Kapitel 15

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Beca:

Heute war die letzte Probe vor dem Auftritt morgen. Es hat alles reibungslos geklappt. Wenn es morgen genauso gut klappt, ist uns der Sieg so gut wie sicher!
Jetzt liege ich erschöpft in meinem Bett und denke über gestern nach. Der Abend war total komisch… Wieso wollte ich Chloe anmachen? Und warum habe ich nichts gespürt, als ich Jesse geküsst habe?! Es waren wirklich überhaupt keine Gefühle da! Ich verstehe das einfach nicht! Was mich aber am meisten verwirrt, ist dieses Kribbeln, das ich gestern hatte, als ich Chloe umarmt habe und als sie mich angelächelt hat. Was war das nur? Was ist, wenn ich doch etwas für sie empfinde?
Ich kann gar nicht weiter darüber nachdenken, da es an der Tür klopft. “Ja?”, bete ich die Person herein. Ich setze mich aufrecht hin, um sehen zu können, wer da ist. Sofort huscht ein Lächeln über meine Lippen, als ich Chloe erblicke. Doch sie sieht weniger erfreut aus… Ob es wegen gestern ist? “Was gibt’s?”, frage ich sie. “Kann ich kurz mit dir reden?”, fragt sie mich ernst und auch etwas traurig. Verwundert schaue ich sie mit großen Augen an. “Klar!”, sage ich und rücke auf meinem Bett ein Stück zurück, damit sie sich gegenüber von mir setzen kann. Chloe schließt die Schlafzimmertür und kommt zu mir rüber. Sie setzt sich im Schneidersitz mir gegenüber. “Was ist los?”, frage ich sie direkt. Chloe schaut unsicher auf die Bettdecke und spielt nervös mit ihren Fingern. “Ich… ich kann das nicht…”, stammelt sie etwas. Sie beißt sich auf die Unterlippe und schaut mich dabei an. “Was kannst du nicht?”, frage ich sie verwundert. “Einfach so weitermachen… Man Beca, das klappt einfach nicht!” Was soll ich darauf nur antworten? Sie schaut mich auffordernd an, etwas zu sagen, doch aus meinem Mund kommt kein einziges Wort. Sie seufzt einmal und redet weiter. “Hör mal, ich weiß es echt zu schätzen, dass du dir so viel Mühe gibst, mich aufzumuntern und ich unternehme eigentlich auch echt gerne was mit dir, aber deine Nähe macht mich einfach kaputt… Und Jesse kann ich auch nicht so einfach wegblenden. Vielleicht… Vielleicht sollten wir doch erstmal auf Abstand gehen… Wenigstens so lange, bis die Gefühle abgeschwächt sind…”. Ich starre Chloe völlig perplex an. Ich will nicht auf Abstand gehen! Ich brauche sie! “Aber du hast es doch immer genossen, wenn wir was zusammen unternommen haben oder etwa nicht?”, frage ich sie total aufgelöst. “Ja schon, aber wenn ich immer später darüber nachgedacht habe, wurde ich nur traurig, weil ich dann immer daran denken musste, dass da nie mehr von deiner Seite kommen wird… Und Jesse ist ja außerdem immer noch total oft dabei und es tut einfach nur verdammt weh, euch beim Küssen oder Kuscheln zu sehen! Und das gestern auf der Party war einfach total daneben von dir… Ich habe mich voll ausgenutzt gefühlt… Wieso hast du das nur getan, Beca? Ich hatte das Gefühl, dass du mit mir gespielt hast.”, sagt sie mit Tränen in den Augen. Ich weiß es doch auch nicht, warum ich es getan habe! Gespielt habe ich auf keinen Fall, das würde ich nie tun! Ich wollte ihr einfach nahe sein… Ich fand sie in diesem Moment irgendwie… Anziehend? Ist das das richtige Wort? Schon wieder stelle ich mir die Frage: Was ist, wenn ich doch irgendwelche Gefühle für sie habe? Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich keine Gefühle für sie habe, aber dieses Kribbeln und das attraktiv Finden sind auch nicht normal… War der Alkohol vielleicht daran Schuld? “Ich… ich weiß es nicht…”, antworte ich kleinlaut und schaue dabei betreten auf meine Füße. “Ich… Ich war betrunken, ich habe nicht nachgedacht! Chloe, glaub mir, ich wollte dir nicht wehtun! Das war nie meine Absicht!”, führe ich fort. “Ich glaube dir, dass du mir nicht wehtun willst, aber es ist nunmal leider trotzdem so… Deswegen tu mir den Gefallen und lass mich erstmal eine Zeit lang in Ruhe.”. Eine Träne läuft ihre Wange herunter. Das bringt doch nichts, wenn wir uns aus dem Weg gehen! Das tut uns beiden doch nur weh! Es muss eine andere Lösung geben! “Ich will das aber nicht!”, sage ich entschlossen. “Tut mir leid, aber es geht hier leider nicht um deinen Willen, sondern um meinen! Ich kann das einfach nicht, Beca!”, schluchzt Chloe leise. Es geht hier wohl auch um meinen Willen! Mir tut es auch weh, wenn ich auf Abstand gehe! Chloe schluchzt noch einmal leise und wischt sich mit ihren Ärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Vorsichtig greife ich nach ihren Händen. Sie zieht diese nicht weg, doch ihr Blick wandert zur Seite. “Chloe, sieh mich an!”, fordere ich sie lieb auf. Ihr Blick wandert wieder langsam zu mir. Ich sehe ihr direkt in die Augen. Das merkwürdige Kribbeln taucht sofort wieder auf. Ihre Augen sind voller Tränen. Sanft streichle ich mit meinen Daumen über ihre Handrücken, um sie etwas zu beruhigen. “Hör mal, ich kann dich verstehen, aber sei doch ehrlich: Das ist auch nicht das Richtige! Dir wird es doch nur wieder schlechter gehen, wenn wir uns ignorieren. Ich will und kann dir nicht aus dem Weg gehen! Ich brauche dich! Ich bin wirklich immer für dich da und wenn dir etwas nicht passt, kümmern wir uns darum! Vor den Problemen wegzulaufen, bringt doch nichts! Ich kann gerne etwas kürzer treten und mehr rücksicht auf dich nehmen, aber ich werde nicht auf Abstand gehen! Du bist mir einfach zu wichtig dafür…”, sage ich mit beruhigender Stimme. Ich habe ihr dabei die ganze Zeit in die Augen geschaut und sie hatte es mir gleich gemacht. Mir wird total warm ums Herz. Plötzlich bricht Chloe total in Tränen aus. Sie fängt laut an zu weinen. Ohne auch nur einen Moment nachzudenken, schließe ich sofort meine Arme um sie und ziehe sie leicht zu mir. Zu meiner Erleichterung, nimmt sie meine Umarmung an und legt ihren Kopf gegen meine Schulter. Mit meiner Hand streichle ich beruhigend ihren Kopf. Ihre Haare sind wunderbar weich. Es fühlt sich toll an, sie in meinen Armen zu haben. Sie schluchzt laut. “Hey, was ist denn los?”, frage ich sie mit sanfter Stimme. “Du hast Recht!”, weint Chloe in meine Schulter.

Chloe:

Beca hat Recht. Ich kann nicht ohne sie. Aber mit ihr gehe ich kaputt. Ich weiß einfach überhaupt nicht, was ich machen soll! Ich bin total überfordert und am Ende meiner Kräfte, was auch der Grund dafür ist, dass ich gerade einfach in Tränen ausgebrochen bin. Ich lehne mit meinem Kopf an Becas Schulter und sie streichelt mir sanft den Kopf. Es beruhigt mich tatsächlich etwas. “Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll… Es fühlt sich alles irgendwie falsch an. Meine Gefühle machen mich einfach kaputt!”, schluchze ich. “Chloe, es gibt für alles eine Lösung! Und wir werden sie finden! Wir werden es irgendwie hinbekommen, dass wir beide mit einer Lösung zufrieden sind! Versprochen!”, redet Beca mit beruhigender Stimme. Ich nicke leicht. “Also gehen wir uns nicht aus dem Weg, okay?”, fragt sie mich hoffnungsvoll. “Okay.”, stimme ich schluchzend zu. Ich schaue hoch zu ihrem Gesicht. Sie lächelt. Es sieht so liebevoll und fürsorglich aus. Kein Wunder, dass ich sie liebe… Trotzdem soll es bald endlich mal aufhören! Wieso kann ich für Beca nicht nur freundschaftliche Gefühle haben?! Das wäre um einiges einfacher! Wieso kann ich mich nicht endlich mal von ihr lösen? “Alles wird gut, ich bin immer für dich da!”, flüstert mir Beca ins Ohr. Ich löse mich langsam aus ihrer Umarmung und schaue ihr dankend in die Augen. Sie lächelt mich an. Ihre Augen funkeln wunderschön dabei. Ihre Hände wandern in meine Richtung. Vorsichtig wischt sie mir mit ihren Daumen die Tränen von den Wangen weg. Daraufhin muss ich sie auch anlächeln. “Danke!”, flüstere ich und lache dabei etwas. “Unser Filmabend übermorgen steht doch noch, oder?”, lächelt sie mich immer noch an. Sollten wir es wirklich tun? Was ist, wenn es doch besser ist, wenn wir nichts mehr zusammen unternehmen? Beca bemerkt wohl meine Zweifel, denn sie schaut mich plötzlich mit großen Hundeaugen an. “Komm schon, du musst die Chance nutzen, dass ich mit dir ausgerechnet einen Film gucken möchte! Das wird bestimmt jede Menge Spaß machen! Und Jesse kann dieses Mal auch nicht auftauchen, wir sind da wirklich ganz allein!”, versucht sie mich zu überreden. Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen. “Okay, überredet!”, lache ich etwas. Ich habe trotzdem immer noch so meine Zweifel… “Jippie!”, freut sich Beca übertrieben und umarmt mich stürmisch. Hoffentlich geht der Abend nicht wieder in die Hose...

Liebe tut weh - BechloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt