K A T E
"Was machst du hier?" Ich drehte mich um, als Konos irritierte Stimme mein Ohr erreichte. "Wieso sollte ich nicht hier sein?" "Na ja, Danny hat erzählt, dass dein Nacken gestreikt hat und er dich deshalb nach Hause geschickt hat." "Ich hab was gegen die Schmerzen genommen, dann ging's wieder und jetzt bin ich hier. Wie war es bei euch?" Hinter Kono kamen in diesem Moment die anderen rein und auch sie wirkten skeptisch, wobei bei Danny die Besorgnis überwog. Glücklicherweise konnte ich weiteren Fragen entgehen und erkundigte mich wiederholt nach dem Einsatz. Steve erzählte mir von dem Anruf des Entführers und ich nickte, soweit das mit dem Stifneck, der noch immer meinen Nacken stabilisierte, möglich war. "Wir werden ihm unter keinen Umständen das Kokain geben. Nichtmal der kleinste Ganove auf der Insel würde uns dann noch ernst nehmen", stellte ich sofort fest. Entsetzt schaute Danny mich an. "Der Kerl hat neun entführte Kinder in seiner Gewalt und will sie umbringen! Wir müssen ihn entweder finden oder auf seine Forderung eingehen!" "Ruhig Danny, wir versuchen natürlich ersteres. Irgendwelche Anhaltspunkte?" Steve schüttelte den Kopf und ich biss mir nachdenklich auf die Lippe. "Sollen wir nochmal mit Stock reden? Der gammelt ja immer noch im Verhörraum", schlug Chin vor, aber ich schüttelte sofort den Kopf. "Der weiß nicht mehr, als das, was er uns schon gesagt hat. Nein, es muss eine andere Möglichkeit geben." Steve nickte. "Wir teilen uns auf. Kate, du versuchst nochmal sein Handy zu orten. Kono und Chin, ihr geht sein Umfeld durch. Wer könnte ihn wo verstecken? Wir suchen etwas, wo auch neun Kinder unterkommen können und was eventuell sogar schalldicht ist. Danny, wir gehen zum Gouverneur und versuchen ihn davon zu überzeugen, dass wir im schlimmsten Fall das beschlagnahmte Kokain zurückgeben müssen." Alle nickten, außer Danny. Dieser schaute mich auffordernd an. "Kann ich vorher nochmal mit dir reden, Kate?" Ich nickte leicht und folgte ihm in sein Büro. Ich hatte kaum die Tür geschlossen, da drehte der Blonde sich auch schon zu mir um, in seinen Augen glänzte pure Besorgnis. "Kate, wieso bist du hergekommen? Und wieso bist du wieder so wie am Anfang, als du hergekommen bist? So kalt? Wir sind doch jetzt deine Familie, bitte rede mit uns. Oder wenigstens mit mir." Seine Stimme klang flehend, aber ich hatte seit Stunden nichts anderes gemacht, als meine Mauer wieder hochzuziehen und ich hatte nicht vor, alles wieder zu zerstören. Mit ausdrucksloser Miene erwiderte ich Dannys Blick. "Hör zu Danny: Du darfst niemandem, nicht mal Steve, von dem Anruf und meiner Reaktion erzählen, okay? Da sind meine Gefühle mit mir durchgegangen und das wird mir nicht wieder passieren. Ich bin Soldat, Gefühle sollte ich nicht kennen. Und ab jetzt werde ich mich verdammt nochmal daran halten. Also behalte meinen Ausbruch bitte für dich. Du hast auch was gut bei mir. Und tu mir den Gefallen, und hör' auf, dich um mich zu sorgen. Deine volle Aufmerksamkeit sollte den entführten Kindern gelten." Danny hatte schon längst den Mund zum Widersprechen geöffnet, aber ich hob Einhalt gebietend die Hand. "Bitte Danny, ich meine es ernst." Er seufzte und nickte ergeben. "Okay, ich sag nichts. Aber irgendwann wirst du darüber reden müssen und deine Gefühle kannst du auch nicht ewig unterdrücken." "Ich wurde dazu ausgebildet, glaub mir, normalerweise bin ich darin unschlagbar." Mit diesen Worten und einem kurzen, aufgesetzten Grinsen drehte ich mich um und verließ sein Büro. Am Computer stand nur noch Steve und musterte mich misstrauisch, als ich neben ihm stehen blieb und begann, auf dem Computer herum zu tippen. Hinter mir ertönten Dannys Schritte und kurze Zeit später verließen die beiden Freunde das Office. Ich schaute auf und kontrollierte, dass Chin und Kono beschäftigt waren, dann erstellte ich mir mit wenigen Klicks einen verschlüsselten E-Mail-Account, von dem aus ich eine Mail an die Polizei in München sendete. "Anna Haberer wurde vor wenigen Stunden von Justus Krüger erschossen." Ich fügte noch eine Adresse und seine Handynummer hinzu, dann schickte ich den Text schnell ab und verwischte meine Spuren. Mit leicht zitternden Fingern tippte ich erneut Dankovs Nummer in die Suchleiste ein und startete den Scan. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich das Programm, bis nach kurzer Zeit erneut nichts angezeigt wurde. Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe, dann kam mir eine Idee. Ich suchte die Fallakte raus und tippte auf die Akte des Mannes, der als Betreuer der Kinder mitgekommen war. Einen Versuch war es wert. Ich kopierte seine Nummer und fügte sie in die Suchleiste ein. Überrascht riss ich die Augen auf, als tatsächlich ein Treffer erschien. Sofort vergrößerte ich den Punkt auf der Karte und stellte fest, dass es irgendwo im nirgendwo lag. Mit hochgezogener Augenbraue machte ich die Karte wieder klein und überlegte, von wo die Entführer gekommen sein mussten. Mein Blick fiel auf eine Bucht, von der aus nur eine Straße ging. Sie war nicht weit entfernt von der Fundstelle der Yacht entfernt und über verschiedene Abzweigungen konnte man die Stelle erreichen, an der ich das Handy geortet hatte. Hastig kramte ich mein Handy aus meiner Hosentasche hervor und tippte Steves Nummer ein. "McGarrett." "Steve, ich konnte das Handy vom Betreuer der Kinder orten. Ich hab kontrolliert, dass sie da wirklich im gegebenen Zeitraum hingekommen sein können, allerdings ist das nichts zum Verstecken, also müssen sie weiter gefahren sein. Ein Stück dahinter kommen mehrere Abzweigungen, deshalb muss ich schauen, ob ich durch das Handy irgendwelche Hinweise erhalte." "Okay, Danny und ich kommen sofort zurück." Ich schüttelte den Kopf. "Lass mich alleine hinfahren, da ist niemand außer dem Handy, keine Gefahren zu erwarten. Chin hat außerdem mein Motorrad hergebracht, also bin ich ganz schnell dort und wieder weg." "Vergiss es Kate, du wurdest heute schon angeschossen, gewürgt und bist fast ertrunken. Ich lass dich nicht nochmal alleine los!" "Dann nehme ich halt Kono oder Chin mit, aber wir müssen da nicht alle hin." Steve seufzte und ich spürte, dass er überzeugt war. "Okay, aber mindestens einer der beiden begleitet dich. Und wenn nicht, hat das Konsequenzen." Ich verdrehte die Augen und nickte. "Ja, ich habs verstanden. Bis später." Mit diesen Worten legte ich auf und lief in Konos Büro. Ich erzählte ihr schnell von meiner Spur und wir entschieden, dass sie sich Chins Maschine ausleihen würde, damit wir zusammen fahren konnten, aber schneller und wendiger waren. Chin blieb also allein im Office und kontrollierte weitere Verdächtige, während Kono und ich uns Helme aufsetzten und losfuhren. Nach knappen zwanzig Minuten erreichten wir die Stelle. Misstrauisch ließ ich den Blick über die Umgebung schweifen, die gefährlich war, da man durch den dichten Wald an einer Seite niemanden sehen konnte, der sich eventuell anschlich. Kono und ich stiegen ab und begannen, nach dem Handy zu suchen. Kurzerhand rief ich die Nummer einfach an und mit Hilfe des Klingelns, fanden wir es schließlich im Gras. Ich zog meine Handschuhe wieder an und griff nach dem kleinen Gerät, wobei mir ein blutiger Fingerabdruck auffiel. Kono neben mir seufzte leise. "Der Abdruck ist klein, er stammt von einem Kind." Ich nickte leicht, dann tütete ich das Handy ein und schaute mich nochmal um. "Lass uns hier verschwinden, irgendwas stimmt nicht." Im nächsten Moment fielen die ersten Schüsse und Kono und ich brauchten nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu den Motorrädern zu rennen, uns die Helme aufzusetzen und loszufahren. Ich schaute nur kurz hinter mich und sah, wie zwei maskierte Personen aus dem Wald rannten. Kono fuhr ein kleines Stück vor mir und war voll auf ihre Fahrt konzentriert, während ich immer wieder Kugeln auswich. Als schließlich eine auf Kono zusteuerte, wusste ich, dass sie getroffen werden würde. Ohne weiter nachzudenken, lenkte ich mein Motorrad dazwischen und fing den Schuss ab. Der Knall hallte trotz Helm laut in meinen Ohren und ich spürte, wie die Maschine unter mir kurz vor der Explosion stand. Ich schaute nach unten und im selben Moment wusste ich, dass es fast schon zu spät war. Instinktiv sprang ich ab, das Motorrad fuhr noch einen Meter weiter, dann explodierte es mit einem ohrenbetäubenden Knall und ging in Flammen auf. Durch die Druckwelle wurde ich heftig zu Boden geschmissen, rappelte mich jedoch sofort wieder auf und riss mir den Helm vom Kopf. Ich ließ ihn fallen und griff stattdessen nach meiner Waffe, um auf den Kerl zu zielen, der jetzt auf mich zu rannte. Gezielt drückte ich ab und er fiel nach vorne, der Mann hinter ihm wollte sich revanchieren, aber in diesem Moment knallte es direkt neben mir und ich stellte fest, dass Konos Schuss perfekt gepasst hatte. Erleichtert atmete ich aus und schaute meine Kollegin dankbar an. "Rettung in letzter Sekunde." Dann drehte ich mich zu meinem Motorrad um, das noch immer in Flammen stand. "Ich brauch' wohl 'ne neue Maschine." Kono folgte meinem Blick und nickte. "Aber jetzt lass uns schnell zum Hauptquartier fahren, bevor hier noch mehr Gangster auftauchen." Ich nickte, setzte meinen Helm wieder auf, und stieg auf Chins Maschine. Kono setzte sich hinter mich und legte ihre Arme um meinen Bauch, dann fuhren wir los. Unterwegs informierte Kono den Rest des Teams und als wir ankamen, erwarteten die drei uns schon. Kono wurde sofort von Chin umarmt, während Danny auf mich zu rannte und mich so fest umarmte, dass ich fast erstickte. "Danny, Luft!", keuchte ich irgendwann, und er ließ mich los, woraufhin ich jedoch sofort von Chin gepackt wurde. Ich ließ es über mich umgehen, dann nickte ich Steve zu, der mich unerwartet kurz und heftig umarmte, bevor er sich verlegen am Kopf kratzte. Zu fünft liefen wir ins Office, wo ich den Fingerabdruck vom Handy scannte und durch die Datenbank laufen ließ. Wir hatten extra die entführten Kinder aufgenommen und es gab einen Treffer. Neben mir hörte ich Danny keuchen, Kono las mit erstickter Stimme den Namen vor. "Grace Ambrosio, 9 Jahre." Ich schaute nach links und sah, wie Steve Dannys Hand nahm und sie fest drückte. "Sie heißt nur genauso wie Grace, aber sie ist es nicht, okay?" Danny nickte, aber ich sah, dass seine Augen glänzten. Mit aller Kraft hielt ich meine Mauer aufrecht, aber es wurde immer schwerer. Es ging hier um das Leben von neun unschuldigen Kindern, deren Eltern seit gestern nichts mehr von ihnen gehört hatten. Und auch uns lief langsam aber sicher die Zeit davon.
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Reboot (Hawaii Five-0 Fanfiction)
FanfictionJessica O'Hara, Halb-Amerikanerin, Major der Luftwaffe, freigesprochen vom Urteil des Mordes in 138 Fällen. Sie wird degradiert und unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen, die Medien zerreißen sich das Maul über sie. Um neu anzufangen, täuscht Jes...