Kapitel 17

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Chloe:

In einer halben Stunde kommt Beca von ihrem Praktikum wieder. Dann machen wir uns endlich den schönen Abend zu zweit. Es werden bestimmt ein paar schöne Stunden ohne Jesse, in denen ich glücklich sein kann und Beca und ich einfach alleine sind. Noch immer bin ich mir nicht ganz sicher, ob es das Richtige ist, einfach so wie vorher weiterzumachen, als wüsste sie nichts von meinen Gefühlen… Irgendwie muss ich mich ja auch von ihr lösen können und wenn wir uns ständig sehen und was zu zweit unternehmen, ist das nicht gerade hilfreich… Aber komplett aus meinem Leben kann ich sie auch nicht streichen, da wir beide  zu den Bellas gehören und ich sie wirklich brauche… Dann doch lieber versuchen, dass unsere Freundschaft erhalten bleibt. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Chloe. Genieße einfach diesen Abend!”, ermahne ich mich selbst “Sei froh, dass sie sich den Abend nur für dich Zeit nimmt!”. Dies lässt mich etwas schmunzeln. Beca hat sich dieses Mal wirklich nur für mich Zeit genommen. Nicht für Jesse, sondern für mich! Nur für mich!

Beca:

Endlich Feierabend! Ich habe mich schon den ganzen Tag lang auf den Abend mit Chloe gefreut! Ich kann‘s kaum erwarten, endlich bei ihr zu sein! Ich bin vorhin zu einem Entschluss gekommen: Ich gestehe heute Chloe meine Gefühle. Ich hätte es viel eher merken müssen, dass ich nicht Jesse, sondern Chloe liebe… Der Moment gestern auf der Bühne hat mir meine Augen geöffnet. Ich liebe Chloe! Sie musste so lange leiden, nur weil ich zu dumm war, es zu erkennen, dass ich mich in sie verliebt habe. Deswegen wird es jetzt Zeit, dass sie die Wahrheit erfährt! Bevor es noch zu spät wird und sie keine Gefühle mehr für mich hat. Hoffentlich ist es nicht schon dazu gekommen! Sonst werde ich diejenige mit Liebeskummer sein. Naja verdient hätte ich das ja schon irgendwie… Was soll‘s… Ich muss jetzt auf jeden Fall erst mal sofort zu Jesse und mit ihm Schluss machen! Das sollte ich schon noch machen, bevor ich Chloe meine Gefühle gestehe. Ich hole mein Handy aus meiner Tasche und schreibe Chloe noch schnell eine Nachricht. „Hoffentlich ist sie mir nicht böse…“, murmle ich vor mich hin und mache mich auf den Weg zu Jesse. Ich bin so aufgeregt, wie nie zuvor.

Chloe:

Noch 10 Minuten. Ich erledige die letzten Vorbereitungen. Ich habe ganz viele Kissen und zwei kuschelige Decken auf mein Bett gelegt und ein paar Kerzen angezündet, damit wir es gleich schön gemütlich haben. Gegenüber von meinem Bett habe ich meinen Laptop aufgestellt, damit wir den Film gucken können. Unglaublich, dass ich sie überreden konnte, einen Film mit mir zu schauen! Auf meinem Nachttisch stehen mehrere Schüsseln mit Popcorn, Chips und anderem Süßkram und Knabberzeug, damit wir nicht verhungern müssen. Das wird bestimmt ein toller Abend! Zufrieden stemme ich meine Hände in die Hüfte und begutachte lächelnd mein Zimmer. Mein Handy vibriert. Ich schaue aufs Display und erschaudere etwas. Beca… Wieso schreibt sie mir? Ich öffne mit zitternder Hand ihre Nachricht: „Sorry, komme später. Bin noch bei Jesse. Könnte noch etwas dauern. Tut mir leid…” Für einen kurzen Moment hört mein Herz auf zu schlagen. Mir ist eiskalt und schwindelig. Ich lasse mich entsetzt aufs Bett fallen. Ich kann es nicht fassen! Tränen bilden sich in meinen Augen und mein Herz fühlt sich so an, als würde es in tausend Teile zerspringen. Wie kann sie nur?! Sie hat es mir versprochen, dass der Abend nur uns gehört! Plötzlich überkommt mich große Wut. Ich reiße mit viel Schwung die Schüsseln vom Nachttisch runter. Die ganzen Süßigkeiten fliegen erst quer durchs ganze Zimmer und liegen nun über den ganzen Boden verstreut. Zum Glück waren es Plastikschüsseln... Eine von ihnen rollt noch über den Boden und kippt dann gegen meine Füße. Ich puste schnell die ganzen Kerzen aus und verlasse immer noch wütend den chaotischen Raum. Ich knalle die Tür laut hinter mir zu. Das haben bestimmt auch die anderen Bellas mitbekommen… Cynthia Rose streckt verwirrt den Kopf aus ihrem Zimmer. „Jo Chloe, was ist los? Was soll dieser Aufstand?”, fragt sie mich ein wenig entsetzt. Ich sage nichts. Ich habe einen fetten Kloß im Hals und ich spüre, wie sich erneut Tränen in meinen Augen bilden. Meine Sicht ist dadurch total verschwommen. Ich gehe schnell und schluchzend an Cynthia vorbei und renne die Treppen runter. Ich reiße die Haustür auf und verschwinde raus in die Nacht. Ich muss hier weg!

Beca:

Ich habs geschafft! Die Trennung ist endlich hinter mir! Auch wenn ich Jesse nicht (mehr?) liebe, tat es mir sehr leid, ihm mitzuteilen, dass es mit uns vorbei ist. Er ist mir trotzdem als sehr guter Kumpel wichtig und deswegen tue ich ihm nur ungern so weh. Ich habe seinen taurigen Blick noch vor mir… Ich muss jetzt unbedingt und endlich zu Chloe, um alles zu Ende zu bringen! Wenige Meter vor mir sehe ich auch schon das Bella-Haus. Endlich dort angekommen schließe ich schnell die Tür auf und renne die Treppen hoch. Ich gehe schnurstracks auf Chloes Zimmer zu und klopfe an. Mein Herz pocht mir bis zum Hals. Wie soll ich es ihr sagen? Ich bin so aufgeregt! Noch aufgeregter, als vorhin. Moment mal! Wieso reagiert Chloe nicht? Total verwirrt öffne ich vorsichtig die Tür einen Spalt weit. „Choe?“, frage ich vorsichtig und strecke meinen Kopf ins Zimmer. Was ist denn das? Ich öffne die Tür komplett und stehe mit offenem Mund da. Das Zimmer ist total verwüstet. Auf dem Boden liegen überall Chips, Popcorn, Süßigkeiten und Schüsseln rum. Das Zimmer riecht nach Kerzenwachs wegen der ganzen Kerzen und auf Chloes Bett liegen ganz viele weiche Kissen und zwei dicke Wolldecken. Der Laptop steht gegenüber vom Bett und ist eingeschaltet, doch von Chloe ist nichts zu sehen. „Was zum…“. Ich bin total entsetzt. Was ist hier nur passiert?! „Chloe ist vorhin irgendwie total ausgerastet.“, höre ich Cynthias Stimme hinter mir sagen. „Ich habe keine Ahnung warum. Sie hat die Tür hinter sich zugeknallt und als ich sie gefragt habe, was los ist, ist sie weinend nach draußen gerannt.“, führt sie fort. „Weißt du wohin sie gegangen ist?“, frage ich sie hoffnungsvoll, doch Cynthia zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, tut mir leid.“. Ich denke nach. Wo könnte sie nur sein? Ich hab’s! Ich drücke mich an Cynthia vorbei und renne nach draußen. Ich glaube, ich weiß wo sie ist.

Chloe:

Alleine sitze ich mal wieder an meinem Platz am See. Wo auch sonst. Ich musste gar nicht drüber nachdenken, wo ich hinwollte. Hierhin komme ich immer automatisch, wenn ich meine Ruhe brauche. Meine Wut ist mittlerweile verflogen. Jetzt bin ich einfach nur unsagbar traurig. Mein ganzer Körper zittert und ich bin laut am Weinen und Schluchzen. Ich hole kurz etwas Luft, um etwas runterzukommen. Ich kann nicht mehr! Ich halte das alles einfach nicht mehr aus! Sie hat es mir versprochen, dass sie mich nie alleine lässt, dass sie mich immer auf einer freundschaftlichen Art lieben wird. Genauso wie unseren gemeinsamen Abend, auf den ich mich so gefreut habe. Aber stattdessen geht sie lieber zu ihrem Jesse… Ich bin ihr sowas von egal! Sie lügt mich einfach nur an. Es tut so weh! Sie macht mich kaputt! Sie weiß nicht, was sie da mit mir macht… Ich habe mir ihr zu liebe so viel Mühe für unsere Freundschaft gegeben, doch sie lässt mich einfach im Stich! Erneut breche ich lauthals in Tränen aus. Mein Herz tut so weh. Es wurde schon so oft gebrochen und ich habe es jedes Mal erneut irgendwie zusammengeflickt, doch jetzt ist es einfach nicht mehr zu retten. Es ist so kaputt, dass nichts und niemand auf der Welt es wieder reparieren kann.         

I hate you I love you

I hate that I love you

Don’t want to but I can’t put nobody else above you

Ich habe einfach angefangen zu singen. So wie immer, wenn ich emotional werde. Das Lied passt perfekt zu meiner Situation. Ich singe weiter und ändere ein paar Wörter:

I hate you I love you

I hate that I want you

You want him you need him

And I will never be him

All alone I watch you watch him

Like he’s the only boy you’ve ever seen

You don’t care you never did

You don’t give a damn about me

Yeah all alone I watch you watch him

He is the only thing you ever see

How is it you never notice

That you are slowly killing me…

(i hate u i love u, Gnash)

Weiter kann ich nicht mehr singen. Die Worte sind so wahr! Es tut verdammt weh! Zum wiederholten Male breche ich in Tränen aus. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und will einfach alles vergessen. Plötzlich ertönt eine Stimme aus dem Gebüsch.

Liebe tut weh - BechloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt