Kapitel 1

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Mit einem Ruck wurde mir die Decke weggezogen, sodass ich unsanft aus meinem Schlaf erwachte. Ein paar Fetzen von meinem Traum hingen mir noch vor den Augen, aber sie verblassten, sobald ich meine Augen aufschlug und in ein breites Grinsen blickte.

Es war einfach nur zum Knuddeln, wie mein kleiner Bruder Jackob mich gerade angrinste. Ich wollte ihn eigentlich in die Arme schließen und nie wieder los lassen.

Ich müsste ihn eigentlich anschreien und los schimpfen, dass er mich morgens schlafen lassen soll, stattdessen brachte ich nur ein gegurgeltes "Wie spät ist es?" heraus. Er blickte auf meinen Wecker und antwortete: "Da steht 7, dann zwei Punkte übereinander und dann 3 und 8. Ist das zu früh?"

Er bekam als Antwort nur ein mattes "Ja" meinerseits. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als er mit einem großen Sprung auf mein Bett geflogen kam und sich auf meinen Bauch drauf setze. "Gehen wir jetzt in den Wald? Heute ist doch mein Geburtstag!"

Ach ja. Mit einem Schlag war ich hellwach. Er hat Recht. Jackob wird heute 6. Und da habe ich ihm versprochen, eine heimliche Spritztour durch den Wald zu machen und danach mit ihm Lego zu spielen. Also setzte ich mich auf mein Bett, umarmte ihn und sang ihm ein Happy Birthday.

Was hattet ihr denn anderes erwartet? Nur, weil wir Werwölfe sind, sind wir trotzdem noch Menschen, auch wenn wir uns in ein 2 Meter hohes Tier verwandeln können. Dieser ganze Quatsch mit dem Vollmond-Verwandlungen, der in Harry Potter und noch ein paar anderen Büchern steht, ist alles nur blöd dahin geredet. Das totale Vorurteil.

Ich sagte ihm, er solle sich schon fertig machen, da er wie ich noch in Pyjama war. Jackob flitzte los und ich ging ins Bad. Ich hoffte, er war leise genug, damit unsere Eltern nicht aufwachten. Sie würden es uns bestimmt verbieten. Ihrer Meinung nach ist Jackob nämlich immer noch zu klein, um in den Wald am Ende der Blytoon-Street zu gehen. Auch als Werwolf. Aber ganz im Ernst - er war ja schließlich immer noch ein Werwolf, konnte sich somit ziemlich gut verteidigen und ich war ja auch noch da. Ich glaube, sie haben einfach nur Angst, dass uns dort etwas passiert.

Wobei das wiederum auch keinen Sinn ergibt, denn in genau zwei Wochen findet der "Kampf der Ehre" statt. Und von dem kann man nicht gerade behaupten, er wäre harmlos. wir werden in die sogenannte "Ebene" geschickt und dort müssen wir uns mit einer Menge von Monstern abschlagen, nur um am Ende ans Ziel zu kommen und zu den neuen Anführern unserer Rudel ernannt werden.

Mein Vater hat den Kampf der Ehre zwar gelassen, aber er hat eine neue Regel dazu geschrieben: Es dürfen Teams mitgenommen werden. Bedeutet, dass ich und der andere Alpha jeweils 3 Personen mitnehmen dürfen.

Ich schlüpfte schnell in meine Klamotten und ging aus dem Zimmer. An der Treppe wartete Jackob schon. Ich wisperte ein leises Sch! und wir huschten die Treppe hinunter auf die Terasse. Die Tür knarrte ein wenig, aber wir hatten Glück: Unsere Eltern schliefen noch.

Schnell durchquerten wir den Garten, der eher einem Park glich und kletterten über den Zaun. Die Alarmanlage hatte ich schon am Abend zuvor ausgeschaltet. Als wir auf der anderen Seite ankamen, glitzerte uns schon der Asphalt unserer Rudel-Straße entgegen. Jackob und ich rannten an den 32 Häusern vorbei.

Am Ende der Straße ragte schon der Wald auf. Er hatte schon etwas bedrohliches an sich, aber ich kannte ihn in und auswendig. Hier verbrachte ich die meiste Zeit meines Lebens, zusammen mit meinen besten Freundinnen Sara, Lena und Kikki. Wir lieben den ihn einfach. Ich werde die drei oder vielleicht auch nur eine von ihnen zum Kampf mitnehmen. Doch je länger ich diesen Gedanken hin und her drehte, desto unwahrscheinlicher erschien er mir.

Jetzt wollte ich mir sowieso keine großen Sorgen darüber machen. Ich beschäftige mich später damit.



Kampf der Ehre - Feindliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt