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Ich sah mich erstmal in diesem Zimmer um in dem ich nun eingesperrt war. Es war nicht annähernd so prächtig wie das was ich bisher von dem Haus gesehen hatte. Trotzdem war es komfortabel eingerichtet. Es gab sogar ein Bad.
Zum Hof hin war ein Fenster. Ich sah mehrere Autos und immer wieder dunkel gekleidete Männer die geschäftig den Hof durchquerten. Wie sollte ich hier jemals raus kommen? Das große Tor das den Hof von der offenen Straße trennte war aus Massivem Metall. Männer mit Maschinen Gewehren standen davor und öffneten es immer wenn eines der dunklen Autos hinaus oder hinein fuhr.
Ich tastete nach dem Geldbündel von meinem Bruder. Darauf musste ich aufpassen. Ich würde bestimmt einen Weg hier raus finden. Da war ich sicher. Aber ich war müde, einfach nur kaputt. Ich legte mich wie ich war auf das große Bett und sank sofort in einen tiefen Schlaf...

Ich wurde geweckt als jemand an meiner Schulter rüttelte. Verschlafen öffnete ich die Augen. An meinem Bett stand eine junge Frau und redete auf mich ein: "jetzt musst du aber aufwachen! Der Don will dass du uns hilfst. Heute ist ein Dinner. Wir haben viel zu tun...Meine Güte, du bist so jung! Wie alt bist du? Was denkt der sich nur, ein halbes Kind lässt er entführen!"
"Wer sind Sie?"
"oh, entschuldige! Ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Rosario, ich arbeite hier. Ich bin die rechte Hand der Haushälterin. Du sollst uns zur Hand gehen, sagt der Don. Ich bin ja froh dass er dich nicht anders einsetzt, in seinem "Unternehmen". Das wäre eine Schande. Aber Anstand hat er ja manchmal, der Don." plapperte sie kichernd.
"Hier, zieh das über"
Sie drückte mir eine Art Kittelschürze in die Hand, während sie sich mit einer Bürste über meine Haare hermachte.

Kurze Zeit später stand ich in einer Küche die eigentlich dieses Namens nicht würdig war. So viel Luxus in einer Küche! Ich polierte Armaturen und Besteck, eine halbe Armee von Frauen in ähnlichen Kittelschürzen wie ich sie trug waren mit putzen und kochen beschäftigt. Alle plauderten fröhlich, bis plötzlich alle verstummten. Der Don, wie alle ihn nannten, kam herein. Keiner hob den Blick, also senkte auch ich meine Augen zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er herum stolzierte wie ein Gockel. Hier und da meckerte er mit einer der Arbeiterinnen und stolzierte dann weiter. Als er vor mir stehen blieb schnauzte er: "Du! Du sagst du kannst kochen! Du machst Nachtisch für meine Freunde und mich. Wenn es mir nicht schmeckt dann Gnade dir Gott!"
Und er verließ hochmütig die Küche. Kaum war er weg begannen alle wieder schweigend mit der Arbeit, die fröhliche Stimmung von vorhin war plötzlich verflogen. Rosario kam zu mir: "Elena, kannst du Creme Brullee? Das ist sein Lieblings Nachtisch."
"ja, das kann ich...Rosario, was passiert wenn er es nicht mag?"
Sie Strich mir nur mit traurigem Blick über die Wange und meinte: "fang besser an, wir haben nicht so viel Zeit."

Ich machte mich also an die Creme. Denn wenn ich etwas kann, dann ist es kochen. Seit ich ein kleines Kind war stand ich täglich in der Küche von unserem Restaurant...Die schönste Zeit war es als noch meine Schwestern bei uns waren. Ich erinnere mich daran wie wir immer mit dem Radio gesungen und getanzt haben. Bis Abuela kam und schimpfte, dann kicherten meine Schwestern und ich...es war schön damals. Ich fragte mich mal wieder ob ich sie jemals wieder sehen würde...unwahrscheinlich, besonders in meiner jetztigen Lage. Mir wurde wieder bewusst, dass sich heute entscheidenden würde wie es mit mir weiter ginge. Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich nur auf meine Arbeit.

Das Dinner begann. Ich war in der Küche und konnte nur Ahnen was nebenan im esszimmer passierte. Als es soweit war und der Nachtisch an der Reihe war schickte Rosario mich los, ich sollte servieren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Nervös zupfte ich an meinen Haaren.
Als ich die Creme Brulee vor den Don auf den wuchtigen Esstisch stellte sagte er: “Du bleibst hier, ich sage mein Urteil sofort.“ und er grinste mich schmierig an.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet, mindestens 15 Mafiosi saßen am Tisch und die Dienstmädchen die an der Wand in einer Reihe standen schielten auch zu mir.

Der Don schob also den ersten Löffel der Creme in den Mund. Er zog seine buschigen Augenbrauen hoch und begann langsam mit dem Kopf zu nicken. “Du kannst gehen. Ab morgen arbeitest du in meinem Restaurant.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. “vielen Dank Senor!“
“Raus mit dir, sonst entscheidende ich mich doch noch um.“ grinste er fies.
Ich beeilte mich den Raum zu verlassen.
Da hörte ich wie einer der Männer sagte “Die gefällt mir, was möchtest du für sie haben, Don?“
Mein Herz schlug schneller, bitte nicht!
“spinnst du! Probier mal die Creme, das Mädchen bleibt bei mir. Ich wäre ja schön dumm wenn ich sie dir gebe. Falls sie Blödsinn macht kannst du sie haben.“

In der Küche fiel Rosario mir jubelnd in den Hals. “Elena, das ist wunderbar!“
“Ja! Rosario, wer war der Mann links neben dem Don?“
“Juan de Dios“ flüsterte sie.“halte dich fern von ihm. Er ist wirklich böse. Böse sind sie alle, aber Juan de Dios besonders.“

Ich nickte und versuchte diesen Mann zu vergessen und mich auf das Restaurant zu freuen. Das konnte meine Chance für eine Flucht sein! Nicht sofort, ich musste vorsichtig sein, das war mir klar. Aber wenn ich das Vertrauen aller aufpasser gewonnen hatte, dann würde ich einen Weg finden. Ich tastete nach dem Bündel Geld in meiner Tasche. Ja, dann würde ich abhauen...

MafiabrautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt