Teil 45

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"Charly, es tut mir leid. Ich musste dich beschützen. Und deinen Vater. Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte er euch gefunden, und einfach umgebracht."
versuchte sie einen weiteren verzweifelten Versuch, sich für das ganze hier zu entschuldigen.

"Darum geht es nicht.
Das Problem ist, das es soweit gekommen ist.
Egal wie richtig die Entscheidung war uns zu verlassen, du hast vorher so unglaublich viele falsche Entscheidung getroffen, das dass nur noch eine beschissene Folge von allem ist.
Und du weißt das genau. Denn wenn nicht wäre das erbärmlich.! Weder würdest du jetzt gerade so vor mir stehen wie du es tust. So verzweifelt. Noch hättest du uns jemals geliebt.
Aber wenn das so wäre, wäre es gut für dich zu verschwinden." sagte ich verächtlich. Ich kann das nicht mehr hören! Alles was sie mir gerade erzählen will, ist mir so Egal.

Meinetwegen hat sie uns beschützt, aber das ändert nichts daran das sie durch das alles, mindestens zwei Herzen gebrochen und gleichzeitig auch irgendwie zwei Leben zerstört hat, "Glaubst du wirklich ich könnte dir verzeihen?" fragte ich sie wütend schnaubend.
"Als du Papa kennengelernt hast, wusstest du wahrscheinlich, dass dieser Typ, ich weiß nichtmal seinen Namen, irgendwann wiederkommen wird,
und das er verdammt gefährlich ist.
Aber du hast das ignoriert.
Du warst naiv und egoistisch.
Die Höhe ist dann noch, ein Kind zu bekommen.
Du hättest das Ganze abrechen müssen, als es noch gar nicht richtig angefangen hat. Das wäre das einzig richtige gewesen, um Papa und auch mich zu schützen, auch wenn es mich dann gar nicht gäbe.
Aber Nein, du hast weiterhin so getan als wäre alles gut.
Und aus heiterem Himmel, oh Gott wie unvorhersehbar, musst du uns verlassen, weil wir sonst beide sterben.

Das war der Anfang. Von da an, lief mein Leben beschissen. Hast du eigentlich die leiseste Ahnung wie es nach dir, bei uns weiterging, glaubst du Papa, ist einfach so darüber hinweggekommen?" wütend funkelte ich sie an. Sie schüttelte nur schweigend denn Kopf, während ihr eine einzelne Träne die Wange herunterlief. Sie sah aus wie ein eingeschüchtertes Kind. Doch ich hatte kein Mitleid, nicht jetzt. "Er konnte mich nicht mehr ansehen, ohne an Dich zu denken.
Er hat sich in Arbeit gestürzt, als wäre sie das einzigste was ihn am Leben hält, vielleicht hat er sich eingeredet, es sei für mich, aber das stimmt nicht, ich habe Liebe gebraucht, nichts anderes.
Doch die Liebe, ist mit dir, aus unserer Familie verschwunden.
Ich weiß nicht einmal, ob es ihm gut geht, ich frage mich was er jetzt gerade tut. Noch so eine Sache an der irgendwie du Schuld bist.

All diese Jahre hatte ich nur meine beste Freundin, die ganz nebenbei mittlerweile zu den Wölfen gehört. Aber selbst das hast du mir wieder zerstört verdammt, ich hatte endlich so etwas wie eine Familie. Zwar auch mal wieder durch dich, aber das ändert nichts daran, das du mir dann wirklich alles zerstört hast, du hast die Leben von zwei Personen genommen die mir verdammt wichtig waren, nur dadurch, das du irgendwann einmal einen Scheiß Teenie Schwarm bei kriminellen Geschäften geholfen hast. Dumm und Naiv.
Ich wüsche mir gerade von ganzem Herzen, du wärst einfach die ganze Zeit bei ihm geblieben, dann wäre vielleicht wenigsten Papa glücklich gewesen."
Zum Ende hin hatte sich mein schreien zu einem flüstern gewandelt. Kraftlos, ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl fallen, von dem ich zwischendurch aufgestanden war.

Meiner Mutter, schaute mich stumm weinend an.  

Irgendwann fand sie endlich wieder ihre Sprache, "Seit 12 Jahren, frage ich mich jeden Tag, wie es euch geht, ob ihr glücklich seid, ob du vielleicht eine nette Stiefmutter hast. Jeden Tag wollte ich dich sehen, und jeden Tag, habe ich meine Vergangenheit verflucht, denn zu dem Zeitpunkt an dem ich ging, war alles Perfekt in meinem Leben.
Dann kam ich hier her. Mir geht es hier nicht gut, das ging es mir noch nie. Damals, dachte ich mir jeden Tag neue Lügen aus, teilweise damit nicht alles umsonst war, und ihr einfach ein normales Leben haben könnt. Das einzigste was mich hier manchmal vom Suizid abhalten konnte waren meine Kinder. Insbesondere die Töchter. Und trotzdem hab ich nie aufhört zu hoffen, das ich irgendwann einfach diese Phase hier in meinem Leben abschließen und auf ewig vergessen kann. Denn die Zeit mit deinem Vater war mit weitem das beste was mir je passiert ist, und es ist auch das einzige was mir momentan noch bleibt. Und ja vielleicht war es egoistisch ihn zu lieben. Aber ich werde es nie bereuen können, auch wenn du das nicht verstehst Charlotte. Es war die einzige Zeit seit ich 17. bin in der ich wirklich gelebt habe.
Ich kann nicht mehr machen als mich zu entschuldigen, aber wenn ich ehrlich bin will ich das gar nicht. Denn diese Zeit ist das einzige was mich noch glücklich macht.

Jedes mal wenn ich dich sehe macht mich der Anblick traurig, denn das hier ist alles was ich je vermeiden wollte, aber ich habe keine Macht mehr. Ich kann dir nur dazu raten, nicht die gleichen Fehler zu machen wie ich. Du sagtest, die Liebe hat euch verlassen? Nun mich hat die Liebe mehr als einmal zerstört. Lass das nicht auch bei dir zu.!" Mit diesen Worten stand sie auf und verließ mit Tränenüberströmten Gesicht den kleinen Konferenzraum, in dem wir Zeit bekommen hatten uns auszusprechen.

Mit dem Moment in dem die Tür zu fiel, wurde es komplett Still im Raum.

Es gibt eine bestimmte Frage, die ich ihr gerne gestellt hätte.

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Die restliche Zeit des Tages verbrachte ich damit, mir Bücher aus der Bibliothek zu holen, und mir zu den Dingen die ich später  noch brauchen könnte Notizen zu machen.

Es lenkte mich von dem Gespräch mit meiner Mutter ab. Ehrlich gesagt habe ich mir das Ganze anders ausgemalt.
Aber anscheinend hatte ich doch mehr Wut auf sie, als ich dachte.

Nur an mir liegt es allerdings nicht.
Sie hätte nicht so oft versuchen sollen, mit sinnlosen Ausreden zu entschuldigen, das sie soviel falsch gemacht hat.
Das hat mich zum explodieren gebracht. Sie dachte ernsthaft, das so etwas großes, durch ein kleines Gespräch wieder gutzumachen ist. Aber damit hat sie einen Fehler gemacht.  

Sie hätte mir einfach erklären sollen, wie es soweit gekommen ist, und sich dann meine Sicht dazu anhören sollen. Vielleicht hätten wir dann beide etwas Zeit gebraucht, aber wir würden jetzt nicht beide enttäuscht sein. Und ich bin mir sicher, das es ihr jetzt nicht besonders gut geht.

Vermutlich hat sie gedacht ich wäre anders. Aber, nach dem allem, wäre keiner mehr, ein Engel auf Erden, schon gar nicht bei der Person, bei der alles anfängt.

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Immerhin, wurde mein neues Wunschimage damit gestärkt...

Spiel nicht mit FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt