Kapitel 17

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Ein so zarter und doch intensiver Kuss. Er raubt mir regelrecht die Luft. Es dreht sich alles und mein Bauch ist voller Schmetterlinge. Ich möchte mehr, aber ich weiß, dass es keine gute Idee ist. Deswegen bin ich ein wenig erleichtert, dass es bei diesem einen, kleinen Kuss bleibt, den er mir gestohlen hat. Da meine letzte Beziehung schon eine Weile her ist, weiß ich nicht, wie ich mich dabei anstellen würde. Er entfernt sich leicht von mir und lässt meine Hand bis zum Schluss nicht mehr los. Seine Finger entgleiten mir schließlich und er lächelt mir noch einmal kurz zu, bis er aus meiner Sicht verschwunden ist.

Mit einem breiten Grinsen und einem leichten Glühen auf meinen Wangen, kehre ich in meine Wohnung zurück und kann mich von diesem Moment nicht losreißen. Ich gehe in Gedanken jede einzelne Sekunde in meinem Inneren durch. Dabei durchzieht jedes mal ein Kribbeln meinen Körper. Es fängt in der Brust an und entläd sich wie ein Stromstoß aus mir. So ein Gefühl habe ich schon lange nicht mehr verspürt und Adam hat es alleine an einem Abend geschafft. Ob es Entzugserscheinungen sind? Oder liegt da was zwischen uns in der Luft? Ich hoffe nur, dass er ähnlich empfindet und er mich erneut sehen möchte. Ich würde ihn gerne näher kennenlernen und mehr Zeit mit ihm verbringen. Typisch Frau, wird direkt anhänglich wegen einem Kuss.

Ich beschließe, mir einen Tee zu kochen, vielleicht komme ich so besser mit meiner neuen rosa Wolke klar. Während ich mein Tee trinke und ein wenig in einer Zeitschrift   rumblättere, frage ich mich noch etliche Male, was Adam wohl   gerade macht. Dann gehe ich ins Schlafzimmer, in der Hoffnung, meinen heiß ersehnten Schlaf zu finden.  

Statt einzuschlafen liege ich jetzt hier und starre mit weit offenen Augen meine Decke an. Ich fange an, mich in  meinem Bett umherzuwälzen und schmiege dabei mein Gesicht in das  Kopfkissen. Ich muss immer wieder lächeln. Erneut beschäftigt mich Adam. Meine Lippen fangen an zu kribbeln bei der Erinnerung an ihn. Weitaus mehr kribbelt es an anderen Stellen. Wie soll ich denn jetzt  so einschlafen?

Letztendlich gleite ich doch in einen Dämmerzustand, bei dem ich mich nicht entspannen kann. Als hätte jemand mit dem Finger geschnippt und die Nacht war vergangen, erwache ich wieder aus meinem unruhigen Schlaf.  Die Sonne scheint schon sehr hell in mein Zimmer. Ich taumele zu meinem  Fenster und reiße es komplett auf. Durch die Sonne, die mich so warm  begrüßt, muss ich blinzeln und fange an, mich genüsslich zu strecken.

Ich beschließe eine  Runde laufen zu gehen, um mich in Schwung zu bringen und ein wenig die gestrigen Ereignisse zu  verarbeiten. Ich wasche mich, ziehe mir meine sportliche Leggins an, ein  Sport-T-Shirt und meine Laufschuhe.

Voller Euphorie gehe ich die Treppe  runter und höre ein leises Knacken an Adams Wohnungstür. Sie öffnet sich  leicht und durch ein Spalt zwängt sich eine blonde Gestalt. Sie trägt  sein Hemd vom Abend und eine Hose, ihre Schuhe hält sie in der Hand. An  ihrer Bewegung sehe ich, dass sie versucht leise zu sein, denn Sie  schließt die Tür geräuschlos.

Ich stehe da und kann  nicht fassen, was ich da gerade sehe. Das Mädchen dreht sich um und  sieht erschrocken zu mir auf. Mir wird schlecht und ich merke, wie alle  Farbe aus meinem Gesicht weicht. Sie guckt mich an und lächelt mir  zuckersüß zu. "Ihr wart gestern so schnell weg, ich konnte mich gar  nicht mehr von Adam verabschieden. Das musste ich natürlich nachholen."  Sie zwinkert mir zu, damit ich verstehe, was sie meint. Mit diesen  Worten lässt sie mich stehen und verschwindet mit schnellen Schritten aus dem Treppenhaus.

Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, gehe ich wie in Trance die Stuffen runter. Unten angekommen laufe ich, ohne mich noch einmal umzusehen, in Richtung Park, der zwei Parallelstraßen weiter beginnt.

The Master PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt