Die „leere" Yacht

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K A T E

Meine Finger flogen nur so über die Tastatur, während ich mich in Alex' Laptop hackte. Er war zurzeit in Amerika, weshalb die Verbindung klappen würde. Wenn er in Deutschland war, reichte die Verbindung leider nicht wegen des Ozeans. Ich zog misstrauisch meine linke Augenbraue hoch, als mir ein Fehler angezeigt wurde. Was war da los? Hatte er ein neues Sicherheitsprogramm aufgespielt? Hoffentlich nicht. Hektisch versuchte ich es über eine andere Client-ID und ein anderes Passwort und dann funktionierte es endlich. Lächelnd stellte ich fest, dass Alex gerade lesend auf dem Bett saß. In meinen Augen sammelten sich Tränen, als ich auf einem Foto auf der Kommode uns beide entdeckte. Er hatte mich nicht vergessen und er hatte offensichtlich auch nicht vor mich zu vergessen. Für einen kurzen Moment wollte ich ihm ein Zeichen geben, dass ich durch seinen Laptop Kontakt zu ihm aufnehmen konnte. Doch ich hielt mich zurück, ich durfte das nicht tun. Alex musste davon ausgehen, dass ich tot war. Mein Handy klingelte und ich wischte mir hastig über die Augen und räusperte mich, bevor ich abhob. "Watson." "Hey, hier ist Danny. Wir haben einen Einsatz. Ich schicke dir die Adresse." "Alles klar, ich bin unterwegs." Ich legte auf und klappte meinen Laptop zu, dann machte ich mir den Gürtel mit der Waffe an, steckte meine Dienstmarke ein und verließ die Wohnung. Vor der Tür stieg ich auf mein Motorrad und schaute nach der Adresse, die Danny mir geschickt hatte, dann fuhr ich los. Nach zehn Minuten erreichte ich mein Ziel, den Hafen. Hinter mir hörte ich einen weiteren Motor und drehte mich um. Chin war neben mir mit seiner Maschine angekommen und nahm seinen Helm ab. Ich lächelte ihn an und stieg ab, er tat es mir gleich, und wir liefen zusammen zu dem Boot, auf dem McGarrett, Danny und Kono schon warteten. "Aloha. Was haben wir?", erkundigte Chin sich sofort, während ich meinen Blick einmal über die Umgebung schweifen ließ. "Eine Yacht ist seit gestern draußen und es lässt sich kein Signal mehr herstellen." "Wie viele Personen waren an Bord?", fragte ich, während meine Augen weiterhin die Umgebung abscannten. "Zwölf. Zwei Besatzungsmitglieder, ein Betreuer und neun Kinder. Es war eine Geburtstagsfeier", antwortete Danny und ich erkannte, dass es ihm ziemlich nah ging. Aus seiner Akte wusste ich, dass er geschieden war und eine Tochter hatte, vermutlich kam sein Mitgefühl daher. Unser Boot startete und ich spannte mich automatisch an, eine Angewohnheit, die ich wohl niemals ablegen würde. Die Stimmen der anderen entfernten sich, nur Commander McGarrett blieb und stellte sich neben mich. "Na, Angst vorm Wasser?" "Sicher nicht. Ich konnte schwimmen, bevor ich laufen konnte." "Wieso waren Sie dann bei der Air Force und nicht bei der Navy?" "Weil ich dann Gefahr gelaufen wäre, Sie zu treffen, und das wollte ich mir ersparen", konterte ich sofort. Mein Boss lachte kurz und ich warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Hinter seiner Stirn schien die Sonne, sodass ich leicht geblendet wurde und meinen Blick wieder nach vorne richtete. "Im Ernst, wieso sind Sie wirklich zur Air Force?" Ich dachte unweigerlich an meine Zeit in der Bundeswehr zurück, wo ich fast die einzige Frau der Luftwaffe gewesen war. Alle anderen hatten zu viel Angst, dass sie sterben würden, wenn das Flugzeug oder der Hubschrauber abgeschossen würden, und außerdem verstanden die wenigsten von ihnen die komplexe Technik und Physik, die dazugehörte. Sie wurden lieber Ärztinnen oder Rettungssanitäterinnen oder konzentrierten sich auf einen Schreibtischjob als Offizier. Ich blinzelte kurz und machte mir bewusst, dass ich gerade auf Hawaii neben meinem neuen Boss stand und meine Familie mich für tot hielt. Leise seufzend beobachtete ich die Wellen und antwortete: "Es hat sich so ergeben, hat einfach gepasst." Ich spürte McGarretts skeptischen Blick auf mir, ignorierte ihn jedoch und deutete auf ein weißes Objekt, das nicht mehr weit entfernt war. "Das ist die Yacht, oder?" Der Commander folgte meinem Finger und nickte. "Ja, das ist sie. Aber es sieht so aus, als wäre keiner mehr drauf."

Als wir die Yacht erreichten, sprang ich direkt nach Commander McGarrett darauf und ging nach rechts, während er nach links ging. Hinter uns folgte der Rest des Teams und wir verteilten uns. Aufmerksam und mit der Waffe im Anschlag stieß ich eine Tür auf und entdeckte eine Person auf dem Boden. Die Kleidung ließ darauf schließen, dass es sich um den Kapitän handelte. Er hatte mehrere Schusswunden im Oberkörper und lag in einer Blutlache. Vorsichtig beugte ich mich runter und fühlte nach seinem Puls, aber da war nichts. Außerdem war er kalt, also schon länger tot. Hinter mir hörte ich Schritte, die ich jedoch eindeutig Commander McGarrett zuordnete, weshalb ich mich langsam umdrehte und in die Richtung des Kapitäns nickte. "Er muss das Schiff gesteuert haben. Mehrere Schüsse in den Rumpf, Todeszeitpunkt vermutlich schon gestern." McGarrett nickte und wir liefen zu zweit weiter, bis wir uns beim nächsten Abzweig trennten. Ich lief den Gang entlang und schaute in jedes Zimmer, bis ich zusammenzuckte. Da war ein Geräusch gewesen, und zwar auf der Seite des Commanders. Aber es klang nicht wie von ihm. Leise, aber so schnell wie möglich, rannte ich rüber und entdeckte meinen Boss, der gerade aus einem der Zimmer kam. Direkt hinter ihm stand ein schwarz gekleideter Mann und wollte gerade nach McGarrett greifen und ihm die Waffe an den Kopf halten, als ich gezielt abdrückte. Der Mann fiel zu Boden und Commander McGarrett drehte sich ruckartig um. Sein Blick fiel auf den Mann am Boden, dann auf mich. Er nickte und ich wusste, dass das sein Dank dafür war, dass ich ihm wohl gerade das Leben gerettet hatte. Es blieb jedoch nicht lange ruhig, denn auf der anderen Seite des Ganges entdeckte ich zwei weitere Maskierte und hielt sofort drauf. "Commander McGarrett, hinter Ihnen!", rief ich, während der Rechte bereits zu Boden ging. Seinen Komplizen erledigte mein Boss und ich atmete erleichtert aus, bevor ich mich jedoch wieder völlständig anspannte und mich kurz umsah, bevor ich mich McGarrett näherte. "Alles gut?" Er nickte und kratzte sich verlegen an der Schläfe. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, weil es ihm offensichtlich so sehr zu schaffen machte, mir zu danken. Um ihn nicht weiter in Verlegenheit zu lassen, warf ich einen kurzen Blick auf meine Waffe und dann wieder zum Boss. "Machen wir weiter?" "Ja. Waren Sie drüben schon fertig?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab ein Geräusch gehört und bin direkt hergekommen." "Alles klar, dann machen Sie auf der anderen Seite weiter und anschließend suchen wir die anderen." Ich nickte und ließ Commander McGarrett allein, um auf der anderen Seite weiter die Räume zu kontrollieren. Angespannt stieß ich mit meiner Pistole die nächste Tür auf und schaute rein. "Sicher", murmelte ich leise zu mir selbst und ging zum nächsten Raum. Auch dieser war leer und ich wurde ruhiger. Meine Gedanken schweiften unbewusst zu Commander McGarrett, der irgendetwas an sich hatte, das mich faszinierte. Ob es die blau-grünen Augen waren, die- "Game over."

Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt