Dienstag. Schule. Selbstmordgedanken.
Meine liebste Kombi.
Amor schlürfte mir gegenüber seinen warmen Kakao und ließ den Blick über die Menschenmenge gleiten. Ich hingegen starrte ihn an und fragte mich, warum ich nicht einfach abhaute.
„Keine Panik, Ava scheint heute nicht da zu sein."
Er schmunzelte leicht und griff plötzlich nach meiner Hand. „Sie hat dich nur abgefüllt, weswegen du kurz verwirrt warst, aber allen ist klar, dass du meins bist."
Ich verdrehte die Augen und seufzte. „Mit ihr muss ich auch noch reden. Aber was soll ich denn sagen? Ich erinnere mich an kaum eine Minute, die wir zusammen verbracht haben."
Amor zog seine Hand zurück und legte den Kopf schief. „Fragst du dich gar nicht, woher ich davon weiß?"
Kurz dachte ich nach, bevor ich die Schultern zuckte. „Die ursprüngliche Quelle ist sowieso Elaine."
„Stimmt schon", er nahm einen kleinen Schluck von seinem Kakao und seufzte anschließend. „Ich will ja nichts dazu sagen, aber erinnerst du dich wenigstens an den Blowjo–"
„Amor!", unterbrach ihn Louis plötzlich und erschien wie aus dem Nichts neben uns. „Komm mit."
Dieser zog überrascht die Augenbrauen hoch und sah kurz zwischen uns beiden hin und her. „Wohin?"
„Zur Sporthalle natürlich."
„Oh", er nickte langsam und stand zögerlich auf. „Na los, Carter, komm."
Louis spannte sich natürlich sofort an, weswegen ich nur verächtlich lachen konnte. „Ich komme gleich nach. Aber was wolltest du gerade sagen?", mit gerunzelter Stirn musterte ich ihn. „...Blowjob?"
Das nervige Arschloch neben uns knurrte auf einmal und drehte sich zu mir um. „Hast du auch was anderes im Kopf, außer so'n Scheiß?"
Ich spannte den Kiefer an und blickte kurz weg, da sein Gesicht mich unnötig wütend machen würde.
„Mit dir redet keiner."
Louis schnaubte und trat näher. „Ja, mit mir und auch Elaine wirst du ganz bestimmt nicht mehr reden. Und mit dem Scheiß, zu dem du sie gezwungen hast, musst du auch nicht prahlen."
„Prahlen?", erwiderte ich und stand auf, da ich es mir nicht gefallen lassen konnte, zu ihm hoch zu starren. So war ich wieder einen halben Kopf größer und zog eine Augenbraue hoch. „Bist du verbittert, weil sie dich seit was weiß ich wie vielen Jahren abwimmelt? Bist halt nicht ihr Typ, sieh's ein."
„Ach, und du bist es? Lass einfach die Finger von ihr, Queen. Wir alle wissen, dass du so tust, als wäre Elaine nur ein Kind in deinen Augen, aber seit Neuem haben wir alle die Wahrheit erfahren. Elaine fühlt sich deswegen wie in einem blöden Teeniefilm, aber irgendwann wird sie realisieren, dass du's nicht wert bist."
Warum glaubte jeder zu wissen, wer ich war oder was ich empfand? Ich spannte mich wütend an und trat einen Schritt näher.
„Ihr Höschen habe ich leider verloren, aber das Nächste gebe ich dir gerne mit — wenn du versprichst nicht dran zu schnüffeln, wie ein gestörter Besessener, der du ekelhafter Weise bist."
Noch nie in meinem Leben war ich so erleichtert, meine Gedanken auszusprechen. Genauso wenig hatte es mich je weniger erfreut, eins auf die Nase geboxt zu bekommen.
Darauf hatte ich im Unterbewusstsein nur gewartet. Denn ich tat in meiner Pause nichts lieber als Louis den beschissenen Schädel einzuschlagen.
* * *
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Borderline
Novela Juvenil„Wenn deine arme Seele diese Zeilen gerade liest und es vor Neugier auch nicht sofort wieder sein lassen kann, wird sie schon bald all meine armseligen Probleme und Sorgen kennen. Du wirst merken, dass mein eisernes Schweigen der lauteste Schrei me...