Teil 7

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"Wahrheit oder Pflicht?"
fragte Paul mich extra langsam während er mich mit einem gefährlichem Blitzen im Blick musterte.
Ich fühlte mich unwohl.
Aber ihm den Genuss geben und mir das anmerken lassen wollte ich auch nicht.
Deshalb schaute ich auf.

Herausfordernd wählte ich Pflicht.
Zufrieden sah ich kurz die Überraschung in seinen Augen aufblitzen. Ich wusste zwar selber, dass das eine unglaublich unvernünftige Entscheidung war, aber manchmal bringen einen genau diese an einen ansonsten unerreichbaren Punkt. Das wusste ich und was soll ich sagen, das ist einfach gut so.

Er zögerte nur kurz.
"Komm her."
Verwirrt ging ich zu ihm.

Ich wollte mich gerade neben ihn setzten, weil ich für ein paar Sekunden etwas unentschlossen vor ihm im Raum stand, während alle zu mir hoch schauten, als er mich mit einem Grinsen zu sich zog.

Zu überrascht um zu reagieren verlor ich das Gleichgewicht und landete direkt in seinem Schoß.

Ich funkelte ihn böse an. Er grinste.
Augenverdrehend wollte ich aufstehen, aber er hielt mich mit einem Arm fest.

Vorsichtig strich er mir die Haare aus dem Nacken und beugte sich leicht vor.
"Pflicht ist nunmal Pflicht Schätzchen." flüsterte er.

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Das Spiel lief mittlerweile schon wieder.
Es ging aber nicht mehr lange, da es den meisten zu langweilig wurde.

Statt dessen redeten viele einfach miteinander während sie ihre Cocktails tranken.

Ich hörte Paul, Finn und Samuel dabei zu wie sie sich zu irgend einem Training verabredeten.
Nach einer Weile kam dann Lera dazu und zog mich hoch.
Kurz wollte Paul mich nicht loslassen, er überlegte es sich dann aber doch anders.

Während wir verschwanden spürte ich seinen Blick auf mir liegen.
In diesem Moment hätte ich fast alles getan um Gedanken lesen zu können.

Tatsächlich war es der letzte Abend an dem mich folgende Gedanken noch verrückt machen konnten;
Er ist dauernd mit Mädchen zusammen und ich wollte nie eine von diesen sein die eine Nacht mit ihm verbringen, um sagen zu können das sie mal etwas mit ihm hatten, obwohl es ihm eigentlich Scheiß egal ist.
Das ist erbärmlich.
Aber Danke Leben das du so eine komplizierte Zicke bist.

Gegen Mitternacht verließen wir die Party. Sie war zwar noch nicht zu Ende aber wir hatten beide keine wirkliche Lust mehr.
Ich hatte zwischendurch meine High-heels gegen die Sneaker getauscht.
Da das Auto noch nicht da war, welches uns abholen sollte, warteten wir kurz vor dem Haus, unterhielten uns und machten Blödsinn. Es war wirklich lustig.

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Plötzlich hielten zwei schwarze Wagen vor uns an. Verwundert beobachtete ich sie.
Als mehrere Männer ausstiegen und mit verhältnismäßig schnellen Schritten auf uns zu liefen, bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Ich wußte was auch immer sie wollten, es konnte nichts gutes sein. Wie es aussah waren sie nicht gekommen um nach dem Weg zu fragen.

Ich spürte das Lera neben mir unruhig wurde.

Kurz überlegte ich ob ich wegrennen sollte, aber da kam der erste schon bei mir an und griff mich fest am Arm.
Ich schrie laut, doch er hielt mir den Mund zu und schleppte mich zu einem der dunklen Jeeps.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich Lera wehrte. Ich tat nichts, ich wusste nicht wofür ich die Energie noch brauchen würde.
Ich musste meine Tränen unterdrücken, keiner von uns beiden hatte jemals irgendwas getan was Rachsucht heraufbeschwören könnte. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich so Hilflos war.

Die Typen verfrachteten uns zusammen in ein Auto. In der Mitte war eine Trennwand zur vorderen Hälfte.
Wir konnten nicht aus den Seitenfenstern schauen weil diese abgeklebt wurden.
Die Männer fesselten unsere Hände.
Ich versuchen zu kreischen, einfach um die Verzweiflung zu übertönen die wie eine Flut in mir aufstieg.
Aber irgendetwas verhinderte das jedes Mal.

Irgendwann hielt mir einer der Männer eine Tablette vor den Mund.
„Schluck sie runter."
Ich presste meine Lippen zusammen.
„Alternativ könnte ich dich auch bewusstlos prügeln. Deine Entscheidung."
Ich wusste nicht genau ob er das ernst meinte, aber ich hing an meinem Kopf und ich hatte nicht wirklich die Chance etwas anders zu tun. Wiederwillig schluckte ich die Tablette.

Ich dachte eigentlich immer im 21. Jahrhundert wäre jeder vor Entführung sicher. Doch wie ich feststellen musste lebten wir in einer Scheinwelt.

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Als ich aufwachte dröhnte mein Kopf. Ich befand mich immer noch in diesem Auto. Neben mir schlief Valeria.
Mir war übel, außerdem mussten wir schon Ewigkeiten gefahren sein.

Nach einer Weile wachte auch Lera auf, ihr ging es nicht besser als mir. Still mussten wir unser Schicksal ertragen, ohne eine Ahnung was das Leben für uns vorsah.

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Plötzlich war von vorne ein Schuss zu hören, das Auto kam schleudernd zu stehen.
Ich schrie erschrocken auf, als ich fast aus dem Sitz gerissen wurde.

Wieder waren Schüsse und das splittern von Glas zu hören. Darauf folgte Gebrüll.
Verängstigt schaute ich zu Lera.
Nach kurzer Zeit wurde es ruhiger, die Tür neben Valeria wurde aufgerissen und sie herausgezerrt.
Ich hatte kurz Angst das ich nun auf mich allein gestellt bin, doch dann ging auch meine Tür auf und irgendjemand hob mich heraus.
Geschockt sah ich in in das Gesicht von demjenigen.

Paul.

"Paul, sie kommen.!!!" rief jemand.
„Verdammt! " fluchte er, setzte mich vorsichtig auf Boden ab und rannte dann los.
Instinktiv lief ich hinterher, ich war in diesem Moment nicht einmal in der Lage zu denken.
Wir stiegen über etwas was stark nach einem menschlichem Körper aussah. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken und lief weiter auch wenn das Gefühl der Übelkeit wieder in mir hochkam.
Wieder waren Schüsse zu hören.
Ich begann zu sprinten.
Vor uns beschleunigten Valeria und ein anderer Junge ebenfalls.

Dann kam endlich ein sicheres Fahrzeug in Sicht.
Ich fokussierte mich allein darauf, als wäre es das einzige was auf dieser Welt existiert.
Lera stieg gerade ein.
Mein Kopf war völlig leer.
Ich hörte einen Schuss.
Dann spürte ich nur noch Schmerz in meiner Seite.
Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper und stürzte auf den harten Boden.
Das letzte was ich sah war das bleiche entsetzte Gesicht von Paul in der dunklen Nacht.
Dann wurde es schlagartig Schwarz.

Spiel nicht mit FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt