K A T E
"Okay, was haben wir alles?", fragte Steve in die Runde, die um den Computer versammelt stand. Ich schob die Akte von John Cunningham auf einen der Monitore. "Diese Leiche wurde heute Morgen vom Veranstalter des nächsten Wettkampfes gefunden. Er sagt, er wollte mit den Vorbereitungen für heute Abend anfangen, hat das Licht angemacht und den Toten entdeckt. Andere Zeugen gibt es nicht, jedenfalls sind keine bekannt. Todeszeitpunkt zwischen 23 Uhr und Mitternacht, Todesursache war der Kopfschuss. Den Stofffetzen, den ich gefunden habe, konnte Max dem Opfer zuordnen. Er muss von dem Oberteil stammen, dass Cunningham beim Tod anhatte. Danach wurde er umgezogen, aber wir wissen immer noch nicht von wem und wieso. Er hat zwar versucht sich zu wehren, aber nicht erfolgreich genug, als dass Max irgendwo die DNA des Täters hätte finden können." Kono fuhr fort: "Seine Frau hat erst heute Morgen gemerkt, dass er nachts nicht mehr nach Hause gekommen ist. Er hat wohl einen kleinen Laden für Antiquitäten, in dem er manchmal noch sehr lange bleibt, auch wenn schon geschlossen ist." "Hat er Geldprobleme?", erkundigte Steve sich sofort, doch Chin schüttelte den Kopf und ich schob seine geöffnete Bankkontenübersicht auf den Monitor. "Er hat zwar in letzter Zeit relativ viel gekauft, aber immer nur Kleinigkeiten und dafür hatte er genug. Der Laden läuft wohl gar nicht so schlecht." "Oder er hat einen dunklen Nebenjob." Ich legte den Kopf schief und dachte nach, aber das machte keinen Sinn. "Ich glaube nicht. Das passt nicht zu ihm." "Seine Frau hat aber gesagt, dass er in letzter Zeit morgens sehr früh das Haus verlassen hat. Außerdem sei er normalerweise fast immer in der Mittagspause nach Hause gekommen, aber das schon seit ein paar Wochen nicht mehr." Ich seufzte leise und schob auf den Monitor eins weiter rechts das Bild von der Leiche des kleinen Mädchens. "Das ist die zweite Tote. Wir haben sie draußen gefunden, es ist von einer natürlichen Todesursache auszugehen. Sie ist erfroren. Ihre Augen waren gerötet und das Kleid nass, weshalb ich davon ausgehe, dass sie geweint hat. Sie kennt sich vermutlich nicht aus, denn sonst wäre sie wohl losgelaufen und hätte sich einen warmen Ort gesucht, so hat sie sich hinter einem Stapel Holzpaletten hingelegt. Ihre Identität ist noch ungeklärt, wir wissen also nicht, wer benachrichtigt werden muss und schon gar nicht, warum sie da gestorben ist." "Gibt es nicht vielleicht irgendwelche Besonderheiten?", fragte Danny mit kratziger Stimme. Ich schluckte, dann öffnete ich zwei andere Bilder und schob sie nebeneinander auf den Monitor. Die andern zogen scharf die Luft ein, während ich meinen Blick nicht von den Fotos abwandte. "Sie wurde geschlagen. Mehrfach, über einen langen Zeitraum hinweg. Allerdings finden sich auch hier keine DNA-Spuren. Auf dem Rücken sind Striemen von einem Gürtel, Max versucht es damit und meldet sich dann. An Leder hält sich die DNA normalerweise gut." "Entschuldigt mich." Ruckartig drehte Danny sich um und lief mit energischen Schritten in sein Büro, wo der die Tür hinter sich zuknallte. Ich schaute ihm kurz nach, dann widmete ich mich dem Rest des Teams. "Wir suchen jetzt also nicht nur den Mörder von John Cunningham, sondern auch denjenigen, der das Mädchen misshandelt hat." Steve nickte und warf einen kurzen Blick hinter sich in Dannys Richtung. "Ihr kümmert euch um das Mädchen, versucht weiter rauszufinden, wer sie ist, und Danny und ich beschäftigen uns mit Cunningham. Dann geht es ihm nicht so nah." "Was ist, wenn unsere Ermittlungen sich irgendwann treffen?", erkundigte ich mich sofort. Steve seufzte leise. "Dann muss er da durch und wir müssen alle für ihn da sein. Aber wir gehen erstmal davon aus, dass die Fälle nicht zusammenhängen." Ich nickte und Steve ließ Kono, Chin und mich stehen, um zu Danny zu gehen. Ich räusperte mich und schaute die anderen beiden fragend an. "Irgendwelche Vorschläge?" "Du bist das Analyse-Ausnahmetalent", entgegnete Chin und schaute mich etwas hilflos an. Ich nickte leicht und schaute wieder auf die Bilder auf dem Monitor. "Sie kommt von der Insel, definitiv eine Einheimische. Das schränkt den Suchradius ja schonmal ein. Vielleicht sollten wir Max mal einen Besuch abstatten und ihn fragen, ob er mit dem Rucksack etwas anfangen konnte." "Alles klar, aber fahr mal mit Kono alleine, ich muss noch was mit Steve klären." Ich fragte Chin nicht weiter, sondern nickte einfach. Die Hawaiianerin und ich verließen das Office und stiegen in ihr Auto, mit dem wir zu Max' Arbeitsplatz fuhren. Dort angekommen, erwartete er uns schon. "Was kann ich für Sie tun?" "Gibt es irgendwas neues? Zur DNA an den Gürtelstriemen vielleicht?" "Leider nein. Der Täter scheint immer Handschuhe getragen zu haben." "Eventuell kann uns das auch weiterhelfen, falls es zum Beispiel zu seinem Job gehört. Was ist mit dem Rucksack?" "Nun, es finden sich die Fingerabdrücke des Mädchens und die einer weiteren Person darauf. Meliha Makuana." Max ging zu seinem Computer und öffnete eine Akte. Das Bild einer Frau Ende 30 erschien. Das Mädchen auf dem Tisch war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. "Das muss die Mutter sein", schlussfolgerte Kono und Max nickte. "Mehr war in dieser Hinsicht leider nicht zu finden. Der Inhalt des Rucksacks stellte sich als überraschend heraus. Es handelt sich um das Oberteil des zweiten Opfers, Mr Cunningham. An der Innenseite des Shirts finden sich Blutflecke, die von der gebrochenen Nase und den anderen Verletzungen im Gesicht stammen. Und hier wird es seltsam, meine Damen." "Seltsam?", hakte ich nach, und der Pathologe nickte. "Ich zeige es Ihnen." Er führte uns in einen anderen Raum, wo John Cunningham lag. "Diese Wunden können nicht durch die bloße Faust entstanden sein. Dafür sind die Kratzer zu tief. Es muss einen scharfen Gegenstand gegeben haben, vermutlich ein Ring oder ähnliches. Allerdings nicht zu scharf oder spitz, da die Wunden sonst tiefer wären." Ich seufzte leise. "Wäre ja auch zu schön, wenn es einfach wäre. Können wir den Rucksack mitnehmen?" "Ja, aber den Inhalt werde ich behalten, um vielleicht noch etwas zu finden." "Okay, vielen Dank Max. Wir erwarten Ihren Anruf." Mit diesen Worten verließen Kono und ich den Raum und anschließend das Gebäude. Wir setzten uns ins Auto und ich holte sofort meine Handschauhe raus und öffnete den Rucksack. "Nach was suchst du?", erkundigte Kono sich, während sie weiterhin den Verkehr im Auge behielt. "Meine Mutter hat früher meinen Namen überall reingeschrieben, weil ich alles verloren habe, vielleicht war es hier ja genauso", erklärte ich, bevor mir bewusst wurde, dass ich gerade meine Mutter erwähnt hatte. Und Kono war das natürlich auch aufgefallen. "Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Wir wissen so gar nichts über dich, was schade und komisch ist, weil bei Five-0 sonst nie lange Geheimnisse existieren." In meinem Kopf ratterte es, während ich krampfhaft nach einer Antwort suchte. Letztendlich entschied ich mich für eine, die unglaublich weh tat, aber mir weitere Fragen wohl am ehesten ersparen würde. "Meine Eltern sind tot." "Oh, das tut mir Leid." Ich nickte nur und durchsuchte weiter den Rucksack, bis ich fündig wurde. "Hier ist es, ganz klein. Inoa Makuana und eine Adresse. Sie war also wirklich die Tochter der Frau, die Max über die Fingerabdrücke gefunden hat. Wir müssen ihr wohl einen Besuch abstatten." Kono nickte, dann griff sie nach dem Funkgerät und sagte Chin Bescheid, dass wir jetzt Name und Adresse des Mädchens kannten und direkt zu den Eltern fahren würden. Dort angekommen, stiegen wir aus und ich betrachtete das Haus. Es war groß und luxuriös, hier wohnte definitiv jemand, der gut verdiente. Kono drückte auf die Klingel und nur wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Eine Frau mit verweintem Gesicht öffnete und schaute uns hoffnungsvoll an. "Bringen Sie mir meine Tochter zurück?" Ich schüttelte leicht den Kopf. "Können wir reinkommen, Mrs Makuana?" Sie nickte und Kono und ich folgten ihr ins Haus. Ich scannte alles mit den Augen ab, dann erreichten wir das Wohnzimmer, wo die Frau sich wieder zu uns umdrehte. "Wieso sind Sie hier?" Ich schluckte und wies mit der Hand auf das Sofa, damit wir uns setzen konnten. Und dann war es unaufschiebbar. "Mrs Makuana, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Tochter Inoa heute Morgen tot aufgefunden wurde." Die arme Frau brach augenblicklich in Tränen aus und ich entschied, Mr Cunningham noch nciht zu erwähnen. Dafür war noch Zeit, wenn sie sich beruhigt hatte. In diesem Moment betrat ein Mann im Anzug den Raum. Er lief sofort zu Mrs Makuana und nahm sie in den Arm. "Was ist los?", erkundigte er sich mit kratziger Stimme und dieses Mal antwortete Kono. Auch dem Mann kamen jetzt die Tränen und in diesem Moment wurde mir klar, wie sehr meine Eltern gelitten haben mussten, als die Polizei vor knapp zwei Jahren bei ihnen geklingelt und ihnen von meinem Tod erzählt hatte. Mir stiegen Tränen in die Augen, die ich jedoch tapfer runterschluckte. Mr Makuana brauchte eine Weile, um seine Frau zu beruhigen und schickte sie schließlich nach oben, um sich hinzulegen. Er wollte ihr folgen, als ich ihn aufhielt. "Es tut mir Leid, aber wir hätten noch ein paar Fragen an Sie." Er wirkte zwar irritiert, nickte aber und wir setzten uns nochmal hin. Kono räusperte sich und begann. "Wir haben Ihre Tochter an der Blaisdell Arena gefunden. Das ist ein ganzes Stück von Ihnen entfernt. Können Sie sich vorstellen, wieso sie dort gewesen ist?" Mr Makuana starrte Kono entsetzt an und schüttelte langsam den Kopf. Misstrauisch musterte ich ihn, dann schüttelte ich leicht den Kopf und stand auf. "Ich denke, wir lassen Ihnen erstmal ein wenig Zeit zum Trauern. Unser herzliches Beileid." So schnell wie möglich verließ ich das Haus und Kono folgte mir. Als wir im Auto saßen, beobachtete ich, wie ihr ein paar Tränen die Wange hinunterliefen. Vorsichtig berührte ich ihren Arm und drückte sanft zu, woraufhin sie leicht lächelte, sich mit dem Handrücken übers Gesicht wischte und den Motor startete.
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Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)
FanficJessica O'Hara, Halb-Amerikanerin, Major der Luftwaffe, freigesprochen vom Urteil des Mordes in 138 Fällen. Sie wird degradiert und unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen, die Medien zerreißen sich das Maul über sie. Um neu anzufangen, täuscht Jes...