Kapitel 9

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"Ach, ja? Wo gehen wir denn hin?", frage ich, viel mehr zu mir selbst, denn er ist schon wieder unten und meine Tür bereits geschlossen. Ein Hauch von seinem Parfüm liegt noch in der Luft, ich atme es ein und schließe meine Augen. Wie lange ist es eigentlich schon her, dass ich mich mit einem Mann getroffen habe? Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, vor knapp zwei Jahren beendete ich meine letzte Beziehung und habe mich nur mit drei weiteren Männern zum Essen verabredet. Allerdings blieb es auch nur bei dem einem Mal und mehr als Smalltalk lief da nicht.

Was also tun? Nach einer kurzen Überlegung, komme ich zu dem Entschluss, dass ich mich durchaus ein wenig gehen lassen kann. Damit meine ich, dass ich einfach mal ein bisschen Spaß haben sollte. Außerdem scheint er sehr nett zu sein und verdammt, er sieht unverschämt gut aus! Natürlich ist es kein Grund aber, komm schon, er wohnt unter mir, er wird mich schon nicht entführen. Zugegeben klingt es Mega kitschig, dass ich versprochen haben soll, ihn auf eine Feier zu begleiten, dazu noch, soll ich mich als seine Freundin ausgeben?
Entweder haben wir uns so gut verstanden, dass wir es für witzig gehalten haben, oder aber er erzählt Blödsinn!
"Zieh eine Hose an. Es kann frisch werden...", wiederhole ich und gehe dabei in mein Zimmer.

Wo mag er mich wohl hinbringen? Ob ich noch genug Zeit finde mich wenigstens mit ihm zu unterhalten? Ich könnte auch so tun, als wäre ich jemand anderes, letzten Endes weiß er über mich genauso wenig, wie ich über ihn. Ich sollte aufhören mir so viele Gedanken zu machen und mich mal lieber beeilen, ich wühle in meinem Schrank rum und finde einfach nichts was ich anziehen soll.

Meistens kleide ich mich eher schlicht, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. In den meisten Fällen bekomme ich für mein Aussehen viele Komplimente, was mir immer sehr schmeichelt. Ich selbst empfinde mich eher als durchschnittlich. Ab und zu habe ich Tage da gefalle ich mir, aber oft habe ich auch an mir etwas auszusetzen. Meine Freundin sagt immer, dass ich spinne und keinen Grund dazu habe. Meine graublauen Augen wirken immer sehr kühl, dass kann daran liegen, dass meine helle Haut ein sichtlichen Kontrast zu meinen dunklen Haaren bildet. 

Ich entscheide mich schließlich für eine dunkle Jeans, flache Sandalen und eine helle Bluse. Eine Jeansjacke nehme ich mir auch vorsichtshalber mit. Noch schnell ins Bad, Haare kämmen, Schminke sitzt. Ein kurzer Blick in den Spiegel, zufrieden nicke ich mir zu.

Ich verlasse meine Wohnung und gehe eine Etage tiefer zu seiner Wohnungstür. Ich bin dermaßen aufgeregt, dass ich am liebsten noch mal umkehren will, so eine bescheuerte Idee. Ich weiß überhaupt nicht, was mir der heutige Abend bringen wird. Ich hoffe nur nicht, dass ich mich bis auf die Knochen blamiere. Ich sollte mir für alle Fälle einen Notfallplan überlegen.

Auf der Mitte seiner Tür, klebt ein Zettel: "Bin schon mal am Wagen, ich werde vor der Tür halten. Adam."

The Master PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt