K A T E
Wer hätte gedacht, dass es so sehr weh tun konnte, wenn man geküsst wurde und derjenige einem anschließend sagte, dass es nur ein Ausrutscher gewesen sei? Leise seufzend ließ ich meinen Blick zum wiederholten Mal an diesem Tag zu Steve schweifen, der gerade mit Danny irgendwelche Scherze machte. Mit Mühe schluckte ich den Kloß herunter, der sich bei seinem Anblick mittlerweile in meinem Hals bildete, und versuchte mich wieder auf meinen Laptop zu konzentrieren. Alex saß mal wieder auf seinem Bett, doch dieses Mal schaute er sich ein Fotoalbum an. Ich wusste genau, dass es eines mit alten Kinderfotos von uns war und verkniff mir die Tränen. Seine Haare hatten dieselbe dunkelbraune Farbe wie meine, aber ich hatte sie ja abgeschnitten und gefärbt, um notfalls nicht sofort erkannt zu werden. Ein paar Kilos weniger auf den Rippen und tägliches Make-Up hatten ihr weiteres getan. Seufzend öffnete ich die Schublade neben mir und nahm den Stapel mit alten Fotos raus. Ziemlich weit unten im Stapel fand ich ein altes Foto von mir (Bild oben). Wir waren auf dem Weg zum Reiterhof gewesen, weil ich nach Jahren mal wieder hatte Pferdeluft schnuppern wollen. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie Alex anfangs totale Angst gehabt hatte, bevor er eine weiße Stute traf, die ihn sofort mochte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während gleichzeitig die ersten Tränen meine Wangen hinunterliefen. Schnell wischte ich sie weg und packte die Fotos wieder in die Schublade, um meinen Blick wieder dem Laptop zuzuwenden. Ich beobachtete Alex noch ein paar Minuten, dann klopfte es an meiner Tür und Danny betrat das Büro. Er musterte mich skeptisch, vermutlich waren meine Augen etwas gerötet. "Es wurde eine Leiche gefunden, wir müssen los." "Alles klar, gib mir zehn Sekunden." Mit wenigen Klicks loggte ich mich aus und sorgte dafür, dass niemand mich in Alex' Laptop erwischte, dann stand ich auf und folgte Danny zu den anderen. Wir fuhren sofort los, Steve und Danny in Dannys Wagen, Chin auf seinem Motorrad und Kono und ich in ihrem Auto. Die Fahrt dauerte ein wenig und dann erreichten wir sie schließlich, die Blaisdell Arena. Früher hatten dort die großen Profi-Ringkämpfe stattgefunden, jetzt war sie Schauplatz für die MMA-Kämpfe. Angespannt betrat ich hinter Steve die Arena und schaute mich sofort um. Der Käfig in der Mitte war bereits mit gelbem Band abgesperrt und wir schoben uns alle darunter hindurch. In der Mitte lag ein dunkelblonder Mann, die Augen starr aufgerissen und den Mund leicht geöffnet. Er war eindeutig verprügelt worden, aber die Todesursache musste der Schuss in die Stirn gewesen sein. Präzise in die Mitte, gezielt und gewollt. Vorsichtig ging ich in die Hocke und schaute mir die kleineren Wunden genauer an. Er war definitiv gewürgt worden, allerdings nicht lang genug, um einen deutlichen Abdruck zu hinterlassen. Relfexartig glitt meine Hand zu meinem Hals, wo bis vor einer Woche noch der Stifneck gesessen hatte. Schnell konzentrierte ich mich wieder auf das am Boden liegende Opfer. Er zeigte Abwehrverletzungen auf, vielleicht konnte Max so den Täter identifizieren. Ich richtete mich wieder auf und ging zu Steve. "Ich denke er hat sich hier mit jemandem geprügelt und dann wurde er erschossen." "Okay, Max ist in zwei Minuten hier und kann uns vielleicht mehr sagen. Mach ein Foto vom Opfer, damit wir es mit der Datenbank vergleichen können." Ich nickte und drehte mich wieder um. Im Laufen packte ich mein Handy aus und öffnete die Gesichtserkennungsdatei, die ich mir vorgestern einfach aufs Handy gezogen hatte, damit wir Identitäten direkt am Tatort bestimmen konnten. Ich machte das Foto und startete die Suche, dann ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen, als mir ein Stofffetzen am Gitter auffiel. Ich ging hin und holte eine Plastiktüte aus der Tasche meiner Lederjacke. Vorsichtig tütete ich den Stoff ein und hielt ihn ins Licht. War da ein Blutfleck drauf? Es sah ganz so aus. Zuversichtlich grinsend steckte ich das Beweisstück ein und ging zurück zur Leiche. In diesem Moment summte mein Handy, die Gesichtserkennung war durch. Steve, Danny und Chin standen um den Toten herum, als ich zu ihnen stieß. "John Cunningham, 41, bisher unauffällig, wenn man von einer stolzen Sammlung an Strafzetteln in den letzten Wochen absieht, die ihm den Führerschein abgängig gemacht haben." Steve wandte den Blick nicht von Cunningham ab, nickte aber leicht. "Dann müssen wir uns fragen, wie er hier hergekommen ist." "Zu Fuß oder mit dem Fahrrad?", schlug Danny vor, aber Kono, die mittlerweile dazugestoßen war, schüttelte sofort den Kopf. "Das hätte ewig gedauert, er sieht nicht sehr trainiert aus. Und wenn er dabei verfolgt worden wäre oder ähnliches, hätte er mehr geschwitzt." Ich nickte zustimmend. "Er hatte entweder genug Zeit oder- Moment mal." Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Er wurde nicht so ermordet, wie er hier liegt." "Was soll das heißen?" Chin wirkte verwirrt, genauso wie der Rest des Teams. Ich erklärte ihnen, was ich meinte. "Er wurde nochmal umgezogen. Diese Klamotten sind zu frisch für einen Kampf, da müsste Blut dran sein. Entweder vom Schuss oder mindestens von der Nase, die ganz schön was abbekommen hat. Außerdem hat er hier einen getrockneten Kratzer an der Wange und man sieht deutlich die Blutspur nach unten. Jemand hat den Toten umgezogen. Also müssten an der Innenseite des T-Shirts die ganzen Blutspuren sein." "Das werde ich sofort überprüfen." Bei Max' unerwartet auftauchender Stimme zuckte ich kurz zusammen, dann nickte ich und machte zwei Schritte zurück. "Danke Max. Ich habe übrigens noch einen Stofffetzen gefunden, da hinten am Gitter. Wenn ich mich nicht irre, ist da ein Blutfleck drauf." Ich reichte dem Gerichtsmediziner die Plastiktüte und er hielt sie kurz hoch, bevor er nickte. "Defintiv Blut, das werde ich im Labor später untersuchen." Wir ließen ihn seine Arbeit machen und gingen ein kleines Stück weg. Steve teilte sofort Jobs ein. "Kate, Danny und ich schauen uns hier nochmal um, auch draußen. Kono, Chin, ihr fahrt zu seiner Familie. Er hat doch bestimmt eine, oder?" Die Frage galt mir und ich nickte sofort. "Er ist verheiratet, aber keine Kinder. Ich schicke euch die Adresse per SMS." Kono nickte, dann verließen sie und ihr Cousin den Tatort und Steve, Danny und ich teilten uns auf, um draußen alles abzuklappern. Ich ging gerade um die Ecke, als ich zwei Füße am Boden entdeckte. Hinter einem hohen Stapel Holzpaletten schien jemand zu liegen. Ich entsicherte meine Waffe und hielt sie anschlagsbereit, dann stockte ich. Die Füße waren klein und von hier sah es so aus, als ob auf jedem eine rosane Blume klebte. Wachsam ging ich näher und warf schließlich einen Blick hinter den Palettenstapel. Wie vom Donner gerührt ließ ich die Waffe sinken und steckte sie ein, dann näherte ich mich dem leblosen Körper und legte meine Finger an den Hals, um einen Puls zu suchen. Es war jedoch keiner vorhanden und der Körper war eiskalt. Ich griff nach meinem Funkgerät und räusperte mich. "Steve? Ich hab noch eine Leiche gefunden. An der Nordseite." Ich steckte das Gerät wieder weg und wartete auf Steve, der wenige Sekunden später am anderen Ende der Arena erschien. Er rannte zu mir und hinter ihm entdeckte ich Danny. Sofort stellte ich mich den beiden in den Weg und schüttelte den Kopf. "Nicht Danny!", rief ich Steve entgegen, doch er schüttelte nur irritiert den Kopf und kam neben mir zum Stehen. Sein Blick fiel auf die Leiche, dann auf mich und schließlich zu Danny, der in diesem Moment ebenfalls bei mir ankam. "Wieso sollte ich nicht-?" Die Frage blieb dem Detective im Hals stecken, als er den toten Körper entdeckte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam kein Ton heraus. Vorsichtig ging ich zurück zur Leiche und griff nach dem pinken Rucksack des circa 12-jährigen Mädchens. „Das sind eindeutig zu viele Tote für einen Tatort."
Mal eine kurze Frage am Rande: Wie findet ihr es eigentlich, dass ich in Kates Sicht oder auch mal der Sicht eines anderen schreibe, aber halt nicht wie ein Erzähler?
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Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)
FanfictionJessica O'Hara, Halb-Amerikanerin, Major der Luftwaffe, freigesprochen vom Urteil des Mordes in 138 Fällen. Sie wird degradiert und unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen, die Medien zerreißen sich das Maul über sie. Um neu anzufangen, täuscht Jes...