Kapitel 39

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Ich blinzelte in dieses unerträglich helle Licht. Vor mir war...

Nichts. Gähnende Leere. Man kann sich das gar nicht vorstellen, aber es sah annähernd so aus wie die Farbe weiß, aber mit einem bestimmten Unterschied: Es gab keinen Raum, an dem sich das weiß hätte befinden können. Das war doch unmöglich? Wie konnte in einem Raum nichts sein - außer mir? Ich drehte mich um, denn ich war neugierig, wie es hinter mir aussah. Da musste ja wohl noch der Nebel sein. Außerdem ist das Haus von außen auch gar nicht so groß gewesen. Ich war aber schon lange durch den Nebel gelaufen, müsste jetzt also theoretisch am Ende des Raumes sein oder zumindest kurz davor.

Ich drehte mich also um. Hinter mir war aber... Nichts. Alles war verschwunden. Der Nebel, die Tür, das Haus, Shane... In gewisser Weise auch ich - ich hatte ja keine Ahnung wo ich hier war.

'Unmöglich', murmelte Lumina in Ungläubigkeit über die ganze Situation. Natla stimmt ihr zu.

Ich stellte eine Frage in den Raum, die mehr an mich als an sie gerichtet war: "Was soll ich denn jetzt tun?" Meine Stimme hinterließ ein gruseliges Echo, was sich irgendwo verlief. Ich denke, dieser Raum war ewig. Ich überlegte. Die Aufgaben waren bisher nie das, was sie zu sein scheinten. Ich machte ein paar Schritte vorwärts. Das fühlte sich irgendwie... Komisch an. So, als wenn man sich mit viel Mühe eine Art Berg hoch schleppen müsste. Ich merkte, wie es an meinen Beinen zog und blieb etwas erschöpft stehen. 

Dann fiel mir die Inschrift in der Tür ein. Schnelligkeit war also gefragt. Mir kam also eine Idee. Wenn man langsam lief, war es schwieriger, als wenn man schnell lief. Das machte Sinn. Ich setzte mich noch mal in Bewegung, nur dieses Mal um einiges schneller.

Meine Beine rebellierten förmlich und ich merkte, wie mir langsam die Luft ausging. Das konnte unmöglich richtig sein. Es ging kein bisschen leichter als davor; nur war ich jetzt mehr aus der Puste. Ich keuchte und stützte meine Hände auf die Oberschenkel. Ich war etlichen Anstrengungen in meinem Leben ausgesetzt gewesen, aber so etwas heftiges hatte mir noch nie jemand zugetraut. Es war wie sich einen Berg hoch kämpfen, aber mit schweren Gewichten an beiden Beinen.

Mittlerweile hatte sich meine Atmung etwas beruhigt, aber ich war zu müde um hoch zu kommen. Zu müde? Da stimmt doch etwas nicht? Ich konnte gar nicht müde sein. Verwirrt blinzelte ich. Schnüffelte. Auch roch es irgendwie anders...

'Amy beeil dich, da ist Gas in der Luft! Ich glaube das macht dich so müde!', rief Lumina mir zu. Ich spürte, wie die Müdigkeit sich in meinen Beinen anfing auszubreiten. Sie fühlten sich mittlerweile an wie Butter und ich bemerkte erschrocken, dass ich meine Hände auf den Oberschenkeln gar nicht mehr fühlen konnte.

Mit letzter Kraft rappelte ich mich hoch. Wenn ich es nicht schnell genug schaffte, hier raus zu kommen, würde das böse Konsequenzen haben; das spürte ich. Verzweifelt blickte ich mich noch mal nach links und rechts um, drehte mich um die eigene Achse. Aber - da war nach wie vor nichts. Das machte mich wütend. Ich hatte keine Ahnung, was ich hier machen sollte. Und langsam fing mein Gehirn an, abzuschalten. Ich wollte schlafen, wollte mich hinlegen und nie wieder aufstehen. Schlaf... Ein so schönes Wort...

'Amy reiß dich zusammen! Tu es für Shane!', versuchte Lumina mich wach zu halten. Aber ihr Erfolg ließ deutlich zu wünschen übrig. Ich spürte nicht, wie meine Beine einklappten. Sie waren schon zu taub vom Gas. Ich sah es nur und hoffte, dass der Aufprall nicht allzu schmerzhaft werden würde.

Doch es kam nichts wie erwartet. Ich konnte einfach so stehen bleiben - mit eingeknickten Beinen.

'Die Gesetze der Physik gelten hier nicht...', murmelte Lumina.

Kampf der Ehre - Feindliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt