Kapitel 21 (Lesenacht)

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Die Höhle kam bereits in Sicht. Natla rannte in ungeheurem Tempo darauf zu.

Man sah Shane nicht. Ich hoffe, Natla wird keinen Verdacht schöpfen.

Ihre Intelligenz konnte ich noch nicht einschätzen, aber ich glaube, dass sie gerade in so einer Art Wahn ist, wo sie sich nur ein Ziel gesetzt hat: Shane töten oder ihn wenigstens verstümmeln.

Schon allein diese Gedanken regten mich innerlich auf. Natla war so... altmodisch und unzivilisiert...

'Genau wie unser Vater...'

Lumina hatte mal wieder Recht. Man konnte sie tatsächlich mit ihm vergleichen. Das erklärte aber noch lange nicht, wie sie entstanden war und warum sie in mir drin gelandet ist.

Natla sprang mehr oder weniger in die Höhle und wollte sich auf Shane stürzen. Doch weder ich noch sie konnte ihn entdecken.

"Suchst du etwa jemanden?"

Man konnte das Grinsen in seiner Stimme nicht überhören. Wie kann er nur in so einer Situation grinsen?

"Amy, ich weiß, dass du mir nichts tun wirst. Man kann seinen eigenen Mate nicht vernichten."

Shane sprach aus tiefster Überzeugung, aber Natla war da anderer Meinung.

"Und wie ich dich vernichten werde! Denn ich bin nicht AMY,!", zischte sie.

Mit einem Satz sprang sie ihn mit ausgefahrenen Krallen an. Ihr Ziel war es wohl, ihn zu zerfetzen. Und zwar wortwörtlich.

Jedoch vereitelte er ihren Plan, da er geschickt auswich. Ich bewunderte in dem Moment seine Beweglichkeit.

'Konzentriere dich!'

'Danke für den Hinweis Lumina...'

Sie lachte und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf Shane und Natla.

Diese war mittlerweile rasend vor Wut, weil sie ihn nicht zu fassen bekam.

Innerlich musste ich grinsen. Das war einfach ultra komisch. Es sah fast wie ein Spiel aus. Wie Fangen oder so.

Aber Natla gab nicht so schnell auf.

"Ach komm schon, wir können doch nicht die ganze Zeit so weitermachen. Das... ist doch lächerlich!"

Natla stieß ein Knurren aus und sprang wieder. Auch diesmal versuchte Shane auszuweichen. Doch Natla hatte seine Bewegungen genau studiert und wusste, dass er nach rechts ausweichen würde. Somit schlug sie auch nach rechts aus.

Und sie traf ihn. Ihre Krallen zogen eine lange Spur über seine wunderschöne Schnauze.

Ich fauchte auf. Sie durfte ihn nicht verletzten!

"Lass die Pfoten von meinem Mate!" Mit der mir zur Verfügung stehenden Kraft versuchte ich, Natla in die Tiefen meines Bewusstseins zu verbannen. Es gelang mir nur halb.

Ich lenkte sie ab, sodass sich Shane, der sich vom Schock erholt hatte, auf sie werfen konnte. Es war allerdings nicht mehr Shane. Nero hatte die Kontrolle bei ihm übernommen. Aus seinen Augen strahlte purer Hass gegen Natla.

Oh nein. Das hier durfte nicht ausarten! Es darf nicht zu einem Kampf kommen!

Nero spannte sich an, machte sich bereit. Bis er es sich plötzlich anders überlegte. Er blieb ganz ruhig stehen und seine wilden Augen nahmen wieder die normale Farbe an.

"Du bist zwar echt böse, aber dennoch meine Mate. Ich kann und will dir nicht weh tun. Das ist das Letzte, was ich tun würde. Vergib mir, Amy."

Natla nutzte diese Möglichkeit aus. Noch während er seinen Satz beendete, flog sie schon auf ihn zu.

Kampf der Ehre - Feindliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt