An_Arkenscone (Leonie): Celina x Dwalin

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Celina war aufgeregt. Es gab Gäste im beschaulichen Bruchtal! Endlich, nach so langer Zeit! Das Leben hier war sehr eintönig. Sie lebten zwar in Sicherheit, aber den ganzen Tag nur singen oder lesen...das war eher nichts für Celina. Seit einigen Stunden herrschte in der Küche schon emsiges Treiben. Die verschiedensten Arten von Gemüse wurden zubereitet. Es wurde gedünstet, gebraten, gekocht, überbacken, geschnippelt und und und. Celina steckte sich heimlich ein Stück Trockenfleisch in den Mund. Außer ihr aß hier sonst niemand Fleisch. Es gab nur Salat. Jeden Tag Salat. Celina aber liebt Fleisch. Ziemlich ungewöhnlich für eine Elbin. Celina war auch eine merkwürdige Elbin. Sie war auch ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob sie eine richtige Elbin war. Mit ihrem etwas lockigem, braunen Haaren und der kleinen, nicht gerade schlanken Figur. Unsterblich war sie, das war klar. Aber sonst...

„Celina! Bringt die Schüsseln zum Tisch von Herrn Elrond!", rief die Küchenchefin ihr zu. Celina nahm drei der Salatschüsseln und balancierte sie auf ihrem Arm in Richtung Speisesaal. Sie staunte. Da saßen doch tatsächlich Zwerge! Zügig ging sie auf die Tische zu, und stellte das Gemüse mit einem Lächeln ab. Die Zwerge musterten dieses und rümpften die Nasen.

„Habt ihr hier auch Fleisch?", fragte einer der Zwerge ungeniert. Celina entglitt ihr Lächeln und sie riss die Augen auf. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der das gleiche unnatürliche Verlangen nach Fleisch verspürte. Sie bemerkte nicht, dass der junge, brünette Zwerg gegenüber, ihr lüsterne Blicke zuwarf. All ihre Aufmerksamkeit galt dem grimmigen Zwerg, mit seiner tätowierten Halbglatze. Sie starrten sich an. Zwei Sekunden lang sagte keiner der beiden etwas.

„Ent-Entschuldigt mich", nuschelte Celina und drehte sich schnell weg. Der Zwerg sah ihr hinterher. Mit hochrotem Kopf stellte sich Celina an die Seite und senkte den Blick. Ihre Gedanken schweiften ab. Endlich jemand der sie verstand! Zwerge sind so sonderbare Wesen. Wer weiß, vielleicht hatten sie ja noch mehr Gemeinsamkeiten? Wenn sie ihn doch nur...Nein! Das ging nicht. Oder doch? Sie konnte diesem Zwerg doch nicht an ihren Lieblingsort führen. Er war ein völlig Fremder! Andererseits...vielleicht war das die Chance ihres Lebens? Abrupt wurde sie aus ihren Überlegungen gerissen, als einer der Zwerge auf den Tisch stieg und zu Singen begann. Die anderen Zwerge grölten laut mit. Celina huschte leise zu dem halbglatzigen Zwerg.

„Habt Ihr heute Abend schon etwas vor?", fragte sie zögerlich. Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

„Bis jetzt noch nicht", sagte er mit einer tiefen, angenehmen Stimme.

„Eine Stunde nach Sonnenuntergang am Gartentor", flüsterte sie ihn zu. Er grinste.

~•°•~

Nervös fummelte Celina an dem Saum ihres blaßgrünen Kleides herum. Würde er bemerken, dass sie sich umgezogen hatte? War das unangebracht? Allerdings hatte sie in der Essenschlacht der Zwerge einiges abbekommen, da sie sich quasi mitten ins Getümmel gestürzt hatte. Sie saß auf einer Bank aus hellem Holz, die mit zierlichen Schnitzereien verziert wurde. Der Sonnenuntergang tränkte den Himmel in ein tiefes Rot. Langsam verschwand die Sonne hinter den Bergen, die das Tal von Imladris umgaben.

„Guten Abend schöne Dame." Celina fuhr herum. Dort stand er, lässig an das Gartentor gelehnt.

„Ihr seid spät", antwortete sie knapp.

„Ich habe mich verlaufen. Diese Gärten sind wahrlich prachtvoll. Hier gibt es Blumen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe."

„Man wird ihrer schnell überdrüssig, wenn man schon so lange hier lebt."

„Und doch ist die Schönheit Bruchtals unbestritten." Er sah sie lange schweigend an. Celina spürte, wie sie rot wurde.

„Wie lautet euer Name?", fragte sie schließlich.

„Dwalin. Fundins Sohn", antwortete er und verbeugte sich. „zu Euren Diensten." Celina kicherte.

„Und der Eure?"

„Celina." Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.

„Celina. Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau." Dieser Zwerg war ein ganz schöner Charmeur. Er setze dich zu ihr auf die Gartenbank. Die Sonne war inzwischen komplett untergegangen. Die ersten Sterne leuchteten am Himmelszelt, und der Mond lugte hinter den Bergen hervor. Der Garten wurde in ein dämmriges Grau getaucht. In den Bäumen zwitscherte die erste Nachtigall. Insekten summten über die Blumenbeete hinweg, und der Abendtau glänzte auf den Blättern. Auf einmal stand Celina auf.

„Folgt mir", sagte sie und lief los. Dwalin lief ihr hinterher. Sie durchquerten den ganzen Garten, streiften unter hohen Bäumen hindurch, die immer dichter wurden, bis sie, versteckt im Dickicht, einen kleinen Pfad entlangliefen, der sie zu einer moosbewachsenen Lichtung führte. Hier lag ein kleiner Teich, in dem Wasser hineinplätscherte, und die Oberfläche sich in kleinen Wellen vom Wind kräuselte. Dwalin sah sich staunend um, und Celina lächelte. Sie zog den Zwerg zum Brunnenrand, und kniete sich davor.

„Warum habt Ihr mich hergebracht?", fragte er. Sie stupste die Seerosen auf dem Teich an, die daraufhin zur Mitte trieben.

„Ich weiß es nicht", antwortete sie wahrheitsgemäß. „Vielleicht...vielleicht weil es mir mein Herz gesagt hat." Sie hob ihren Blick, und sah in lächelnde blaue Augen.

„Ich weiß es klingt komisch, aber..." Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment landeten seine Lippen auf ihren. Celina war überrascht, erwiderte den Kuss dennoch. Als sie sich nach einer Weile lösten, sagte Dwalin:

„Seit ich Euch das erste Mal sah, wusste ich, ich habe meine Eine gefunden." Celina schmiegte sich an ihn. Sie lauschten den Geräuschen des Waldes. Den Blättern im Wind, das Plätschern des Brunnens und das ferne Rauschen des Bruinen. Sie hätten vielleicht bis zum Morgen hier gesessen, wenn sie nicht die Rufe der Zwerge gehört hätten.

„Ich muss fort. Die anderen suchen nach mir", sagte Dwalin traurig.

„Geh nicht", flehte Celina eindringlich. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Wir werden uns wiedersehen, ganz gewiss." Mit diesen Worten stand er auf, und verschwand von der Lichtung. Es war weit nach Mitternacht, als auch Celina sich aufmachte. Sie folgte dem kleinen Pfad, zurück durch die Gärten, in das Haupthaus und in ihr Gemach. Überglücklich legte sie sich in ihr Bett und schlief bald darauf ein. Celina wurde durch Stimmen geweckt. Es war Lindir, der an ihrem Zimmer vorbeiging und mit einem anderen Elben sprach.

„Die Zwerge verlassen Bruchtal. Ich muss Herrn Elrond diese Nachricht überbringen." Dann war er außer Hörweite. Aber diese Worte genügten. Celina sprang auf und rannte aus ihrem Zimmer die Gänge entlang. Voller Angst lief sie zum Hauptor. Das konnte nicht sein. Sie konnten Bruchtal nicht verlassen! Außer Atem kam sie am Eingangstor an. Die Gesellschaft war schon ein ganzes Stück den Pfad hinaufgelaufen. Celina rief nach Dwalin. Die Zwerge, die ganz hinten liefen, drehten sich um. Ein brünetter Zwerg tippte Dwalin an, der traurig mit gesenkten Schultern vor ihm herlief. Er drehte sich um. Seine Augen blickten suchend umher. Dann fiel sein Blick auf Celina, und seine Miene hellte sich auf. Celina hob die Hand zu einem letzten Gruß. Er nickte ihr zu. Wehmütig sah sie der Gruppe hinterher. Plötzlich drehte Dwalin sich um, rannte zwischen den überraschten Zwergen den Pfad hinab, auf Celina zu. Sie lief ihm entgegen und auf der schmalen Brücke fielen sie sich in die Arme und küssten sich ein letztes Mal. Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Morgensonne brachen sich in dem Tropfen des rauschenden Wasserfalls alle Farben der Welt. Als er seine Lippen von ihren löste, rannten stumme Tränen über Celinas Gesicht. Dwalin strich ihr durch die Haare und drückte ihre Hand. Dann ging er endgültig. Celina sah ihm noch lange hinterher. Selbst als die Gesellschaft schon lange verschwunden war, und die Sonne schon hoch am Mittagshimmel stand, bewegte sie sich kein Stück.
Dieser Abend wird ihr ewig in Erinnerung bleiben.
Vielleicht kehrt er eines Tages zurück.
Solange wird sie auf ihn warten.
Ihr ganzes unsterbliches Leben lang.


~ Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens. ~

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