K A T E
Seufzend rollte ich mich fester in meine Bettdecke. Kono, Chin, Danny und Steve waren mehrere Male hier gewesen und hatten geklingelt, aber ich hatte mich hier drin verbarrikadiert. Ich machte von morgens bis abends nichts anderes, als im Bett zu liegen und mir alte Fotos anzuschauen. Genauso wie alte Zeitungsartikel über meinen Fall. Und dann begann ich zu weinen und konnte ewig nicht aufhören. Seufzend schaute ich auf mein vibrierendes Handy. Kono. Die anderen riefen jeden Tag fast durchgehend an, aber auch das ignorierte ich. Als mein Handy endlich verstummte, atmete ich erleichtert aus, schaute ein letztes Mal aus dem Fenster, schloss die Augen und schlief ein.
Als ich aufwachte, saß ich auf einem Stuhl. Mit einem Blick nach unten stellte ich fest, dass meine Arme und Beine daran gefesselt waren. Allerdings realisierte ich diese Tatsache gar nicht richtig, denn der klare Sternenhimmel außerhalb des Hauses zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch die große Glasfront, vor der ich saß, konnte man jedes Detail sehen. Jeden noch so kleinen Stern und wie sie sich alle im Meer spiegelten. Ich begann automatisch zu lächeln, was jedoch nicht wirklich möglich war, da ich einen Klebestreifen auf dem Mund hatte. Mein Blick glitt jedoch weiter über die Landschaft vor der Glasfront und ich nahm den Garten ins Visier. Er kam mir bekannt vor, als hätte ich ihn schon einige Male gesehen. Aber es musste wohl lange her sein. Ein stechender Schmerz an meiner Wange ließ mich zusammenzucken. Mein Kopf schnellte von der heftigen Ohrfeige zur Seite und ich hielt erschrocken die Luft an. So schnell wie möglich drehte ich meinen Kopf zurück und entdeckte eine blonde Frau. Es war die Frau vom Jetski und aus dem Krankenhaus. Die Frau, die vermutlich auch die Handgranate nach mir geworfen hatte. In ihrer Hand hielt sie einen länglichen Gegenstand, dessen Funktion sie mir nur eine Sekunde später zeigte. Mein ganzer Körper wurde durch den Elektroschock durchgerüttelt, ich konnte nicht klar denken, fühlte nur Schmerz. Von einer Sekunde auf die andere hörte es auf und ich keuchte und ließ erschöpft den Kopf hängen. Doch sofort war die Blondine wieder mit dem Elektroschocker da und ich verlor erneut die Kontrolle über meinen Körper. Schreie wollten meine Kehle verlassen, doch sie klangen nur dumpf, weil das Klebeband meine Lippen zusammenhielt. Tränen traten in meine Augen, als die Frau mich zum dritten Mal schockte. Langsam aber sicher wurde mir schwarz vor Augen und ich hatte Schierigkeiten die Lider offen und den Kopf oben zu halten. Erschöpft musterte ich mit halbgeschlossenen Augen meine Beine, dann wurde mein Kinn ruckartig hochgerissen. "Bleib genau so." Die Stimme der Blondine war hasserfüllt, obwohl ich keine Ahnung hatte, woher ich sie überhaupt kannte. Falls ich sie kannte, und sie nicht einfach nur ein Allerweltsgesicht hatte. Ich sammelte meine Kräfte und blieb in der Position, in die sie mich gebracht hatte. Meine Augen fixierten die Waffe, die sie jetzt vom Tisch neben sich nahm und auf mich zielte. "Ich weiß, dass du meinen Mann und meine Söhne nicht getötet hast. Aber deine Schwester muss dafür bezahlen, dass sie es getan hat. Also sag lebewohl." Das waren ihre letzten Worte, bevor sie die Waffe entsicherte und mit zusammengekniffenen Augen abdrückte.
Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust und riss die Augen auf. Meine Herz pochte mir bis zum Hals, ich war durchgeschwitzt und mein Gesicht fühlte sich heiß an. Ich fuhr automatisch mit meiner Hand zu der Stelle kurz über meinem Herzen, wo es höllisch weh tat. Es war wie ein brennendes Messer, dass man mir hineingerammt hatte. Keuchend stand ich auf und taumelte ins Badezimmer. Ich machte das Licht an und stützte mich auf dem Waschbecken ab. So schnell wie möglich sprang ich unter die Dusche und machte mich frisch, dann trocknete ich mich ab und starrte mein noch immer keuchendes Ich im Spiegel an. Und in diesem Moment machte es klick. Wie vom Blitz getroffen starrte ich mein Spiegelbild an, während vor meinem inneren Auge eine Szene der Gerichtsverhandlung ablief. Eine Nebenklägerin wurde aufgerufen, ihr Mann und ihre zwei Söhne waren in dem Flugzeug gewesen, das ich abgeschossen hatte. Unsicher hob ich den Blick und schaute auf den Zeugenstuhl, wo die Frau gerade Platz nahm. Ihre blonden Haare waren zu einem Dutt zusammengefasst, doch die ersten Strähnen fielen schon wieder heraus. Sie hatte offensichtlich viel geweint in letzter Zeit, ihre Augen waren rot und geschwollen. Ich wollte gerade wieder auf mein Wasserglas gucken, als sie den Blick hob und mich anschaute. Mir stockte der Atem, als ich in ihrem Blick nichts als puren Hass erkannte. Daher kannte ich sie! Sie war eine der Nebenklägerinnen bei meiner Verhandlung gewesen! Und deswegen wollte sie mich tot sehen. Aber wieso hatte ich so komisch von ihr geträumt? Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ging in mein Zimmer, wo ich mir frische Klamotten anzog. Nichts zum Schlafen, weil ich das jetzt sowieso nicht mehr konnte. Angespannt und noch immer mit Schmerzen in der Brust, setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Einer meiner vielen Stapel mit Fotos sprang mir ins Auge. Vorne dran war eins von Alex und mir und in diesem Moment wurde mir klar, was mich so stutzig gemacht hatte. Die Arme und Beine in meinem Traum waren nicht meine gewesen, sondern die meines Zwillingsbruders. Wir hatten in unserer Kindheit öfter dieselben Träume gehabt, aber dieses Mal hatte es sich so real angefühlt, dass mich nichts mehr auf dem Stuhl hielt. Hastig sprang ich auf, bewaffnete mich bis an die Zähne, schnappte mir Handy und Schlüssel und verließ meine Wohnung. Während ich die Treppe nach unten rannte, tippte ich Steves Handynummer ein. Es brauchte mehrere Versuche, bis er abhob. "McGarrett." Seine Stimme klang verschlafen, was um diese Uhrzeit kein Wunder war. Keuchend schlitterte ich um die Kurve und nahm die nächste Treppe ins Visier. "Steve, hier ist Kate. Ich weiß wer die blonde Frau ist und ich glaube sie hat Alex umgebracht. Bitte, ich weiß, dass ich scheiße zu euch war und euch eine Erklärung schulde, aber ich brauche jetzt dich und dein verdammt schnelles Auto, damit wir zum alten Urlaubshaus meiner Eltern fahren können." "Ich bin unterwegs, wir treffen uns bei dir an der Kreuzung in nördlicher Richtung." Steve legte auf und ich atmete erleichtert aus und packte mein Handy wieder ein. Trotz der Schmerzen in meiner Brust, rannte ich um mein Leben und erreichte gerade die Kreuzung, als Steves Pick-Up schon neben mir hielt. Völlig außer Atem stieg ich ein und nannte ihm die Adresse, dann schnallte ich mich an und versuchte wieder Luft zu bekommen. Die Schmerzen in meiner Brust wurden immer schlimmer und ich war kurz davor zu schreien. Stattdessen wimmerte und zischte ich nur und drückte mir fest mit der Hand auf die Stelle. Steves Blick wanderte für den Bruchteil einer Sekunde von der Straße zu mir und ich spürte seine Besorgnis förmlich. "Was ist los?" Keuchend erwiderte ich: "Keine Ahnung. Aber es tut höllisch weh." "Seit wann?" "Seit dem Traum. Ich glaube das sind Alex' Schmerzen." Jetzt entfloh mir doch ein kurzer Schrei, aber ich biss mir sofort auf die Lippe und krümmte mich einfach nur auf dem Beifahrersitz. "Kate, wenn es nicht geht, müssen wir ins Krankenhaus fahren!" "Das sind nicht meine eigenen Schmerzen Steve, es sind die von Alex. Kein Arzt der Welt kann da was machen." "Wer verdammt nochmal ist Alex?" "Mein Zwillingsbruder", antwortete ich leise, woraufhin Steve schwieg. Zwanzig Minuten später erreichten wir das Haus und ich brauchte nur eine Sekunde, um festzustellen, dass das der Ort aus dem Traum war. Trotz der verstärkten Schmerzen, schleppte ich mich zum Haus. Die Terassentür stand offen. Sie war Teil der riesigen Glasfront aus dem Traum. Und dann sah ich ihn. Es fühlte sich an, als ob etwas in mir zerbrechen würde. Da saß Alex, mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt und einer heftig blutenden Wunde an der Brust. Schluchzend rannte ich zu ihm und fiel ihm um den Hals, nicht mehr fähig, auch nur einen einzigen anderen Gedanken zuzulassen, als den, dass ich ihn auf keinen Fall loslassen durfte.
Ihr merkt es wahrscheinlich selbst, dies ist er Anfang vom Ende, das Finale der Staffel. Es folgen nur noch zwei Episoden, dann endet diese Story. Ich hoffe ihr bleibt bis dahin dabei :)
_C_
DU LIEST GERADE
Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)
FanfictionJessica O'Hara, Halb-Amerikanerin, Major der Luftwaffe, freigesprochen vom Urteil des Mordes in 138 Fällen. Sie wird degradiert und unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen, die Medien zerreißen sich das Maul über sie. Um neu anzufangen, täuscht Jes...