1.Eine Sternschnuppe

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Meine Augen wurden immer Müder und ich vertippen mich jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal. Ich stöhnte auf, wollte nicht mehr. Den Computer in eine Ecke zu werfen war ein Plan, aber das konnte ich nicht. Es waren zu viele Kabel die ich hätte rausziehen müssen und dazu fehlte mir sämtliche Kraft. Müde und erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Tastatur fallen und er schrieb nur noch zusammenhanglose Buchstaben hin. Mühsam erhob ich mich wieder von der Tastatur und betätigte langsam und gequält die Löschtaste. Als sie Buchstaben wieder verschwunden waren, schloss ich für einen kurzen Moment die Augen und wünschte mir im Bett zu liegen. "Juliana?", hörte ich die Stimme von meinem Vater. Er war in mein Büro gekommen. Mein Büro lag gleich neben seinem. Ich schaute auf und zwang mich zu einem Lächeln. "Wir machen Feierabend für heute. In zwei Tagen sind wir zu einem Interview geladen.", grinste er. Manchmal wollte ich ihn einfach nur anschreien, dass ich keine Lust auf all das hier hatte. Ich tat es aber immer nicht. Die Situation war in letzter Zeit sowieso angespannt genug zwischen uns. Seitdem wir uns wegen meinem Hobby gestritten hatte und ihm meine Pläne für die Zukunft erzählt hatte, war er strikte dagegen. Ich sollte die Firma übernehmen und keinen albernen Kindheitsträumen hinter her streben.

Langsam erhob ich mich von meinem Stuhl und ging zur Tür. Mein Vater war schon im ersten Fahrstuhl verschwunden. Seit unserem Streit mieden wir lange Gespräche. Ich fand es nicht unglaublich schlimm. Ich hatte auch wenig Lust mit ihm zureden. Ich stieg also in Fahrstuhl zwei, der fuhr sowieso etwas schneller als der andere. Unten angekommen stand wieder Steve mit der Limousine. Ich war nicht weit hinter meinem Vater und so bekam ich nämlich auch mit, wer er Steve Mal wieder nur mit Hanson ansprach und dann einfach wartete bis er die Tür öffnete. Ich wusste schon, dass man seine Angestellten so ansprach, aber es störte mich. Steve war ein Mensch wie wir und er bezeichnete ihn als Diener. Er diente uns ja schon, aber etwas Respekt war ja wohl nicht verkehrt. Ich lächelte Steve freundlich an und stieg auch ein. Als ich meinen Vater erblickte Verschwand mein Lächeln.

Steve ging um das Auto herum und stieg wie immer bei der Fahrerseite ein und fuhr los. Ich legte meinen Kopf an die Scheibe und schaute nach oben. Die Hochhäuser waren so groß. Es musste magisch aussehen, wenn sie tanzen könnten. Sowas sollte man sich vorstellen. Sie würden alle zusammen tanzen. Vielleicht sogar einen Kampftanz und sich dabei zerstören. Wenn sie in Trümmern liegen würde eine unerschrockene Tänzerin kommen und anfangen zu tanzen. Darauf hin würden die Hochhäuser verstehen, dass man auch mit einander tanzen kann und wieder auferstehen. Und sie würden alle zusammen tanzen. Ein Lächeln umspilete meine Lippen. Das war mein Gebiet. Ich hinter einem Computer, nein das war nichts für mich. Arbeiten bis zur völlig Erschöpfung? Nein lieber tanzen bis die Füße brennen.

Die Limousine parkte vor der Villa meines Vaters und wir stiegen aus. Die Nacht war kalt und der Himmel war klarer als sonst. Keine einzige Wolke verdeckte einen Teil der Sterne. Plötzlich zog sich ein langer Strahl den Himmel entlang. Eine Sternschnuppe. Schnell wünschte ich mir einen Wunsch, der mir schon so lange auf der Zunge brannte. Mein Vater sollte meine Entscheidung akzeptieren und mich nicht zu Sachen zwingen die ich nicht wollte. Eigentlich bin ich mir mehr als Sicher, dass sich der Wunsch nicht erfüllt. Immer noch müde, aber mit einem kleinen Lächeln im Gesicht ging ich ins Haus. Schnell sprintete ich zur Wendeltreppe. 'So schnell wie möglich schlafen', war mein einziger Gedanke. In meinem Zimmer angekommen, lief ich schnell zum Schrank und öffnete ihn. Ich schnappte mir meinen Schlafanzug und verschwand im Bad, welches mit meinem Zimmer verbunden war. Es war mein Bad. Eine große Dusche an der Wand, in der Mitte eine große, wunderschöne Wanne und ein großer Spiegel mit einem Waschbecken aus Stein.

Ich endledigte mich meiner Kleidung und lief zur Dusche. Das warme Wasser auf meinen Schultern gab mir das Gefühl, als würde ich alles weg spülen. Hass, Verzweiflung und die Anstrengung. Meine Haare hatte ich hoch gesteckt, sie sollten nicht nass werden. Ich stellte das Wasser aus, schnappte mir ein Handtuch und warf es um meinen Körper. Mein Körper war nass und meine Füße hinterließen nasse Abdrücke auf dem Boden. Ich nahm meine Zahnbürste und begann meine Zähne zu putzen. Dabei bedrachtete ich mich im Spiegel. Unter meinen Augen hatten sich Schatten gebildet und meine sonst gebräunte Haut war blass. Meine blonden, langen Haare hatte ich mit einer Spange befestigt. Ich spuckte ins Waschbecken und spülte meinen Mund aus. Meine Zahnbürste stellte ich zurück in den Becher und begann mich vollständig abzutrocken. Schnell schlüpfte ich in meine Klamotten. Als ich nach draußen ging betätigte ich zwei Schalter. Einen für das Licht und denn anderen um die Fußbodenheizung im Bad auszustellen. Dann schloss ich die Tür hinter mir und schleppte mich müde zum Bett. Ich kuschelte mich rein und klatschte in die Hände. Das Licht im Zimmer ging aus. Auf der Stelle schloss ich die Augen und schlief kurz darauf ein.
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Am nächsten Morgen weckte mich kein Wecker. Es war Sonntag und die Firma blieb geschlossen, der einzige Tag in der Woche. Ich öffnete meine Augen und blickte etwas verschlafen zur Uhr. 11 Uhr Frühs, ich hatte den schlaff dringend nötig. Ich schlug die Decke zurück und lief zum Schrank um mich umzuziehen. Kein einziger Gedanke blagte meinen Kopf. Ich war frei, wenn auch nur für diesen einen Moment. Denn kurz nachdem ich mich fertig gemacht hatte saß ich am Frühstückstisch und sah meinen Vater, wie er mir erzählte was ich alles unterschreiben müsste damit ich endlich voll Zeit Arbeiten durfte. Und das mit gerade mal 20 Jahren. Ich verdrehte die Augen und kümmerte mich um mein Brötchen. Früher, als ich eine Zahnspange hatte, hatte ich immer Angst sie würde kaputt gehen, wenn ich ins Brötchen biss.

Mein Vater schaute in seine Zeitung. Er hatte graue kurze Haare und war groß und dünn. Durch Trainiert eher weniger. Mein Vater war fit und konnte immer Arbeiten. Ich erhob mich und lief ins Wohnzimmer. "Juliana? Ich brauche deine Unterschrift." Ich drehte mich zu ihm um. Er schaute mich Herausfordernt an. "Dad, ich kann..." Ich holte tief Luft. "Ich kann nicht... Ich..." Seine Miene war streng. "Kann ich noch warten mit der Unterschrift?" Er wusste nicht Recht wie er es deuten sollte. "Ich gebe dir 2 Monate, dann wirst du unterschreiben oder einen andere Alternative haben, die dir Geld bringt." Endweder gleich unterschreiben oder eine Chance haben. "Okay. Versprochen?" "Versprochen!", versicherte er.

~Nequesse~

Tanzen Bis die Füße Brennen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt