Kapitel 2: Die Begegnung

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Schnell zog ich meine Sachen an, schnappte mir den Schlüssel und auf leisen Sohlen schlich ich die Treppen hinab. Ich traute mich nicht, das Licht aufzudrehen aber es war auch nicht , denn der Mond schien hell genug und ließ alles in einem unheimlichen Licht erscheinen. Ich ging zur Türe und drückte die Klinge hinab. Ich hatte Glück. Die Türe öffnete sich. Offensichtlich hatte der Wirt vergessen abzusperren. Ich ging hinaus und schloss die Tür hinter mir. Die Nachtluft war kalt. Ein Wind kam auf und strich über meine Haut. Da meine Sachen noch nicht ganz trocken waren, fröstelte ich, aber davon ließ ich mich nicht abhalten. Ich ging langsam in Richtung der Villa, immer noch fest entschlossen das Amulett zu holen, als sich plötzlich das Gebüsch zu meiner Rechten bewegte. Vor lauter Schreck stieß ich einen erstickten Schrei aus und machte einen Sprung auf die Seite. Das Gebüsch bewegte sich wieder und eine kleine Katze kam heraus. Sie sah mich an, ließ sich aber nicht von mir beeindrucken und ging weiter. Starr vor Schreck bleib ich wie angewurzelt stehen, nach kurzer Zeit wich meine Angst aber einer Woge voller Erleichterung. Ich musste über mich selber lachen. Ich hatte doch tatsächlich Angst vor einer Katze gehabt. „Dir kann nichts passieren.“ Redete ich mir ein und setzte meinen Weg fort. Wenn ich mich da mal nicht täuschte.

Kurze Zeit später war ich an der Villa angekommen. Auf dem Weg dorthin war nichts Außergewöhnliches mehr passiert, allerdings war ich jetzt vorsichtiger geworden,  hatte mich alle paar Schritte umgesehen und vergewissert, dass mich keiner verfolgte. Ich ging zur Eingangstür und wollte sie öffnen. Doch diesmal hatte ich nicht so viel Glück. Die Türe war verschlossen. Anscheinend musste der Notar zurückgekommen und sie versperrt haben. Ich setzte mich auf die steinernen Treppen, die zur Eingangstüre führten und dachte nach, wie ich am besten in das Haus kam. Ich konnte keine Türen aufbrechen und Fenster wollte ich keines einschlagen. Das Fenster, welches bei dem Einbruch zerstört wurde, wurde mit Brettern vernagelt also kam ich auch so nicht in das Haus. Da kam mir die rettende Idee. Onkel Fynn hatte früher immer einen Ersatzschlüssel unter dem Blumentopf auf seiner Terrasse gehabt, für den Fall, dass er sich eines Tages aussperrte. Ich ging um das Haus herum und sah sofort den Blumentopf. Ich versuchte ihn wegzuheben, allerdings war er zu schwer für mich also versuchte ich einfach, ihn wegzuschieben umso an den Schlüssel zu gelangen. Diesmal klappte es und da war er- ein kleiner, silberner Haustürschlüssel. Ich nahm ihn an mich und ging wieder zur Eingangstüre. Meine Hand zitterte, als ich den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte und umdrehte. Mit einem unheilvollen Quietschen schwang die Türe auf und gab den Weg in das Innere des Hauses frei. Heute Nachmittag, als wir hier mit dem Notar verabredet waren, wirkte das Haus sehr freundlich auf mich und ich erinnerte mich daran, was ich hier schon alles erlebt hatte. Nun allerdings hatte das Haus nichts mehr mit dem Haus zu tun, dass ich kannte. Es war unheimlich und wirkte kalt und abweisend auf mich. Langsam trat ich ein und wollte das Licht aufdrehen aber leider funktionierte es nicht. Anscheinend hatte jemand die Sicherungen herausgenommen. Nun musste ich mich also im dunklen vorantasten. Ich ließ die Türe offen, da so etwas Licht in den Gang viel und ich so die Umrisse der Möbel erkennen konnte. Langsam tastete ich mich in Richtung der Treppen vor und ging langsam hoch. Bei jedem Schritt quietschten die Bretter unter mir. Gänsehaut lief über meinen Rücken und ich versuchte mich zu entspannen. Allerdings klappte das nicht wirklich. Ich war viel zu aufgeregt um einen klaren Gedanken fassen zu können. Im oberen Stockwerk angekommen tastete ich mich zur Türe des Arbeitszimmers vor. Ich öffnete sie. Hier war es heller, da der Großteil der Außenwand aus großen Fenstern bestand. Doch im schimmernden Mondlicht wirkte auch dieser Raum sehr unheimlich und ich wünschte mir, dass alles schnell vorbei ging. Ich ging zum Schreibtisch und setzte mich auf den Drehstuhl, der dahinter stand. Langsam glitt ich mit meinen Händen über die untere Seite der Schreibtischplatte, bis ich zu einem schlüsselförmigen Loch kam. Dieses Loch war mir vorher noch nie aufgefallen aber wer suchte schon unter einem Schreibtisch nach einem Schlüsselloch? Ich holte mir zitternder Hand den Schlüssel, welchen mir der Notar gegeben hatte, heraus und zielte damit in das Loch doch vor lauter Aufregung ließ ich ihn fallen. Er schlug auf dem Boden auf und verursachte ein lauter Klirren. Ich erschrak, fing mich aber nach kurzer Zeit wieder und hob den Schlüssel auf. Ich versuchte es noch einmal und diesmal klappte es. Ich drehte den Schlüssel um und auf einmal begann sich eine kleine Luke im Boden in der Mitte des Raumes zu öffnen. Eine kleine Säule stieg langsam aus dem Boden empor. Auf ihr befand sich eine Glaskuppel und darin lag etwas, das schwach leuchtete. Es leuchtete in einem unheilvollen rot. Ich ging langsam auf die Säule zu und sah, dass  das Amulett so unheilvoll leuchtete. Ich hob die Glaskuppel in die Höhe und stellte sie am Boden neben mir ab. Das Amulett war nun zum Greifen nahe aber ich traute mich nicht, es zu berühren. Es hatte eine negative Ausstrahlung, also ob das Böse darin gefangen wäre. Also blieb ich stehen und sah es mir einfach nur an. Das Amulett war ein verzierter, goldener Rahmen in dem eine Inschrift in alter Sprache eingraviert war. In diesem Rahmen befand sich das Herzstück des Ganzen, eine kleine Kugel, die mit einigen Metallringen versehen war und sie so im Rahmen hielt. Aus dem Inneren der Kugel kam der rote Schein, welcher eine anziehende Wirkung auszuüben schien. Allerdings war das Innere der Kugel ruhig und nichts bewegte sich.

Der Schatten (Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt