja mehr als bewusst, dass sie nichts für mich empfindet, aber es ist trotzdem jedes Mal aufs Neue ein Schlag ins Gesicht, wenn sie genau dies bestätigt. Wann höre ich endlich auf, Gefühle für sie zu haben? Ich halte es nicht mehr aus! Das Leben ist so unfair. Ich lege mich in mein Bett und höre alleine und ungestört Musik. Es hat seine Vorteile, sein eigenes Zimmer zu haben. Gegen 20 Uhr verlasse ich mein Zimmer, um mit den anderen abend zu essen.

Liebe tut weh - BechloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt