Luezia x Haldir von ElveaIdher

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Hallo Freunde der Sonne, schön dass ihr euch diese Geschichte antut:) Ich rede mal besser nicht so viel und *Trommelwirbel* Vorhang auf!!

Die Lichtung war von Lichtflecken gesprenkelt, die das Sonnenlicht durch die Blätter warf. Mitten in dem beinahe perfekten Kreis aus Mallorns, auf einem umgekippten Baumstamm, saß eine blasse junge Frau von ca. 17 Jahren, neben ihr ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen. Als wäre das in diesen unruhigen Zeiten nicht schon alleine ungewöhnlich, nein, die Frau bot auch sonst einen leicht sonderbaren Anblick: ein Vogel zupfte liebevoll an ihrer blonden Haarpracht, während der andere es sich in ihren schulterlangen Locken gemütlich gemacht hatte und ein Lied zwitscherte in welches sie mit heller Stimme einstimmte. Auf ihre schmale, gerade Nase hatte sich ein goldener Schmetterling niedergelassen, was das Mädchen aber anscheinend nicht störte. Zu ihren Füßen hockten zutraulich ein Paar Rehe, ein Hase und eine Mausfamilie, denen sie mit ruhigen Bewegungen Eicheln, Weizenkörner und dem Hasen eine Karotte hinhielt, die die Tiere gerne annahmen. Der Wind raschelte in den goldenen Baumkronen des Waldes. Das Mädchen summte vor sich hin, bis ein Knacken ertönte, welches die Tiere aufscheuchte.

Vorsichtg darauf bedacht, ja leise zu sein, griff sie nach ihrem Bogen und einem Pfeil und zielte in die Richtung aus der das Geräusch ertönt war.
Ruhig ließ sie ihre blauen Augen umherstreifen bis ihr Blick auf etwas graues hinter einem Baumstamm fiel.

Ein Ork konnte es nicht sein, das hätte  sie sicherlich gehört, oder, vielmehr gerochen. Auch Menschen konnte sie ausschließen, so lautlos war ihre Rasse bei weitem nicht! In der Annahme, das es sich um ein weiteres Reh handelte, holte sie eine Hand voll Eicheln aus ihrem dunkelblauen Mantel. Mit bemüht ruhiger Stimme, um das vermeindliche Tier nicht zu verschrecken, fing sie an zu sprechen:  "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tu' dir ganz bestimmt nichts. Da, magst du was zu futtern haben? Die Eicheln sind frisch gesammelt." Als das Tier nicht reagierte, wagte sie noch einen Versuch, jetzt mutiger: "Ich lüge nicht und will dich auch nicht vergiften. Außerdem wird's dir sicher schmecken! Komm' hervor, ich weiß doch, dass du da bist!"

"Es ist nicht so, dass ich mich vor euch fürchte, vielmehr sind Eicheln nicht gerade meine Leibspeise!" Die junge Frau erschrak ziemlich, als sich das "Reh" als ein circa zwei Meter großer Mann herausstellte. Jedenfalls der Stimme nach. Äußerlich gesehen hätte er wohl auch als Frau durchgehen können.
Dieser erste Eindruck verflüchtigte sich jedoch, als das Mädchen ihn nun von unten nach oben musterte, angefangen mit den grauen Stiefeln, über die grauen Hosen und Tunika, welche so gut mit seiner Umwelt verschmolzen, dass es wahrlich beinahe an ein Wunder grenzte, dass sie ihn hatte ausmachen können, bis zu seinem weichen und jedoch maskulin wirkenden, ebenmäßigen Gesicht mit mandelförmigen Augen und einer breiten, geraden Nase. Danach schaute sie das lange goldene, fast weiße Haar wieder hinab, welches er mit zwei kleinen Zöpfen aus dem Gesicht hielt und dennoch flossen zwei Strähnen seines Haares über seine breite, anscheinend gut trainierte Brust. Insgesamt war der Mann recht muskulös gebaut, jedoch waren es die Augen des Unbekannten, die sie wie magisch anzogen. Blau und kühl und durchdringend. Berechnend. Abschätzend, ob sie eine Gefahr darstellte.
"Dass ich euch nichts tun werde, habe ich nicht nur so gesagt", meinte die junge Frau. "Man kann nie wissen, vor allem nicht in diesen Zeiten. Überhaupt bin ich der Meinung, dass man immer sehr vorsichtig sein sollte.  Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" Mit leicht zitternder Stimme antwortete das Mädchen:"Mein Name ist Luezia. Ich komme aus Rohan. Meine Familie ist tot und seitdem durchstreife ich die Lande auf der Suche nach einer Bleibe für mehr als eine Nacht. Und ihr seid?" "Haldir aus Lorien. Grenzwächter der Herrin des Waldes." Offensichtlich war er sehr stolz auf diesen Titel. "Die Herrin des Waldes? Ist es wahr,  dass sie eine Hexe ist, die Kinder bei Nacht entführt und Wechselbälger zurücklässt? Eine... Elbin? Unsterblich und schön? " Luezia klang verängstigt. Wenn er der Grenzwächter war, dann war er entweder ein verzauberter Mensch oder... auch ein Elb. Die Schauergeschichten die die Menschen ihrem Nachwuchs erzählten, waren zwar nicht so schrecklich wie sie die Zwerge erzählten, jedoch lieferten sie genug Stoff für allerlei Ängste, Gerüchte und Vorurteile.
"Ja, sie ist eine Elbin. Ihr habt ihr Reich betreten. Ihr müsst mit mir mitkommen. Die Herrin wird über euer Schicksal entscheiden." Der Elb namens Haldir drehte sich um und gebot ihr mit einem Handzeichen, ihm zu folgen.

Lange marschierten sie durch den goldenen Wald, allerdings immer wieder aufgehalten von Luezia die nicht über die schier unendliche Ausdauer des Elben verfügte. Und als sie in Caras Galadhon ankamen, rief Galadriel Luezia zu sich um ihr zu offenbaren, dass sie von nun an in Lorien leben durfte, dass sie wieder eine Heimat hatte. Vielleicht hätte sie damals misstrauisch werden sollen, aufgrund des schelmischen Ausdruks in den Augen der Herrin des Waldes, jedoch damals bemerkte sie es nicht. Luezia und Haldir hatten sich auf der Reise nach Caras Galadhon angefreundet, nachdem Luezias Vorurteile und Ängste beseitigt worden waren. Vielleicht war es von Anfang an der Plan Galadriels gewesen, eine Freundschaft, dann Liebe und zuletzt eine glückliche Ehe entstehen zu lassen. Denn genau so kam es.

Luezia starb im Spätfebruar im Jahr 3019 des Dritten Zeitalters. Haldir betrachtete seine Frau ein letztes Mal, bevor sie zu Grabe gelassen wurde. Obwohl sie nunmehr vollkommen weißes Haar sowie eine Mehrzahl von Falten besaß und in ihren letzten Jahren ziemlich abgenommen hatte, war sie für ihn immer noch so schön wie bei ihrem ersten Treffen, die schönste Frau, die er jemals erblickt hatte. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über sein Gesicht und tropfte zu Boden. "Herr Haldir? Die Herrin ruft euch zu sich." Ein junger Elb war aus dem Wald getreten. Haldir erwiederte:"Ich trauere gerade. Was ist so wichtig, wichtiger als der Tod meiner geliebten Frau?" Der Junge schluckte. "Die Elben ziehen in den Krieg, wir eilen Rohan zu Hilfe." Haldir wandte sich von Luezia ab. "Dann lasst uns keine Zeit verlieren."

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