Teil 3

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Jetzt ratet mal wer in meinem Team war.

An diesem Tag wünschte ich mir einfach, dass das Leben in einer lebendigen Person vor mir stehen würde. Sodass ich ihm eine klatschen hätte können.

Der großartige Paul Luxor.

Ja stimmt ich kannte ihn nicht. Es hätte sein können, dass er sympathisch ist. Aber diese ganzen Blicke von den Leuten um mich herum, gingen mir unfassbar auf die Nerven. Wegen sowas gingen Gerüchte rum, von wegen ich hätte die Lehrer mit Geld bestochen o.ä.

Fast jedes Mädchen wäre ausgerastet. Aber ich wollte es nicht. Ich wollte einfach in Ruhe gelassen werden und mein Leben leben, und solche Situationen ließen das nicht zu.

Ich hätte in jedes Team kommen können. In jedes. Aber es musste ausgerechnet dieses sein. Von dem Moment an fing ich an an Schicksal zu glauben. Auch wenn ich nicht wusste was diese Sache für mein Leben bedeuten wird.

Valeria wurde mittlerweile schon aufgerufen. Das heißt ich war dann auch allein mit meinen Gedanken und Blicken. Vielen Dank auch Leben.

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"Bist du Charlotte?" ich schreckte von meinem Handy hoch und schaute verwirrt zu Paul der mit fragendem Gesichtsausdruck vor mir stand.

"Ja..." erwiderte ich nach dem ich meine Gedanken wieder auffangen konnte, weil er mich mitten aus meinen Überlegungen über Flughörnchen gerissen hatte.

Im Ernst, die sind so genial.

"Wir starten gleich." teilte er mir mit und nickte in Richtung von zwei anderen Jungen.

Ich seufzte und stand auf.

Ich wollte einfach das beste draus machen, wenn ich ehrlich freute ich mich sogar auf das Spiel an sich.

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Nachdem wir noch einen Kompass und eine Karte in die Hand gedrückt bekommen hatten, stellten wir uns an den Start.

Auf ins Verderben.

Ach ne, das kam ja danach erst...

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"Ready.

Set.

Go!!!!!!!"

Wie eine Horde Nilpferde stürzten alle nach vorn. Direkt in den Wald rein.

Mein "Team" lieferte sich mit einigen anderen ein Wettrennen.

Genervt folgte ich ihnen.

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"Wo müssen wir lang?" schrie der Neunt-Klässler in unserer Gruppe und schaute mich während er weiter joggte, so gut wie es halt ging, erwartungsvoll an.
Ich verdrehte die Augen und blieb stehen. 

Ein kurzer Blick auf die Karte reichte um zu erkennen das wir an drei Punkten vorbei kommen müssten, sonst wäre unsere Zeit ungültig. Ich schaute auf denn Kompass. Dann wieder auf die Karte.

"Mädl, was isn jetzt?" fragte mich der andere Junge den ich vorher noch nie gesehen hatte.

Kotz. Solche Leute regen mich unnormal auf.

"Sag du es mir." sagte ich, gab ihm die beiden Einzelteile und lief nach links los.

Ich weiß das ist ziemlich Klischee, aber ich kenne diesen Wald in und aus wendig, so groß is er nicht. Ich hatte dort als Kind gerne mit meiner damaligen besten Freundin gespielt. Bis mein Vater mit mir irgendwann umgezogen ist.

Ich wusste wo wir lang mussten, und die werten Herren hinter mir mussten selbst entscheiden was sie tun wollten.

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"Charlotte? Dir is schon klar, das das nicht der Weg auf der Karte ist." merkte der Schlaukopf von 9. Klässler an, der mir offensichtlich gefolgt war, nachdem die Jungs sich die Karte angeschaut hatten.

"Jap."

Kurze Stille. "Und....?"

"Wie du siehst gehe ich trotzdem hier lang."

Genervt schnaubte er.

Ich seufzte. Drehte mich um und schaute zu den anderen beiden die mir ebenfalls hinterherliefen.

"Ich hab meine Kindheit in diesem Wald verbracht. Es gibt nur jeweils eine Brücke über die beiden Flüsse über die wir müssen, wie ihr wissen solltet. Aber das heißt nicht, dass es keine anderen Wege gibt. Also entweder ihr geht die Umwege über die Brücken oder ihr vertraut auf meine Kindheit."

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"Nicht dein Ernst." Elias, der 9.Klässler, schaute mich entgeistert an. Wir waren mittlerweile etwa 10min, zwei Stationen und einen Fluss, eigentlich einen Bach den man ab bestimmten Stellen einfach überspringen konnte, weiter. Nun standen wir vor dem zweiten Wasserlauf, der deutlich breiter war. Die Abkürzung führte über einen dicken umgekippten Baum dessen Stamm bis etwa zur hälfte des Gewässers reichte. Die Äste waren schon zu so großen Teilen verrottet oder weggespült, sodas der Rest bequem zu springen war.

"Wenn wir da rüber springen, werden wir nass. Und wenn wir nass sind, stellen die Lehrer fragen.
Fragen, die wir nicht beantworten können.!" redete er weiter.

Ich verdrehte die Augen musste aber Grinsen. Zielsicher, steuerte ich auf unseren Übergang zu. Jeder Schritt kam bekannt vor, ich sprang und landete trocken auf der anderen Seite.

Fast schon säuerlich schaute Elias zu mir rüber. Ich grinste wieder, und wank ihm fröhlich zu.

„Wenn ihr noch ne Weile da drüben rumsteht, hätten wir wirklich die Brücke nehmen können."

„Dafür wäre ich dankbar gewesen.!" schrie mir Elias zu. Ich lachte und beobachtete wie Paul gekonnt über den Stamm lief. Dann landete er neben mir. Nach ihm traute sich auch endlich diese Memme von Elias. Und oh wunder, er blieb ebenfalls trocken.

Als letztes ging Felix, der 10. Klässler.
Man muss dazu sagen, dass er riesig war. Locker 1.95 oder 2m.

Er hatte jedenfalls ein bisschen balance Probleme. Ein wenig wackelig arbeitete er sich auf dem Stamm nach vorne. Gespannt beobachteten wir ihn.

Elias musste husten.

Plötzlich schoss ein offensichtlich sehr schreckhaftes Eichhörnchen neben uns den Baum hoch.

Felix, der offensichtlich ähnlich schreckhaft war wie das Eichhörnchen, zuckte stark zusammen und kam damit gefährlich nah an den Punkt des vollkommenen Gleichgewichtsverlusts.

Er ruderte eine Weile mit den Armen, schaffte es dann aber sich zu halten.

Allerdings nur sich.

Den Kompass von der Schule, der in seiner Hand war, hatte nicht ganz so viel Glück.

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Nachdem auch Felix trocken bei uns angekommen war und wir die Tatsache ignoriert hatten das wir keine Ahnung hatten wie genau wir den Lehrern beibringen sollten dass unser Kompass zwangsweise eine Seefahrt machen durfte, beschlossen wir einen totalen Endsprint hinzulegen. Zumindest offiziell. Denn inoffiziell wurde ich nicht gefragt. Paul inklusive Felix und Elias rannten in dreifacher Geschwindigkeit wie zuvor einfach los.

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Außer Atem überquerte ich die Ziellinie.

Ich war ja eigentlich nicht total unsportlich, aber bei sowas konnte man mich im Normalfall vergessen.

Und ganz ehrlich, manchmal frage ich mich echt, warum die Natur manchen so unglaublich große Laufvorteile anvertraut hat. Das ist Qual für die Menschheit.

Völlig fertig folgte ich meinem Team zu dem Tisch, bei dem wir die Gegenstände wieder abgeben sollten...

Spiel nicht mit FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt