Kapitel 5

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Im Flur wollte ich mich umdrehen, um die Tür zu schließen, aber mein Vater zog mich schon ins Wohnzimmer, wo meine verheulte Mutter auf der Couch saß.


 Ich hasste es, sie weinen zu sehen. Ich leidete immer mit den Leuten mit. Als ich noch kleiner war, konnte ich keine Tränen sehen. Ich musste auch immer sofort mit weinen. Aber jetzt hatte sich das geändert. Ich bin stärker geworden. Mitleid hatte ich trotzdem noch.

Mein Vater schnauzte sie an: "Hör mal auf zu heulen! Du machst ja so eine depressive Stimmung!"

Ähm, hallo?! Natürlich war das eine depressive Stimmung! Ich werde morgen in einen tödlichen Kampf geschickt, in dem ich vielleicht sterben werde, aber da ist ja nichts bei, oder?!

Meinem Vater schien das ziemlich egal zu sein. Er setzte sich auf die Couch und schaute mich neutral an. Seine kalten grauen Augen bohrten sich in meine, welche von einem sattem grün-blau waren.

Er fing an zu sprechen: "Also... Die Fakten weißt du ja jetzt schon, das muss ich nicht noch einmal wiederholen. Morgen wirst du um Punkt 10 Uhr hier abgeholt werden."

Ich nickte langsam und ließ mich schließlich Schicksals ergeben auf die Couch plumpsen.

Das war viel auf einmal. Obwohl der Tag noch gar nicht richtig angefangen hatte, fühlte ich mich so, als wenn er bald schon wieder zu Ende wäre.

Ich blickte Hilfe suchend zu meiner Mutter, welcher nur noch stumm die Tränen von den Wangen liefen. Sie schaute mich auch an und sprach zu mir in Gedanken: "Oh, meine kleine Amy! Ich hab dich so doll lieb! Wie groß du doch schon bist!" Ein kleiner Schluchzer entfloh ihr.

Ich blickte sie ebenso liebevoll an. "Mama, ich werde nicht sterben. Das verspreche ich dir!"

Mein Vater war so in Gedanken versunken, dass er anscheinend nichts von dem Telepathie-Gespräch mitbekommen hatte. Vielleicht tat er aber auch nur so.

"Also. Ich wollte dir nur mitteilen, dass du, wenn möglich, überleben solltest. Hmm, noch ein Tipp: Stirb lieber nicht."

Mit diesen Worten war ich entlassen. Ein letzter Blick in Richtung meiner Mutter, die ich bis nach dem Kampf nicht wieder sehen werde, und ich verließ das Zimmer.

Kampf der Ehre - Feindliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt