13. Der Anfang einer Geschichte

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Wie und wo fängt man am besten mit seiner erdachten Geschichte an?

Manchmal erscheint gerade der Anfang einer Geschichte, als der schwerste Schritt. Es hängt auch ganz schön viel davon ab, weshalb die Bedenken nur verständlich sind.

Jeder Anfang einer guten Geschichte beginnt mit einer

Idee

Manchen reicht das schon und sie können direkt mit dem Schreiben los legen. Weil das für viele aber möglicherweise immer noch nicht konkret genug ist und man vielleicht lieber sicher wissen möchte, wohin sich das Ganze entwickelt, könnt ihr eine kurze Zusammenfassung der Handlung und der Charaktere erstellen, um euch beim Schreiben aufs Wichtigste konzentrieren zu können.

Das nennt man auch

Plotting

(Das Plotting von Harry Potter von J

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(Das Plotting von Harry Potter von J. K. Rowling)

Dabei könnt ihr so konkret werden wie ihr wollt. Bedenkt aber, dass sich beim Schreiben selbst auch noch Handlungsstränge oder Entwicklungen herausbilden können, weshalb man sich nicht zu sehr darauf versteifen sollte. Stephen King plottet, seiner eigenen Aussage nach, überhaupt nicht. Aber einen groben Verlauf sollte man dennoch im Hinterkopf behalten. Andernfalls werdet ihr früher oder später an den Punkt kommen, ab dem ihr nicht wisst, wie es weiter geht. Das ist nämlich der Punkt, an dem ihr euch doch hinsetzen und überlegen müsst, wohin sich das Ganze entwickelt. Warum sich also nicht die Arbeit schon von Anfang an machen, um sich komplett auf die Entwicklung konzentrieren zu können und keine unfreiwilligen Pausen einlegen zu müssen.

Nachdem das geklärt ist, kommen wir endlich zum Einstieg in die  Geschichte. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten z.B.

Linear

"Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" rät vor dem eigentlichen Beginn anzufangen:

Die beste Stelle wäre kurz bevor der eigentliche Konflikt einsetzt. Denn um das Ausmaß des Konflikts gänzlich begreifen zu können, muss der Leser die Situation vorher kennen. Manchmal ist ein Konflikt oder eine konfliktreiche Situation sogar gar nicht so schlecht für die Entwicklung des Protagonisten und forciert sie sogar, doch er selbst darf das natürlich nicht gleich von Anfang an begreifen.

"So wie der Dramenautor das Bhnenbild festlegt, die Oper eine Ouvertre, die Verfassung eine Prambel hat, so entwirft der Romanautor die Ausgangssituation. Sie zeigt dem Leser die fiktive Welt so, wie sie ist, bevor sich die Ereignisse entwickeln, die zum zentralen Konflikt fhren. Sie ist wie Suppe und Salat vor dem Hauptgericht."

Einfacher ausgedrückt: Um zu wissen, dass etwas anders ist, muss man die Situation vorher kennen. Und die Handlung einer Story basiert ja gerade darauf, eine Veränderung (einer Person/Situation/Welt) zu beschreiben.

Alternativ

Natürlich könnte man auch direkt mit dem Anfang beginnen, ohne dass man sich groß über die Lage vorher auslässt. Das größte Problem bei diesem Vorgehen ist,

"(...) daß die Figur und das Dilemma, in dem sich der Protagonist befindet, gleichzeitig eingefhrt werden und der Leser spter ber die Ausgangssituation der Figur informiert werden muss."

➖ Das bedeutet, dass die Vorgehensweise nicht von der Pflicht entbindet

1. Figur(en)
2. ausgangs Situation
und
3. aufkommenden Konflikt

ordnungsgemäß einzuführen. Und gerade für junge und unerfahrene Autoren damit sogar noch schwieriger wird, weil durch die Unmengen an Informationen, die kommuniziert werden müssen, meist diejenigen zu kurz kommen, welche die Figur betreffen. Man gerät in die Versuchung zu denken: Dafür wäre später auch noch Zeit. Aber:

"Das ist kein kluger Schachzug des Autors. Am Anfang mssen Sie so schnell wie mglich Sympathie fr Ihren Protagonisten gewinnen."
Aus "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt"

In medias res

Was soviel wie 'mitten in die Dinge bedeutet', ist eine Vorgehensweise, welche wohl aktuell sehr populär ist.

➕ Der Leser wird quasi mitten in die Handlung geworfen. Es bietet die Möglichkeit, direkt mit einer spannenden Situation/Handlung in die Erzählung zu starten und den Leser sofort in die Geschichte zu ziehen und für sich gewinnen zu können.

Das verleitet viele unerfahrene Autoren dazu, den Prolog für eben diese Vorgehensweise zu missbrauchen - dazu wird es aber ein eigenes Kapitel geben.

➖ Irgendwann ist nur Spannung nicht mehr genug und der Leser sehnt sich nach Zusammenhängen oder Gründen für das Vorgefallene. Deshalb muss, wie auch schon zuvor beschrieben, im Nachhinein doch wieder all das geklärt werden, was für den Einstieg in die Story wichtig ist. Dabei kommt es leider oftmals dazu, dass die Spannung vom Anfang komplett abflaut und ein mancher Leser plötzlich enttäuscht davon ist, dass das, was ihn eigentlich angesprochen hat (Spannung), im Folgenden gar nicht mehr so präsent ist. Dazu entsteht auch hier wieder die Problematik Zusammenhänge, Figuren, Ausgangssituation etc. gleichzeitig einführen zu müssen.

Ultimas Res

In ultimas res beginnt die Handlung hingegen am Ende der Geschichte.

➕ Das ist natürlich unglaublich Spannend!

Anschließend muss aber nachvollzogen werden können, wie es zu diesem Ende gekommen ist.

➖ Nachteil dieses Erzählanfangs ist, dass vielleicht schon die Hauptspannung verfällt, bevor es überhaupt zum eigentlichen Spannungsbogen kommt - da der Leser das Ende ja bereits kennt. Man muss schon ein sehr gewiefter und erfahrener Autor sein, um damit zu spielen oder den Leser sogar bewusst zu täuschen: Der Leser bildet sich eine eigene Theorie, wie es dazu gekommen ist, entwirft Hypothesen, und diese werden entweder bestätigt oder verworfen.

Beispiel:
Man kann mit einem Ende beginnen (z.B. in einem Krimi: Der vermeintliche Täter wird bei der Leiche gezeigt oder verhaftet, das scheinbar offensichtlich ist, dass die gezeigte Person der Täter sein muss. Dann wird im Verlauf der Geschichte der wahre Hintergrund gezeigt - die gezeigte Person ist gar nicht der Täter, sondern entdeckte nur die Leiche und hatte Angst, als solcher verdächtigt zu werden.)

Habt ihr schon mal mit den verschiedenen Arten, in eine Geschichte einzusteigen, herum experimentiert? Welche erschien euch als die Beste? Teilt eure Meinung in den Kommentaren!

Im nächsten Kapitel wird es um den Sinn und Unsinn eines Prologs gehen!

>>> Prolog

Schreibtipps by LemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt