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Mein Bruder Carlos stand vor mir!
"Carlos?" fragte ich ungläubig.

"Elena, hör mir bitte gut zu, ich erkläre dir alles." sagte er, kam herein und schloss die Tür hinter sich. Er sah ziemlich verzweifelt aus, seine Augen waren gerötet, ich glaube er hatte geweint.

"Bitte lass uns sitzen." und er begann zu erklären.

"ich hoffe Miguel hat dir nicht wehgetan."

"Er hat gesagt dass Padre mich verkauft hat? Nach Amerika! Was ist dieser Miguel für ein Psychopaht?"

"Elena, es stimmt. Wir werden erpresst...man, wie erkläre ich dir das am besten...Hör zu. Es ist so, dass Padre Geschäfte mit der Familie Gonzalez aus Mexiko macht. Schon länger. Und bei einem "Geschäft" ging was schief. Padre hat einen Fehler gemacht. Es geht um viele kg Drogen die ein Vertrauter von uns unterschlagen hat. Lange Geschichte, ich weiß. Jedenfalls will Jorge Gonzalez Fernandez 2 Millionen US-Dollar von uns. Haben wir natürlich nicht. Also wollte er mich oder Padre umbringen. Um da raus zu kommen hat Padre dich als Pfand angeboten. Jorge hat akzeptiert. Bis wir die 2 Millionen haben musst du zu ihm. Glaub mir bitte, Elena, ich wollte das nicht! Es tut mir unendlich leid. Ich wollte dich beschützen. Aber du musst zu ihm nach Amerika. Ich hol dich so schnell wie möglich da raus, glaube mir!"
Er stützte seinen Kopf in die Hände und sah fix und fertig aus.

Ich konnte es nicht fassen. Drogen? Mexiko? Ich hörte das alles zum ersten mal.

"Padre handelt mit Drogen? Und du auch? Und Raul? Und weiß Abuela davon?"

"Also Abuela weiß von nichts. Raul ist dabei."

"und meine Schwestern? Was ist mit ihnen?"

"darüber weiß ich nichts."

"Was will dieser Jorge von mir?"

"Elena...ich weiß es nicht. Er hat nur versprochen dich am Leben zu lassen..."

"na, super. Immerhin etwas."

"Hör zu Elena, ich muss jetzt los. Miguel passt auf dich auf, er begleitet dich. Ich kenne ihn ganz gut, er ist in Ordnung. Du kannst ihm vertrauen."

"Vertrauen!" lachte ich sarkastisch "Der Kerl hat mich entführt!"

"Er fliegt morgen früh mit dir nach Los Angeles. Bitte verhalte dich unauffällig. Es geht um unser Leben, Elena. Ich habe deinen Koffer mitgebracht. Es tut mir wirklich leid, Schwester." Er hatte Tränen in den Augen als er mich fest umarmte.

"Hier", mein Bruder steckte mir ein Bündel Dollarscheine in die Hand. "Wenn es ganz schlimm kommt kannst du damit weglaufen und dich verstecken."

Ich spürte Tränen in mir aufsteigen. Aber ich versuchte sie zurück zu halten und nickte tapfer.

Carlos drehte sich um und ging. Ich hörte noch wie er zu Miguel sagte: "Pass bloß auf sie auf. Ich hole sie zurück und sag deinem Onkel wehe ihr wurde auch nur ein Haar gekrümmt..."

Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Schluchzend sank ich auf den Fußboden und umklammerte meine Knie während ich zusammengekauert da saß und von meinem weinen geschüttelt wurde...

Ich weiß nicht wie lange ich auf dem Boden gekauert saß und weinte. Irgendwann hörte ich plötzlich eine ruhige Stimme. "Hey. Magst du was essen?" erschrocken sah ich auf. Dieser Miguel saß in einiger Entfernung von mir auf dem Boden und beobachtete mich mitfühlend.

"Wie lange sitzt du da schon? Warum starrst du mich so an?"

"Mädchen, du stellst immer Fragen!" grinste er.
"ich bestell mal Pizza. Du solltest echt was essen und dann schlafen. Wir müssen morgen früh raus."

"Warum tut ihr das? Warum machst du da mit? Du bist doch nicht dumm. Warum lernst du keinen richtigen Beruf?"

"Hab ich. Ich bin Maler." wieder grinste er mich schief an. "Bin gleich wieder da, warte kurz" sagte er und verliess den Fensterlosen Raum. Scherzkeks, was blieb mir denn ausser warten übrig?

Ich legte mich auf das Bett und schlief sofort ein. Von Miguel oder der Pizza bekam ich nichts mehr mit.

Erst am nächsten Morgen wurde ich wach. Miguel schüttelte mich. "Wach auf, Elena! Unser Taxi kommt in einer halben Stunde! Beeil dich!"

Er zeigte mir das Bad und ich duschte. Ich überlegte ob ich es riskieren sollte und abhauen. Ich könnte ja z.b. Am Flughafen einfach zur Polizei gehen. Oder Miguel sagen dass ich aufs Klo muss und dann wegrennen. Alles wäre doch besser als an einen Drogenboss aus Mexiko verkauft zu werden.

Ich beschloss es so zu machen. Ich würde unter einem Vorwand weglaufen und mich verstecken. Ich wollte zu meiner Freundin fahren. Sicherlich konnte ich das Taxi zu ihr mit den Dollars von Carlos bezahlen.

Mit meinem Plan im Kopf kam ich gestärkt aus der Dusche, zog mich an und aß das kalte Stück Pizza das Miguel mir hin hielt. Kurz darauf klingelte es. Das Taxi!

"Denk dran, sei unauffällig. Und Versuch keinen Mist, das würdest du sehr bereuen. Tu einfach was ich sage, dann passiert dir auch nichts."

Ich nickte. Sollte er nur glauben, dass ich mich auf Amerika und den Drogenbaron freue...

Am Flughafen angekommen beschloss ich es zu probieren.
"Miguel, ich muss auf die Toilette."
"Elena, wir haben keine Zeit! Wir gehen erst durch die Sicherheitskontrolle."

"Ich muss aber jetzt." beharrte ich. Zielstrebig zog ich ihn in Richtung einer großen Menschentraube. Notgedrungen folgte er mir. Er versuchte mich am Arm festzuhalten, aber umgeben von Hunderten hektischen Reisenden kam ich los und arbeitete mich schnell in das Gedränge. Ich sah mich nervös um. Er war weg! Ich hatte ihn tatsächlich abgehängt! Das ging ja leichter als ich dachte. Jetzt musste ich nur noch ein Taxi finden. Ich steuerte schnell Richtung Ausgang.

MafiabrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt