Zu Pferd

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Wir liefen eine Zeit lang durch die Straßen. Der Stadtrand kam uns immer näher, denn die Abstände zwischen den Häusern wurden größer und die Gebäude immer pompöser.

Schließlich hielten wir auf einem kleinen Platz vor einem großen Haus. Mehrere Balken waren davor aufgebaut und jemand putzte ein Pferd, dass dort angebunden war.

'Das muss wohl der Stall des Händlers sein.' Dachte ich aufgeregt. 'Gleich werde ich meinem neuen, treuen Begleiter begegnen.'

Ich war so aufgeregt wie noch nie in meinem Leben. Der Abschiedsschmerz war schon fast vergessen.

Eine große Flügeltür bildete den Eingang in den Stall. Sie war aus dunklem Holz gebaut. 'Dahinter befinden sich warscheinlich die Ställe.' Kam es mir in den Sinn.

Ohne groß darüber nachzudenken, trat ich vor die Tür und klopfte dagegen. Ein älterer Mann mit weißem, gelocktem Haar öffnete uns die Tür.

"Willkommen. Eure Freunde warten schon ungeduldig. Tretet bitte ein." Sagte er mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht.

Ich schlümpfte unter seinem Arm durch und stand in einem riesigen Stall. Die Gerüche der Pferde zogen mir entgegen und setzten in mir Glücksgefühle frei.

"Da kann es jemand ja nicht abwarten, oder?" Lachte der Mann.

"Schaut euch um und sucht euch eins aus. Ich habe nur die besten Pferde."

Auf seine Worte hin, ging ich durch die Stallgasse. Rechts und Links von ihr waren die Boxen. Dort standen Fabian und Elias, die schon vor gegangen waren.

Vor jeder Tür blieb ich stehen und sah mir die Pferfe genau an.

Einigen strich ich über den Kopf und streichelte sie liebevoll. Doch keins gefiel mir wirklich gut. Zwischen keinem der Pferde und mir spürte ich eine Verbindung.

Elias, Fabian, Lennox und Janin sahen sich ebenfalls um. Doch auch Janin fand nicht das richtige Pferd. Der Händler kam zu uns und fragte:

" Finden die Damen nicht das richtige Pferd? Ich hätte da noch vier Pferde, aber ich möchte sie nur ungern verkaufen. Es sind bezaubernde Tiere, doch sie sind nicht leicht zu händeln. Kommt mit."

Unsere Hoffnung, unter den vier Pferden das richtige zu finden,war groß. Wir folgten dem Mann auf die andere Seite des Stalls. Dort gingen wir durch ein etwas kleineres Tor, als das was den Eingang bildete.

Vier Boxen waren dahinter. Als wir zwischen den Boxen standen, schauten vier bildschöne Köpfe aus den Boxen. Sie wiherten uns zu und traten unruhig mit den Hufen gegen die Boxenwand.

Ich sah mir nur ihre Köpfe an, weil ich etwas Respekt vor den wilden Tieren hatte. Mein Blick wanderte von einem zum anderen und blieb schließlich an einem dunkelbraunen, fast schwarzen Pferd hängen.

Ich sah ihm in die dunklen Augen und wusste: Das ist es! Das Pferd nach dem ich gesucht hatte.

Langsam trat ich zu ihm und legte  eine Hand auf seine weiche Nase. Es hatte eine große Blesse, die zwischen seinen Augen anfing und zu seiner Nase spitz zulief.

"Eine wundervolle Wahl, mein Kind. Dieser Hengst ist stark und ausdauernd. Ein perfektes Kriegspferd. Doch ich bezweifle, dass ihr mit ihm in den Krieg ziehen werdet.

Aber er wird euch überall hintragen...wenn er euch vertraut." Ich vertraute den Worten des Händlers und fragte ihn, ob er mir den Hengst aufzäumen könne.

Sofort machte er sich an der Boxentür zu schaffen und striff ihm, als er in der Box stand, das Halfter über.

Tänzelnd kam der Hengst aus der Box. Ich staunte über seine Schönheit. Sein Körper war ebenfalls in einem dunklen Braunton. Doch seine vier weiß gestiefelten Beine boten einen tollen Kontrast dazu.

Ich ging neben dem Händler her und bestaunte meinen Hengst. Wir gingen durch die große Stallgasse und durch die Flügeltür nach draußen.

Dort banden wir den Hengst an einem der Balken an. Fabian, Elias und Lennox standen neben ihren Pferden und putzten sie. Bei Elias sah das etwas seltsam aus, denn man sieht nicht immer einen Magier, der ein Pferd putzt.

Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Die drei staunten über meinen Hengst. "Da hast du aber einen hübschen erwischt, Clara." Rief Fabian zu mir herüber. 

Stolz strich ich ihm über den Hals. Zu erst riss er seinen Kopf hoch,doch dann schien es ihm zu gefallen.

"Jetzt brauche ich noch einen Namen für dich, mein Großer. Mal sehen... Was hälst du von Diabolo-Der Teufel? Das passt doch zu dir, oder nicht? Ja, ich denke ich taufe dich auf den Namen Diabolo."

...

Der ältere Mann verschwand kurz und kam dann mit zwei Bürsten zurück. Eine davon drückte er mir in die Hand. Gemeinsam fingen wir an, Diabolo zu putzen.

Es gefiel ihm, denn er ließ den Kopf sinken und schnaubte zufrieden aus.

Als er endlich sauber war, glänzte sein dunkelbraunes Fell. Auch Elias und die anderen waren fertig. Der Händler und Elias gingen in den Stall, um sich über den Preis des jeweiligen Pferdes einig zu werden.

Nach einiger Zeit öffnete sich die Stalltür und Elias rief uns zu sich. Wir gingen zu ihm in den Stall und folgten ihm dann in einen kleineren Raum, der mit Sätteln und Trensen gefüllt war.

"Sucht euch jetzt einen Sattel und eine Trense aus. Natürlich muss es auch dem Pferd passen."

Daraufhin wühlte ich die Trensen durch und entschied mich für eine ganz einfache, ohne Muster. Sie sah mir nicht sehr wertvoll aus, doch schön war sie trotzdem.

Bei den Sätteln war es etwas schwieriger. Also fragte ich Janin um Hilfe.

"Wie soll er denn aussehen? Schlicht oder eher ...naja kreativ? Zeig mir mal deine Trense. Der Sattel muss ja zu der Trense passen, oder?" Sie lächelte mich an.

Dankbar zeigte ich ihr meine Trense. "Schön! Schön und schlicht. Also muss es auch ein schlichter Sattel sein."

Geinsam sahen wir die Sättel durch. Und nach langem Suchen fanden wir schließlich den richtigen. 

Alle anderen waren schon bei ihren Pferden und zäumten sie auf. Janin und ich beeilten uns und machten unsere Pferde ebenfalls fertig.

Janin hatte einen Hengst, den sie Shirkan nannte. Er war ein Apfelschimmel. Sein weißes Fell war übersäht mit grauen Kreisen oder Flecken.

Er bot den perfekten Kontrast zu Diabolo. Als wir auf die Pferde stiegen, fühlte ich ein sanftes Kribbeln in meinem Bauch. Ich war glücklich darüber, auf meinem schönen Hengst zu sitzen.

Mit diesen Glücksgefühlen im Bauch, ritten wir schließlich los.

Im Schatten der Drachen [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt