Kapitel 6

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Beca:

Der Wecker klingelt. Ich stöhne. Noch im Halbschlaf versuche ich den Wecker auszuschalten. Ich hatte eine sehr unruhige und kurze Nacht. Chloes Liebesgeständnis gestern lässt mich einfach nicht los. Ich habe die ganze Nacht lang darüber nachgedacht und wieder geweint. Es war nicht die erste Abfuhr, die ich jemandem erteilen musste, aber trotzdem war es irgendwie schlimm für mich. Ich habe bei den anderen Körben, die ich sonst gegeben habe nie weinen müssen. Aber bei Chloe war es ganz anders als normalerweise. Sonst war es mir immer total egal oder es tat mir leid, dass ich die Gefühle nicht erwidern konnte – je nachdem, ob ich diese Person mochte oder nicht -, aber gestern war es ganz anders. Es tat weh. Und ich weiß nicht, warum es das tat. Klar, es tat weh, zu wissen, wie sehr Chloe leiden muss, aber wie schon gesagt, bei anderen Leuten hatte ich das nie. Wieso tut es mir bei ihr so sehr weh, sie leiden zu sehen? Wieso beschäftigt mich das alles so sehr? Ich habe in der Nacht sogar einen kurzen Moment lang darüber nachgedacht, mit Jesse Schluss zu machen, nur damit es Chloe besser geht! Das ist doch nicht normal, oder? Ich stöhne und schlage mir die Hände vors Gesicht. Ich bin so verwirrt. Ich drehe mich auf die Seite und schaue auf meinen Wecker. 8:32. Ich sollte so langsam mal aufstehen. Schließlich haben wir um 10 Uhr Probe. Ich schlage müde die Bettdecke zur Seite und stehe auf. Ich hole meine Sportsachen aus dem Schrank und ziehe mich um. Geduscht wird nach der Probe.

Ich betrete die Küche. Mein Blick fällt sofort auf Chloe, die mit dem Rücken zu mir am Tisch sitzt. Mein Herz schlägt wild. Wie wird sie wohl auf mich reagieren? Wie geht es ihr wohl? Ich schaue sie einfach nur an. Sie hat mich noch nicht bemerkt. Oder will sie mich einfach nicht bemerken? Sie hat ihren Kopf auf ihrer linken Hand gestützt und rührt mit der anderen Hand langsam ihren Kaffee um. „Kannst ruhig reinkommen, wir beißen nicht!“, lacht Emily plötzlich, die mich anscheinend schon länger hier stehen gesehen hat. Chloe dreht sich zu mir um, um zu sehen, wer hier steht. Sie sieht traurig und müde aus. Sie hatte wohl genauso ne schlimme Nacht wie ich. Was rede ich da? Sie hatte ganz bestimmt ne viel schlimmere Nacht als ich! Chloe starrt mich ohne einmal auch nur annähernd zu lächeln einige Sekunden lang an. Schon wieder spüre ich ein Stechen im Herzen. Sie wendet ihren Blick wieder von mir ab und ich gehe zum Tisch, wo außer Emily und Chloe, noch Jessica und Flo sitzen. Chloe sitzt rechts von meinem Platz. Normalerweise sitze ich gerne neben ihr, doch jetzt fühle ich mich etwas unwohl dabei. Zögerlich lasse ich mich auf den Stuhl sinken. Chloe kann oder traut sich wohl nicht mich anzuschauen, denn ihr trauriger und niedergeschlagener Blick wandert direkt in die entgegengesetzte Richtung. Mit ihren Händen umklammert sie ihre Kaffeetasse, aus der sie noch nichts getrunken hat. „Kaffee?“, fragt mich Flo. Ich nicke bloß etwas und halte ihr meine leere Tasse hin. Während sie mir einschenkt steht Jessica auf und geht zum Backofen. Als sie ihn öffnet, erkenne ich sofort den leckeren Geruch! Jessica hat Croissants geholt! Chloe liebt Croissants! Das wird sie bestimmt ein wenig aufmuntern! Jessica stellt die Croissants auf den Tisch. „Boah Jessica, du bist die Beste!“, sagt Emily überglücklich und greift sofort gierig zum Blech. Flo und ich nehmen uns auch sofort eins. Genüsslich beißen wir hinein. Man schmecken die gut! „Willst du kein Croissant essen, Chloe?“, fragt Jessica „Ich habe sie extra für dich geholt, weil du sie doch so gerne magst.“. Chloe schüttelt einfach nur den Kopf, ohne ihren Blick vom Kaffee zu lösen. „Keinen Hunger.“, sagt sie stumpf. Die drei gucken sie verwundert und besorgt an. „Ähm ist alles ok bei dir?“, fragt Emily sie vorsichtig. „Du wirkst heute irgendwie so, als wärst du ein wenig neben der Spur…“. Ich schaue Chloe an und warte auf ihre Reaktion. „Es ist alles in Ordnung! Lasst mich doch alle endlich mal in Ruhe!“, antwortete sie mit etwas aggressiver Stimme. Die drei Bellas zucken etwas zurück und sagen nichts. Ich sehe, wie sich Tränen in Chloes Augen bilden. Sie schluckt und fängt an zu zittern. Sie ist kurz davor wieder in Tränen auszubrechen. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter um sie zu beruhigen, doch sie stößt diese sofort weg und steht mit einem lauten Schluchzen auf. Weinend rennt sie aus der Küche. Jessica, Flo und Emily sehen jetzt noch verwirrter aus. „Was hat sie?“, fragt mich Emily. Ich tue so, als hätte ich ebenfalls keinen blassen Schimmer und zucke mit den Schultern. Ich lege mein Croissant zur Seite. Mir ist der Appetit vergangen. Ohne ein Wort zu sagen stehe ich ebenfalls auf und gehe nach oben zu den Schlafzimmern. Ich schaue zu Chloes Schlafzimmertür. Ich komme ein paar Schritte näher. Ich höre ein leises Schluchzen. Ich klopfe an und öffne vorsichtig die Tür. „Chloe?“, sage ich mit vorsichtiger und einfühlsamer Stimme. Sie liegt mit dem Bauch auf ihrem Bett und hat ihren Kopf im Kissen vergraben. Durch das laute Schluchzen bebt ihr ganzer Körper. Schon wieder spüre ich diesen Schmerz, wenn ich Chloe weinen sehe. „Geh weg! Bitte!“, weint Chloe in ihr Kissen. Schon wieder bekomme ich Tränen in den Augen. Das verletzt mich, dass sie mich nicht sehen möchte. Ich höre auf ihre Bitte und schließe leise wieder die Tür. Wieso geht mir das nur so nahe?

Liebe tut weh - BechloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt