Erste Zweifel

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K A T E

"Kate, oh Gott, endlich bist du wach." Vorsichtig blinzelte ich und schaute nach links. Steve saß auf meiner Bettkante und klammerte sich wie ein Ertrinkender an meine Hand. Ich erkannte, dass er geweint haben musste, sagte aber nichts. Ungewohnt liebevoll strich der Commander mir über die Wange und ich rieb mich minimal an der sanften Geste. "Was ist denn passiert? Der Arzt meinte, er hätte nur ein paar Minuten vorher mit dir gesprochen und alles wäre gut gewesen." Ich schluckte. "Sie hat versucht mich mit dem Kissen zu ersticken." Meine Stimme klang rau, dünn und kratzig. Steve riss erschrocken die Augen auf. "Wer?" Ich zuckte leicht die Schultern. "Sie war blond und es war dieselbe Frau, die auch auf dem Jetski saß." Erst in diesem Moment realisierte ich, was das bedeutete. Steve sprach es aus. "Sie hat es auf dich abgesehen." Ich nickte leicht und überlegte kurz. "Sie kam mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher." Steve stand auf und küsste mich sanft auf die Wange. "Überleg' weiter und ich versuche in der Zwischenzeit durch irgendwelche Aufnahmen oder Zeugen herauszufinden, wer sie ist. Aber vorher sorge ich noch dafür, dass du hier einen Sicherheitsmann bekommst." Ich lächelte schwach. "Das brauchst du nicht." "Oh doch, diese Frau will dich tot sehen." Ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein, nur fast. Ihr muss klar gewesen sein, dass sie mich durch das Jetski nur fast umbringt und ich Schmerzen haben werde. Und gerade, als alles dunkel wurde, hat sie das Kissen weggenommen und ist gegangen." Steve zog die Augenbrauen hoch. "Ich will trotzdem oder erst Recht Schutz für dich. Keine Widerrede. Wir sehen uns später und dann bring' ich auch die anderen mit. Ruh' dich jetzt erstmal aus." Ich nickte leicht und schloss erschöpft die Augen, während ich lauschte, wie Steve telefonierend das Zimmer verließ.


S T E V E

"Wie geht's Kate?", wurde ich von Kono begrüßt, als ich das Office betrat. "Es geht, ich glaube sie wollte sich nicht wirklich was anmerken lassen. Aber sie hat gesagt, dass eine blonde Frau sie mit dem Jetski angefahren hat und dass dieselbe Frau mit einem Kissen versucht hat, sie zu ersticken." Entsetzt starrte Chin mich an. "Wieso sollte es jemand auf Kate abgesehen haben? Hat sie mal irgendwas über irgendwelche Schwierigkeiten gesagt? Oder was anderes auffälliges?" Ich schüttelte den Kopf, während Kono und Danny beide betreten zu Boden schauten. Misstrauisch musterte ich die beiden. "Was?" Danny seufzte leise. "Erinnert ihr euch an den Fall mit den neun entführten Kindern? Als Kate sich den Nacken verletzt hat? An diesem Tag hatte sie doch diesen Anruf, bei dem sie uns alle rausgeschickt hat." Ich nickte und forderte Danny zum Weiterreden auf. "Direkt danach kam sie zu mir und fragte mich nach meiner Wohnung in Jersey. Sie brauchte ein Versteck für jemanden. Als wir anschließend zum Einsatz gefahren sind, hat sie wieder einen Anruf bekommen. Ich hab nicht alles mitbekommen, aber sie hat plötzlich eine Vollbremsung gemacht und mit leerem Blick raus gestarrt. Na ja, dann hat sie eine Weile auf Deutsch geredet. Von einer Anna und, dass sie sie umgebracht hat. Jedenfalls glaube ich das, viel Deutsch kann ich nicht. Die Wohnung in Jersey brauchte sie danach nicht mehr. Na ja, ich hab sie getröstet und nach Hause gebracht, aber sie ist zurückgekommen und meinte, dass sie Soldat sei und deswegen in der Lage sein müsse, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie wollte mir auch auf keinen Fall mehr sagen." Verwirrt blinzelte ich und schaute zu Kono. "Woran hast du gedacht?" Kono fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut und knetete ihre Hände. "Na ja, bei dem Cunningham Fall mit dem toten Mädchen, da hat sie mal kurz etwas von ihrer Mutter erzählt und als ich nachgefragt habe, weil mir klar wurde, dass wir praktisch nichts über sie wissen, meinte sie nur, dass ihre Eltern tot seien und ich bin dann nicht weiter darauf eingegangen. Und sie wurde direkt vor dem Jetski-Unfall angerufen und war total komisch. Sie nannte ihren Nachnamen und hat dann eine Weile zugehört, ich glaube der Anrufer hat nur ein einziges Wort mehrmals wiederholt, dann hat Kate ihre Stimme verstellt und gesagt, dass derjenige sich wohl verwählt hat, bevor sie einfach aufgelegt hat." In mir breitete sich ein immer schlechteres Gefühl aus. Ohne mehr dazu zu sagen, ging ich in mein Büro und holte den Verband von unserem ersten Einsatz mit Kate und ihre Akte, die ich mir am Anfang besorgt hatte. Ich legte beides auf den Tisch und Kono und Chin schauten sich die Sachen sofort an. "Du hast dir Kates Akte besorgt? Warum?" "Weil mir von Anfang an etwas komisch vorkam. Ich wusste nur nicht, was es war." "Und? Hast du was gefunden?", fragte Chin. Ich schüttelte den Kopf. "Die Akte ist winzig, keine einzige Auffälligkeit und genau das finde ich komisch. Es steht kaum etwas drin, nur sture Fakten, aber nicht mal irgendwelche Bewertungen dazu oder Kommentare oder keine Ahnung was." "Und das macht sie für Steve verdächtig", bemerkte Danny mit spitzem Unterton, woraufhin ich seufzte. "Danny, nimm es mir bitte nicht übel. Aber normalerweise kann ich mich sehr gut auf mein Bauchgefühl verlassen." "Und was ist mit deinem Herzen? Du bist doch in sie verliebt, zählt das nicht?" Kono und Chin starrten Danny an, während ich spürte, wie ich rot wurde. "Das ist Quatsch, Danno." "Ist es nicht, und dass du jetzt rot wirst, bestätigt deine Gefühle für sie nur." "Aber wenn sie ein Spitzel oder eine Verräterin ist, kann ich ihr sowieso nicht mehr vertrauen." "Ach Steven, mach es doch bitte nicht so kompliziert." "Das würde ich ja gerne, aber was ist beispielsweise mit dem Verband?" "Gute Frage, was ist damit?", erkundigte Chin sich, der den Inhalt der Plastiktüte skeptisch musterte. "Den hab ich direkt nach dem ersten Einsatz gefunden. Es ist Kates Blut und das beweißt, dass sie die Schussverletzung nicht von Cromwell bekommen, sondern schon damit hier angefangen hat. Die Verletzung muss am Vormittag entstanden sein." Es wurde still. Und erst jetzt wurde mir selbst bewusst, dass mein Vertrauen zu Kate gerade gewaltig bröckelte. Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. "Ich weiß einfach nicht, was ich glauben soll. Auf der einen Seite ist da dieses ungute Gefühl, dass sie uns nicht die Wahrheit sagt, auf der anderen Seite will ich ihr unbedingt vertrauen und sie einfach nur festhalten und nie wieder loslassen." Verzweifelt raufte ich mir die Haare und schaute in die Runde. "Also, dass du verliebt bist, war defintiv richtig. Du stehst wirklich auf sie, wahrscheinlich mehr, als dir lieb ist. Aber ich hab auch das Gefühl, dass da irgendwas in ihrer Vergangenheit ist, was sie uns nicht verrät", stellte Kono fest. Danny seufzte. "Wir sollten jetzt erstmal auf sie aufpassen und dafür sorgen, dass sie gesund wird. Vorher fragen wir sie nichts und lassen sie in Ruhe. Sie gehört zum Team und ist unsere Freundin." Ich nickte. "Okay. Aber wenn sie aus dem Krankenhaus raus ist, wohnt sie erstmal bei mir. Ich will sie in Sicherheit wissen."

Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt