Teil 6

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Bevor wir die Tür überhaupt erreichten, kam uns eine ziemlich aufgebrachte Blondine entgegen. Sie war vielleicht 1-2 Jahre älter als wir.
In der Tür standen ein paar Jungen und grinsten ihr hinterher.

Ich schaute zu Lera, welche nur mit den Schultern zuckte und dann weiterging. Schnell folgte ich ihr.

Bei der Gruppe angekommen, bemerkte ich das auch Paul und Finn unter diesen waren, die sich gerade über dieses Mädchen lustig machte. Sympathisch, dachte ich noch.

Als Paul uns sah, packte er mich am Arm und zog mich mit sich.
Überfordert stolperte ich ihm hinterher.
Warum eigentlich immer am Arm? Irgend jemand hätte dem Jungen mal sagen sollen, dass das weh tut.!

Er wollte gerade etwas zu mir sagen, als ihn irgend so ein Mädchen ansprach und ihn in irgend ein dummes Gespräch verwickelte, während sie mir einen abfälligen Blick zuwarf.

So ein typischer Fall von dümmlicher Eifersucht dachte ich, verdrehte die Augen, hakte mich bei Lera unter und wir gingen uns zusammen etwas zum trinken holen. Kann mir ja egal sein, ist nur Schade das Paul nicht aussprechen konnte was er wollte.

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„Können wir mal kurz hier raus?" schrie ich Valeria ins Ohr. Die Lautstärke der Musik wurde immer höher und langsam wurde es mir zu voll. Sie nickte nur zustimmend und verließ dann mit mir das fast schon riesige Wohnzimmer, in dem sich so ziemlich die gesamten Partygäste aufhielten.

Erleichtert dem Gedränge entkommen zu sein, schaute ich mich um. „Vielleicht gehen wir mal kurz in die Küche?" fragte Lera, mich ratlos ansehend.

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Die Küche war vollkommen leer. Abgesehen von einem Mädchen, welches in ihr Handy vertieft, auf dem Tisch saß.
Als ich sie genauer musterte, fiel mir auf das sie ein Mädchen aus unserer Klasse war.
„Felicia? Wusste gar nicht das du auch hier bist.?" fragte ich sie überrascht.
Sie fuhr aufgeschreckt hoch und schaute uns an. Anscheinend hatte sie nichtmal mitbekommen das wir reingekommen waren. Ich musste schmunzeln.

Felicia seufzte: „ Ich bin fast auf jeder Party, weil meine unglaublich nette große Schwester mir Geld dafür gibt, dass ich auf ihre Schminksachen aufpasse." Sie verdrehte genervt die Augen und deutete auf einen kleinen Koffer neben sich. „ Aber es gibt schlimmeres." erklärte sie lächelnd.

Ganz ehrlich, hätte ich so eine ,Bitch' als große Schwester gehabt, hätte ich ihr wahrscheinlich schon mal richtig meine Meinung gesagt.!
Andererseits konnte ich mir wirklich vorstellen das das sogar Spaß machen konnte, immerhin kam sie einfach so ohne Anstrengungen auf jede Schulparty und bekam auch noch Geld dafür.

Wir unterhielten uns noch ein wenig und entschlossen uns dann schließlich Wahrheit oder Pflicht zu spielen, weil uns echt langweilig wurde. Am Anfang passierte nichts spannendes, es war zwar lustig, aber es kamen nur diese Standard Fragen und Aufgaben, wie z.B. stelle ein peinliches Bild von dir, in deine Snapchatstory.

Gerade war ich wieder mit drehen dran, als mir eine interessante Idee kam. Die Flasche zeigte auf Felicia. Grinsend schaute ich sie an. "Die Zwillinge sind doch da oder?"
Meine Idee war zwar echt dumm, aber sie war Lustig.
Felicia nickte zögerlich.

Die Zwillinge waren beide, ziemlich beliebte Mädchenschwärme auf unser Schule. Sie waren auch mit Paul, Finn und Samuel befreundet weshalb sie eigentlich dort sein mussten. "Gehe einfach zu einem hin und frag ihn nach seiner Nummer, wenn er sich dann gleich wie der größte King fühlt, dann machst du ein Foto von seinem Gesichtsausdruck und gehst weg." fasste ich die Aufgabe fröhlich zusammen.

Sowohl Felicia, als auch Valeria schauten mich ein wenig verstört an. Tja Leute, ich wusste selber nicht so richtig was in meinem Gehirn vorging, war halt noch halb Kind.

Langsam erhob dich Felicia.
Wir machten es ihr nach und gingen dann mit ihr zusammen, zurück ins Wohnzimmer, welches noch genauso überfüllt war wie vorhin.

Wir brauchten eine Weile um endlich einen der Zwillinge zu finden. Es war Leon. Die Zwillinge sahen sich wirklich nicht ähnlich, weshalb man die beiden leicht auseinander halten konnte. Leon stand an die Wand gelehnt da und unterhielt sich mit einem Freund.

Ich platzierte mich auf der Tanzfläche und fing an zu tanzen, während Valeria neben mir an die Wand gelehnt an einem Getränk nippte. Zusammen beobachten wir die Szene aus sicherer Entfernung.

Felicia sagte irgendwas zu Leon und zwang sich dafür sogar ein nettes lächeln auf. Dieser fing an zu Grinsen während er selbstsicher antwortete. Sie nutzte den Moment aus auf den wir spekuliert hatten und fotografierte ihn in einer einzigen fließenden Bewegung mit ihrem i-Phone. Kurz riss Leon erschrocken die Augen auf, fing sich aber wieder bevor Felicia sich umdrehen und gehen konnte.
Er griff sich ihr noch immer erhobenes Handgelenk, nahm ihr das Handy aus den Fingern und tippte kurz darauf herum. Dann gab er es ihr zurück, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die sichtlich erhitzte Wange, flüsterte ihr dabei schmunzelnd etwas zu und ging dann mit seinem umwerfenden Zahnpastagrinsen (sehr nah) an ihr vorbei Richtung Bar.

Felicia blieb perplex stehen wo sie war, starrte erst ihr Handy, dann Leon verwirrt an der ihr frech lächelnd zuzwinkerte. Ein ticken zu schnell richtete sie den Blick wieder nach vorne, atmete kurz tief durch und drehte sich dann zu uns.

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"Was macht ihr hier eigentlich?" fragte plötzlich jemand hinter uns skeptisch. Erschrocken drehten wir uns um. Hinter uns stand Paul und sah uns fragend an. „Wahrheit oder Pflicht spielen, uns war langweilig." erklärte Lera knapp. Paul sah kurz zwischen uns beiden hin und her. Dann fing er an zu Grinsen, drehte sich um und stellte sich auf den Couchtisch.
Irgendjemand drehte die Musik leise.

„Alle die mit Wahrheit oder Pflicht spielen wollen kommen jetzt mit nach oben." rief Paul laut durch den Raum.

Entgeistert schaute ich ihn an. War nich sein Ernst.?

„Jetzt ist euch wenigstens nicht mehr langweilig." meinte er nur und lächelte mich entschuldigend an. Für einen kurzen Moment überlegte ich ob ich vielleicht einfach verschwinden sollte, aber das konnte und wollte ich nicht bringen.
Ich seufzte.

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Die Stimmung war ziemlich gut, es machte Spaß mit diesen Leuten zu spielen, allerdings war auch noch nicht wirklich was interessantes für mich passiert.

Gerade war ein Typ, der der vorher mit Leon geredet hatte, mit drehen dran. Die Flasche landete auf Leon der relativ gelangweilt Pflicht wählte. Der Junge überlegte kurz, grinste aber dann: „Lass dich 20min mit ihr," er zeigte auf Felicia, die neben mir saß, „ins Bad sperren."
Ich riss die Augen ein Stück auf, mein Blick schnellte zu Felicia. Die zuckte nur mit den Schultern und lächelte mich an. Ein bisschen schlecht fühlte ich mich schon, sie hatte es ja irgendwie mir zu verdanken wegen der vorherigen Aufgabe.

Als sie verschwunden waren spielten wir einfach weiter, weil sicherlich niemand 20min warten wollte.

Als Paul wieder an der Reihe war, landete die Flasche auf mir. Ich war mir an diese Punkt nicht ganz sicher ob mein Bauchgefühl Freude oder Unlust ausdrückte.

Spiel nicht mit FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt