Kann ich dir vertrauen?

Entschuldigung

,,Sie waren in der Nacht unterwegs und wurden von einem Passanten angesprochen, weil er sie beim Verkauf von illegalen Substanzen erwischt hat", eröffnet der Richter die Verhandlung.
Jonas nickt.
,,Und daraufhin haben sie sich lautstark mit ihm gestritten, ihn mit einem Messer bedroht und schließlich auf ihn eingeschlagen", führt er weiter.
Jonas nickt wieder.
Von einem Messer hat er mir nie erzählt.
,,Und wieso haben sie so reagiert?", fragt der Anwalt des Opfers.
,,Er wollte die Polizei rufen. Und das wollte ich verhindern", gibt Jonas zurück.
,,Mein Mandant lag drei Wochen im Krankenhaus. Kieferbruch, innere Verletzungen und Prellungen. Finden Sie nicht, dass Sie überreagiert haben?", fragt er.
Meine Augen wandern wieder zu Jonas. Er schluckt und nickt.

Der Richter unterhält sich mit den Anwälten und kommt zu einem Ergebnis.
11 Monate Haft.
Traurig schaue ich Jonas an.
Wie soll das jetzt mit uns weiter gehen? Wie soll ich damit umgehen?
Wir dürfen kurz mit ihm reden.
Unfassbar aufgeregt laufe ich hinter den Jungs zu meinem Freund.
Meine Hände sind total schwitzig, mir ist kalt, aber irgendwie auch heiß.

Wir betreten den Raum und sofort schaue ich ihm ins Gesicht.
,,Lisa, kann ich kurz mit dir alleine reden?", fragt er als er mich sieht.
Ich nicke und setzte mich zu ihm.
,,Ich weiß diese Situation ist unfassbar scheiße. 11 Monate ist eine lange Zeit. Du hattest Recht, ich hätte früher mit dir darüber reden sollen. Aber ich bin der Meinung ich mache dir zu viele Probleme. Ich sehe doch wie du leidest. Es ist besser wenn wir uns trennen, meine Probleme nur meine sind. Ich mache dich nur kaputt", sagt er leise und hält meine Hand.
Schockiert über seine Worte blicke ich in seine Augen und sage: ,,Ist das Ernst? Jonas ich liebe dich, du bist so wie du bist und ich bin für dich da."
Er schüttelt den Kopf: ,,Wie soll das denn funktionieren? Es ist besser so."
Er küsst mich lange und gefühlvoll und steht auf, verlässt den Raum.

Schockiert? Oder nachvollziehbar?