Kapitel 42

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Amy POV

Ich sah so viele unterschiedliche Gefühle in seinen Augen spiegeln. Wut, Hass, aber am größten war die Angst. Jetzt mischte sich unendliche Eleichterug darunter und er gab mir einen Wolfskuss. Ich lächelte. Ich hörte, wie er etwas murmelte, konnte es aber nicht ganz verstehen. Ich war erst mal darauf konzentriert, schnellstmöglich zu heilen. Shane stand auf und ich wollte es ihm gleich tun, wusste aber schon, dass das eine schlechte Idee war. Ich blieb also liegen. Der Boden war kalt, aber das störte mich wenig. Mein Fell hielt mich warm.

'Hey Amy...', murmelte nun auch Lumina. Ich begrüßte meine innere Wölfin froh. 'Hey Lumi.' Ich wollte gerade mit ihr weiter reden, da spürte ich etwas seltsames. Es war ein Kribbeln, überall in meinem Körper. Verwirrt blickte ich zu Shane auf. Er hatte die Augen geschlossen und sah sehr konzentriert aus. Ich fragte ihn: "Was machst du da?" Doch anstelle einer Antwort verband sich Nero per Mindlink mit mir. 'Shane heilt dich gerade. Wir müssen hier weg, die Zeit drängt.' Ich nickte. Nero hatte Recht. Wir mussten so schnell es geht nach Hause, damit wir unsere Ansprüche auf den Anführerposten erheben konnten. Das Kribbeln ließ nach und ich hatte keine Schmerzen mehr. Ich stand schnell auf und blickte zu Shane. "Danke. Ich danke dir für alles, was du schon für mich getan hast. Ich stehe tief in deiner Schuld und weiß nicht, wie ich es dir jemals zurück zahlen kann." Shane schüttelte den Kopf. "Amy, wir sind Mates. Du bist mir gar nichts schuldig. Ich eher dir. Es tut mir so unendlich leid, beinahe hätte ich dich umgebracht." Beschämt blickte er zur Seite. Ich merkte ihm an, dass es ihn belastete. "Shane, rede keinen Unsinn. Es war nicht deine Schuld, du standest unter der Alpha-Kontrolle. Ich bewundere dich, dass du es geschafft hast, sich aus ihr zu lösen." Ich sah zwar, dass er es mir nicht ganz zu glauben schien, jedoch war weiteres Diskutieren zwecklos. Er nickte in Richtung Fahne. "Komm Amy, holen wir uns, was wir verdient haben."

Shane fiel in einen schnellen Gang. Ich tat es ihm gleich. Wir redeten kaum miteinander, jeder war in seinen eigenen Gedanken. Wie wird es wohl weiter gehen, wenn wir nach Hause kommen? Ich wusste darauf keine Antwort. Ich wusste nicht, was mich zu Hause erwarten würde. Ich wusste nicht, wie unsere Liebe weiter gehen sollte. Schließlich waren unsere Rudel ja verfeindet. Aber vielleicht fanden wir einen Weg. Einen Weg für uns.

Wir näherten und der roten Fahne. Sie war an einem kleinen Pfosten befestigt, der in den Boden eingelassen war. Sie flatterte leicht, obwohl kein Wind wehte. Dabei schimmerte sie leicht silbern. 'Wow, sie ist wunderschön', kommentierte Lumina. 'Du hast Recht', gab ich ihr bei.

Ich sah zu Shane. Er wirkte sehr erleichtert. Wir hatten eine der schwierigsten Prüfungen unseres gesamten Lebens bestanden. Ich atmete tief aus. Und dann griffen wir beide zeitgleich nach der Fahne. Nur kurz spürte ich ihren weichen Satin. Dann wurde ich eingesogen, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Es war ein Gefühl als wenn ich fallen und fliegen zugleich würde. Befreiend, aber dennoch unnatürlich.

Das Gefühl ließ plötzlich nach und ich wurde von hellstem Sonnenlichte geblendet. 'Der Kampf der Ehre ist vorbei, probier mal aus, ob du wieder menschlich Sonnenlicht erträgst.', schlug Lumina vor. Ich verwandelte mich und es zeigte keine Wirkung. Der Kampf der Ehre war also wirklich vorbei.

Ich sah mich um. Wir standen mit dem Rücken zu der Mauer, die die Arena umgeben hatte. Wir waren also hinaus teleportiert worden. Lächelnd blickte ich zu Shane. Er lächelte zurück. Ich konnte dem Impuls nicht widerstehen und fiel ihm in die Arme. Alle Anspannung fiel von mir ab, ich war einfach nur glücklich. Er hielt mich fest umschlungen und hatte seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt. Zufrieden seufzte er einmal kurz auf. Wir hatten es geschafft.

Ich hörte Schritte, daher löste ich mich widerwillig aus seiner Umarmung. Ich sah in die Richtung. "Mum, Jackob!", rief ich hocherfreut. Sie kamen auf mich zu und ich rannte auch in ihre Arme. "Amy, wir haben dich so vermisst...", murmelte mein kleiner Bruder. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich dich auch." Liebevoll sah ich die beiden an. Jackob blickte etwas skeptisch zu Shane hinüber. Ich wollte sie einander vorstellen, da traten weitere Gestalten in mein Blickfeld. Es waren Jungs, die kaum älter sein konnten als Shane. So wie sie sich begrüßten, schloss ich auf seine Freunde.

Ich wunderte mich, warum er sie nicht mit in den Kampf der Ehre mitgenommen hatte. Shane sah mich an und sprach per Mindlink zu mir. 'Ich hatte gewusst, dass du niemanden mitnehmen willst. Du wolltest keine anderen in Gefahr bringen. Ich wollte sie eigentlich als Bonus mitnehmen, damit wir dich besser beschützen könnten, wusste aber nicht, wie du auf sie reagieren würdest. Und ganz vielleicht wollte ich dich auch nicht teilen, sondern nur mit dir alleine sein.' Er lächelte verlegen. Ich grinste. Das war mal wieder typisch Shane.

Ich drehte mich zu meiner Mutter um. Wollte das erklären, aber sie lächelte schon wissend. "Mum, wie wird es jetzt weiter gehen?", fragte ich sie besorgt.

Sie antwortete ruhig: "Erst einmal fahren wir nach Hause, und dann werden wir alles weitere klären."

Kampf der Ehre - Feindliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt