Kapitel 5

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Beca:

Es ist der Abend nach der Party. Ich liege mit meinem Laptop im Bett und lerne. Doch das Lernen gelingt mir nicht so recht. Chloes Frage von letzter Nacht lässt mich einfach nicht los. Was meinte sie damit? Was weiß sie, was ich nicht weiß? Ist Jesse mit jemandem fremdgegangen? Das kann nicht sein, das würde er nie tun! Oder etwa doch? Oder liebt er mich nur einfach nicht mehr? Was wollte sie mir damit nur sagen? Ich mache mir wirklich Sorgen! Ich muss sie fragen, was sie über Jesse weiß! Ich lege sofort meinen Laptop zur Seite und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Chloe sitzt mit Stacie, Ashley, Jessica und Flo auf der Couch. Sie unterhalten sich über die Party letzte Nacht. Chloe hat mich bemerkt. Sie lächelt mich schüchtern an und wird ganz rot im Gesicht. Bestimmt ist es ihr peinlich, was sie gestern Abend alles gemacht hat. So krass anhänglich habe ich sie echt noch nie erlebt... Heute morgen war sie auch peinlich berührt, als sie halbnackt neben mir aufgewacht ist. Ganz anders, als in der Nacht, als sie betrunken war. Die war aber auch echt hacke voll. Auch wenn man es ihr jetzt überhaupt nicht ansieht. Wie macht sie das nur? Ich lächle zurück und komme näher. Neben ihr ist noch etwas Platz und ich setze mich dicht an sie ran. Wieder wird sie total rot und schaut schüchtern auf den Boden. Witzig, gestern noch die ganze Zeit am Klammern und jetzt ist ihr diese Nähe unangenehm... Die ist ja eine... „Kann ich kurz mit dir unter vier Augen reden?", flüstere ich in ihr Ohr. Ich spüre, wie sie etwas zusammenzuckt. Was hat sie denn? Wovor hat sie Angst? Das macht mich jetzt noch nervöser. Sie nickt kurz ohne eine Miene zu ziehen und steht auf. Ich erhebe mich ebenfalls und gehe zur Treppe. Chloe läuft direkt hinter mir her und folgt mir in mein Zimmer.

Chloe:

Oh Gott, was kommt jetzt? Ahnt sie es? Mist, was sage ich denn jetzt? Wieso hatte ich mich gestern nicht unter Kontrolle? Verdammt! Sie hat's bestimmt gemerkt! Sie weiß es! Sie weiß, dass ich auf sie stehe! Sie stellt mich jetzt zur Rede! Was soll ich nur tun? Ich spüre mein Herz am ganzen Körper wild klopfen. Kalte Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Ich muss aufpassen nicht einfach umzukippen. Mir ist vor Nervosität und Angst nämlich total schwindelig. Wie wird Beca wohl reagieren? Ich hätte gestern nicht so übertreiben sollen! Wie kann ich mich am Besten rausreden? Alles auf den Alkohol zu schieben, wird wahrscheinlich nichts bringen, Beca ist schließlich nicht dumm. Beca öffnet ihre Schlafzimmertür und geht einige Schritte hinein. Mit zittriger und schwitziger Hand schließe ich dir Tür hinter mir. Mir wird total übel. Ich stehe ihr gegenüber und sie mustert mich mit ihren tiefblauen Augen. Okay, tief durchatmen, Chloe. Alles wird gut! - Hoffentlich...

Beca:

„Wieso hast du mich gestern gefragt, ob ich Jesse wirklich liebe?", frage ich sie nachdem, sie die Tür hinter sich geschlossen hat. Chloe senkt ihren Blick und fixiert mit ihrem Gesicht den Boden. Ihr Gesichtsausdruck ist traurig. Sie schweigt. Verdammt, was ist los? „Chloe, rede mit mir! Was ist mit Jesse? Ist er fremdgegangen? Liebt er mich nicht mehr? Verdammt Chloe, was weißt du?", schreie ich sie fast schon an. Ich mache mir einfach so große Sorgen! Chloes Blick wandert wieder nach oben. Sie schaut nicht mehr traurig, sondern wütend. „Jesse, Jesse, Jesse! Alles, was ich höre ist Jesse! Und was ist mit mir?", schreit sie mich plötzlich mit lauter, wütender, genervten und auch etwas traurigen Stimme an. Vor Schreck weiche ich einen Schritt zurück. Was ist denn jetzt los? Jetzt bin ich total verwirrt... „Wie... wie meinst du das?".

Chloe:

Scheiße! Das wollte ich nicht sagen! Scheiß Eifersucht! Es ist einfach rausgerutscht. Ich habe gar nicht drüber nachgedacht. Wie erkläre ich das jetzt nur? „Wie... wie meinst du das?", fragt sie mich mit leiser Stimme. Wir schauen uns direkt in die Augen. Mein Puls rast. Ich muss es ihr sagen... Ich kann mich sowieso nicht mehr rausreden. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich habe schon so oft ne Möglichkeit gehabt und habe sie nie genutzt. Jetzt wird es endlich Zeit! Ich halte es eh nicht mehr länger aus! Ich spüre mein Herz bis zum Hals schlagen. Mein ganzer Körper zittert vor Angst. Du musst es ihr jetzt sagen, Chloe! Ich schlucke und hole tief Luft. „Ich... ich bin... Man... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...", stottere ich. Es ist echt nicht einfach zu reden, wenn man vor Nervosität und Angst am ganzen Körper zittert und sich alle Muskeln zusammenziehen. Beca schaut mich mit einem total verwirrten und fragenden Blick an. „Ich bin... Ich bin halt eifersüchtig auf ihn...". Ich traue mich nicht direkt zu sagen, dass ich Gefühle für sie habe. Hat sie es trotzdem verstanden? Ich schaue Beca an, doch ich sehe nur noch mehr Fragezeichen in ihrem Gesicht. Verdammt, wie kann man nur so blind sein? Und wieso ist es nur so schwierig ihr meine Liebe zu gestehen? Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. „Verdammt Beca! Ich... ich liebe dich!", schreie und weine ich gleichzeitig. Endlich ist es raus! Becas Mund öffnet sich etwas. Sie guckt total fassungslos und ist total sprachlos. „Seit wann?", fragt sie mich total überrascht. Mehr kann sie wohl nicht sagen. „Seit ich dich kenne. Und ich habe nie aufgehört dich zu lieben, obwohl du damals mit Jesse zusammen gekommen bist und es verdammt weh tat!", schluchze ich. Ich senke meinen Blick. „Und das tut es immer noch...", füge ich noch mit leiser und trauriger Stimme hinzu, ohne vom Boden aufzublicken. Beca ist immer noch total sprachlos und ich spüre, wie sie mich fassungslos anstarrt.

Beca:

Ich weiß gar nicht, was ich sagen oder denken soll... Ich bin total fassungslos. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet! Ich starre Chloe einfach nur an. Sie schaut total niedergeschlagen auf den Boden. Ich möchte etwas sagen, doch es geht nicht. Mir fehlen einfach die Worte. Sie hat mich total überrumpelt. Langsam hebt sie wieder ihren Blick und öffnet ihren Mund, um nochmal etwas zu sagen. „Es tut mir leid, aber irgendwann musste ich es dir einfach sagen. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Ständig bist du mit Jesse zusammen und jedes Mal bin ich am Boden zerstört, wenn du seinen Namen erwähnst oder wenn er auftaucht und dich mir wegnimmt. Ich liebe dich einfach mehr, als alles andere auf der Welt!". Die Tränen in ihren Augen werden immer mehr und sie presst ihre Lippen zusammen. Sie kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und weint los. So langsam begreife ich, was sie mir gerade gesagt hat. „Wow... Chloe... Das... das wusste ich nicht... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... Es... es tut mir leid, dass du so sehr deswegen leiden musst... Ich... Man hätte ich das gewusst... Ich... ich... Ach keine Ahnung!". Chloe weint jetzt lauter und schlägt sich die Hände vors Gesicht. Einige Sekunden lang starre ich sie einfach nur an. Sie schluchzt ohne Ende und zittert am ganzen Körper. Ich trete etwas näher an sie ran und lege vorsichtig meine Arme um sie. „Chloe...", sage ich mit einer etwas beruhigenden, aber auch traurigen Stimme. Sie presst sich sofort an mich ran und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Ihr Gesicht ist immer noch in ihren Händen vergraben. Sie weint immer stärker. Ihr ganzer Körper bebt durch das laute Schluchzen. Es tut weh, sie so zu sehen. Ich spüre, wie auch mir langsam Tränen in die Augen steigen. „Chloe, ich will dir nicht weh tun! Du bist mir verdammt wichtig und ich habe dich so lieb und es tut mir einfach weh, wenn ich dich so verletzt sehe... Bitte hör auf zu weinen, das tut mir im Herzen weh!", sage ich mit einer etwas weinenden Stimme. „Ich kann nicht!", schluchzt sie. Ich höre, wie sie schluckt und Luft holt „Das tut einfach so weh!". Wie konnte ich nur so blind sein? Wieso habe ich nie etwas gemerkt? Diese ganzen eifersüchtigen und genervten Blicke sobald Jesse auftauchte, ihre verträumten und intensive Blicke, wenn wir uns gegenüber standen, ihre Worte im Zelt und die ganzen Partys, wo sie immer in meiner Nähe war... Und vor allem die ganzen eindeutigen Aktionen gestern auf der Party! Und dann auch noch nachts im Bett, ihre Aussage, dass ich süß aussehe, ihre körperlichen Annäherungsversuche und die Frage, warum ich nur mit Jesse zusammen bin... Wie konnte ich ihre ganzen Signale nur übersehen? Es muss so verdammt weh tun... Und diesen Schmerz füge ich ihr schon seit Jahren zu, ohne es zu wissen... Sie fühlt sich nur wegen mir so schlecht. Wegen mir weint sie. Ich bin der Grund dafür, dass es ihr schon so lange so schlecht geht. Jetzt kann ich meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten. „Es tut mir so leid, Chloe!", weine ich los und lege meinen Kopf auch auf ihre Schulter. Ich drücke sie noch fester an mich. Tränen laufen über meine Wangen und ich fange ebenfalls an zu schluchzen. Keiner von uns beiden sagt etwas. Wir umarmen uns einfach und weinen.

Liebe tut weh - BechloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt