Die Illusion

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Als Elias mit seiner Geschichte endete, war es um uns herum ganz still. Keiner sagte ein Wort. Ich ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen und wog ab, ob das was er gerade erzählt hatte, stimmen könnte.

"Und... ihr glaubt daran?" Mein Blick wanderte von Lennox zu Fabian. Ihre Gesichter schauten finster auf den Boden. Lennox spannte seine Muskeln an und kniff die Zähne zusammen. Er hob seinen Kopf und suchte Blickkontakt mit Elias.

"Warum hast du das gerade erzählt? Ich meine, warum vor IHR? Ich dachte, dass die Prophezeiung nur wenige, bestimmte Leute kennen dürfen?!"

Ich schaute vom einen zum anderen. Auf Elias Gesicht bildete sich ein warmes Lächeln.

"Ja da hast du Recht! Aber denk doch mal nach. Ich habe eine Illusion von uns geschaffen, die jetzt neben Claras Eltern und ihrer Schwester Zolin schlafen.

Kein normaler Mensch kann die Täuschung erkennen. Sie kann uns jetzt sogar sehen und hören.

Ich denke, dass meine Illusionen auf sie wirkungslos sind. Es gibt nur wenige die diese Gabe haben."

Mein Gesicht verriet, wie sehr ich an seinen Worten zweifelte. "Du glaubst mir nicht!"

Enttäuscht sah er mich an." Wie kann ich es dir beweisen?"

Elias tippte sich nachdenklich gegen die Stirn. Nach kurzer Zeit trat er zu mir und legte mir seine Hände an die Schläfen.

"Dir passiert jetzt nichts. Vertrau mir einfach." Erklang seine Stimme.

' Ich werde jetzt eine Illusion erschaffen und dir die Möglichkeit geben, sie wahrzunehmen.

'Überrascht riss ich die Augen auf. Seine Stimme war plötzlich in meinem Kopf.

Als er zurück trat, passierte erst einmal gar nichts. Erwartungsvoll sah ich mich um.

Doch auf einmal vernahm ich ein tiefes Knurren. Ich drehte mich langsam um und sah in die rot glühenden Augen eines Wolfes. Er war so groß wie ein Pferd und hatte rabenschwarzes Fell.

Er fletschte die Zähne und kam auf uns zu. Die Ohren angelegt und in gebückter Haltung umkreiste er uns. Ich wusste zwar, dass es eine Illusion war, aber trotzdem machte sich Angst in mir breit.

Hilfe suchend sah ich mich zu den anderen um. Elias bestaunte grinsend sein Werk. Auch ich musste mir eingestehen das die Illusion perfekt war. Langsam verflüchtigte sich meine Angst.

Lennox stand in Abwehrhaltung da und hielt sein Schwert schützend  vor sich. Seine Augen vor Angst weit aufgerissen.

Nur Fabian schien nicht zu wissen was los war. Es sah sogar so aus als sähe er den Wolf gar nicht. Er sah seinen Freund nur verwundert an .

Plötzlich , aus heiterem Himmel, stürzte sich Lennox auf den riesigen, angriffslustigen Wolf. Er ließ sein Schwert herabsausen. Doch er verfehlte ihn, da der Wolf mit einem großen Satz über ihn hinweg sprang. Ich musste lachen als Lennox ihm hinterher hechtete und der Wolf ihm abermals auswich. Wir konnten nicht mehr aufhören zu lachen.

Lennox schien uns jedoch nicht zu bemerken. Er war vollkommen auf sein "Ich fang dich! Und du weichst aus" -Spiel konzentriert.

" Schau dir mal Fabian an. Er hat die gleiche Gabe wie du, doch ihn lasse ich die Illusion nicht sehen. Er kann den Wolf nicht sehen. Für ihn muss es besonders komisch aussehen!" Ich wandte mich Fabian zu. Skeptisch beobachtete er das Schauspiel. Doch schon bald fing er mit an zu lachen.

Plötzlich , vom einen Moment auf den anderen, setzte der Lärm aus , den Lennox und der Wolf verursachten. Wir wandten uns wieder dem Kampf zu.

Mit offenem Mund starrte Lennox seinen Gegner an, der sich in Millionen kleinste, leuchtende Teilchen auflöste und in den Himmel aufstieg. Es war wunderschön anzusehen. Wir sahen den vielen kleinen Lichtern zu, wie sie sich in einem großen Schwarm in den Himmel schraubten.

Es ist zwar fies , aber wir mussten einfach über Lennox' verblüfftes Gesicht lachen. Wütend drehte er sich um als er  verstand, dass es alles nur eine Illusion war und er sich vor uns zum Affen gemacht hatte.

Im Schatten der Drachen [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt