Ich weiß nicht zum wievielten Mal Frau Harper Timo ermahnte, aber es klingelte und die Horrorstunde war vorbei. Eigentlich mag ich Deutsch, aber stundenlang irgendwelche Texte zu besprechen ist einfach langweilig. ,,Kommst du mit nach draußen?", fragte Miranda, meine beste Freundin. ,,Ja sicher" antwortete ich und lief ihr hinterher, raus aus dem Klassenraum. Sie war die Beste. Miranda kenne ich seit 6 Jahren, seitdem ich auf das Gymnasium gehe. Mit ihr kann ich über alles reden und sie hört mir einfach nur zu, anstatt direkt Vorwürfe oder Ähnliches zu machen. Wir kamen nach draußen auf den Hof und stellten uns zu Emily, Luna und Maria, direkt in die schöne warme Augustsonne. Es war 11:30 Uhr und schon ziemlich heiß, trotzdem trug ich (im Gegensatz zu meinen Freundinnen) eine lange Jeans und ein T-Shirt. ,,An deiner Stelle würde ich kollabieren", seufzte Emily und zeigte auf meine Jeans. Ich wusste, dass irgendeine meiner Mädels irgendein Kommentar dazu abgeben wird, aber das macht mir nichts. Ich lächelte und sagte:,, Ach, das ist halb so wild". Fast alle Mädels um mich herum trugen Hotpans, die gerade über den Hintern reichten, und irgendwelche engen Tops,. Wenn die Tops ihre Bäuche , die nicht wirklich ausgeprägt waren, bedeckten, war das echt schon eine Leistung. Naja, die Meisten konnten es sich erlauben. Meine Mädels fingen an zu tratschen und ein bisschen zu lästern. Das war nicht mein Ding, deswegen ließ ich meinen Blick umherwandern und beobachtete die ganzen Schüler. Mein Blick wurde von dem eines Jungen eingefangen und mir stockte augenblicklich der Atem! ,,Erwischt!", hörte ich Miranda sagen. ,,Ehm, was?", fragte ich und schaute schnell in ihr grinsendes Gesicht. ,,Jo, tu nicht so blöd. Er hat dich schon wieder beobachtet..", sagte sie mit dem Blick, der mir verriet, dass ich nicht einen auf Dumm tun sollte.
,,Nein Miranda, das war reiner Zufall"
,,Jolina, das war kein Zufall. Das fing schon vor den Sommerferien an und geht jetzt anscheinend weiter. Der steht auf dich, garantiert.". Miranda hatte recht, vor den Ferien hat er mich schon beobachtet, aber wahrscheinlich war er nur in Gedanken und hat es nicht einmal bemerkt. Dieser Junge war bildschön! Er war bestimmt 1,85m, hatte dunkelbraune Wuschelhaare, war trainiert und hatte grüne Augen mit langen, pechschwarzen Wimpern. Mein Herz schlägt immer höher, wenn er zu mir sieht und jedes Mal, fällt mir das Atmen schwerer, aber das würde ich vor meinen Mädels nie zugeben. ,,Meinst du wirklich?", fragte ich Miranda unsicher und schaute nochmal so unauffällig wie möglich zum Brunnen, wo er mit seinen Freunden stand. Er hatte den Blick nun abgewandt und unterhielt sich mit seinen Freunden. ,,Ja, meine ich wirklich. Das sieht sogar ein Blinder", antwortete Miranda mir, aber überzeugen konnte sich mich trotzdem nicht. Dieser Junge ist ein Cocktail und ich vielleicht eine lauwarme Cola, wenn überhaupt. Es klingelte wieder und ich war schon auf dem Weg zur Tür, als Miranda meinen Namen rief. Ich drehte mich um und erwartete sie hinter mir, stattdessen stand ER hinter mir. Zuerst schaute ich auf seine Brust, aber dann schaute ich in sein Gesicht, in zwei strahlende Augen. Er lächelte kurz und ich war überfordert mit dieser Situation und meiner Atmung, also ergriff ich die Flucht und lief schnell zu Miranda nach draußen. Dabei musste ich stark gegen den Drang ankämpfen, mich umzudrehen und ihn wieder anzusehen. ,,Musste das jetzt sein?", fragte ich etwas brummig, als ich bei ihr ankam. Sie schmunzelte und antwortete: ,,Ja, das musste sein. Das war meine Pflicht", ich lachte und erwiderte darauf ,,Ja ok, ist gut". Wir warteten, bis die meisten Schüler im Gebäude verschwunden waren, dann begaben wir uns ebenfalls auf den Weg. Er hat gelächelt, er hat mich tatsächlich angelächelt! Sein Lächeln war schön und es strahlte eine unglaubliche Ruhe aus. Seine Augen wurden dabei zu leichten Schlitzen, aber trotzdem konnte man die im Sonnenlicht hellgrün strahlende Iris noch erkennen. Komisch, vom Weitem sahen seine Augen einfach nur grün aus, aber nein, sie hatten so viele verschiedene Farben in sich. Augen hatten nie bloß eine Farbe. ,,Erde an Jolina...", hörte ich Miranda auf einmal sagen. Ich schüttelte leicht den Kopf, schaute zu ihr und sagte:,, Sorry, was hast du gesagt?". Miranda grinste und antwortete:,, Erwischt! Du hast an ihn gedacht, stimmt's?". Es bringt nichts ihr etwas vor zu machen, sie würde früher oder später sowieso bemerken, dass ich diesen Jungen, dessen Name ich noch nicht einmal kenne, toller finde als ich zugebe. Ich seufzte und gab zu:,, Ja, du hast recht. Ich habe an ihn gedacht und ja, ich finde ihn ganz nett.". Miranda verwandelte ihr Grinsen in ein sanftes Lächeln und das mochte ich besonders an ihr: Wenn sie bemerkt, dass mir etwas besonders viel bedeutet oder mir wichtig ist, dann wird sie feinfühlig und gibt keine blöden Kommentare ab. ,,Das wusste ich schon von Anfang an. Der ist ja auch echt ne Schnitte", sagte sie, während wir in die Klasse liefen. ,,Genau, er ist eine Schnitte. Der ist bildschön und ich, naja.", erwiderte ich darauf. Ich schaute kurz an mir runter, verzog das Gesicht etwas und wandte den Blick schnell wieder ab. ,,Nichts da, Jo! Schau dich doch mal an! Du bist ein wunderschönes Mädchen. Du hast eine Traumfigur, vertrauenswürdige graue Augen, richtig schöne lange Beine, springende lange Locken und dein Hintern ist der rundeste den es gibt, aber das ist dem bestimmt schon aufgefallen.", sagte Miranda, dann haute sie mir einmal kräftig auf den Hintern. Wir lachten, aber so ganz überzeugt war ich davon immer noch nicht. Ich hatte zwar ziemlich viel abgenommen, aber so richtig zufrieden war ich immer noch nicht, aber das durfte ich Miranda nicht erzählen, sonst dreht sie durch. Unzufrieden sein mit mir selbst, das ist es, was ich am besten kann. Ich lief zu meinem Platz und wollte gerade meine Mathesachen auf den Tisch legen, als eine Durchsage kam: ,,Alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 11 und 12 treffen sich jetzt in der Aula". Klasse 12, der Junge ist in der zwölften Klasse...Schicksal? Mit Vergnügen packte ich meine Sachen wieder in die Tasche, dann drehte ich mich um und schaute direkt in das grinsende Gesicht von Miranda. Emily, Luna, Maria, Miranda und ich legten einen halbe Sprint hin, um in der Aula noch Sitzplätze zu ergattern. Wir fanden fünf Plätze, die nebeneinander lagen und frei waren. Ob er wohl auch hier irgendwo mit seinen Freunden sitzt? Werde ich ihn sehen? Schwänzt er die Veranstaltung? Ok...warum sollte er? Direktor Kanedy trat ans Mikrofon und fing an mit einer Reihe von Tests, um zu gucken, ob das Mirko an war. Es wurde immer noch geredet, aber es war klar, dass die Schüler noch keine Ruhe gaben. Wer hört auch schon auf das Wort vom Direktor? Es wurde schon etwas ruhiger unter den Schülern, aber trotzdem bat Herr Kanedy darum, das Gequatsche einzustellen. Der Direktor fing an zu quatschen, aber anstatt zuzuhören war ich viel zu sehr damit beschäftigt mich umzuschauen. Ich schaute mir die Reihen ganz genau an, auf der Suche nach den zwei strahlend grünen Augen. Und da! Ich hatte meinen Kopf um 45 Grad nach links gedreht und da saß er...Er saß praktisch neben mir. Uns trennten zwei Sitzplätze und der Gang, aber trotzdem spürte ich seine Nähe. Als Direktor Kanedy erneut um Aufmerksamkeit bat beschloss ich, ihm doch zuzuhören. ,,Angesichts des Anlasses, dass unsere Schule ihr 50-jähriges Jubiläum hat wird es natürlich einen Tag geben, an dem dies gefeiert wird. Das ist ein Ausflugstag, jedoch nur für das Kollegium, also habt ihr da einen Studientag.", sagte Herr Kanedy, natürlich fingen alle an zu jubeln. Anscheinend scheinen alle vergessen zu haben, dass es Aufgaben geben wird, die wir erledigen müssen. Ich gab mir wirklich Mühe, aber der Drang, ihn anzusehen, war wirklich zu stark. So unauffällig wie möglich drehte ich meinen Kopf etwas nach links, meine Augen wanderten ebenfalls in die Richtung. Als ich ihn halbwegs im Blickfeld hatte, konnte ich ihn etwas genauer betrachten. Er trug eine schwarze lockere Jeans, die ganz viele Taschen hatte und ein graues T-Shirt mit V-Ausschnitt, die Haare hatte er kaum gestylt. Sein Gesicht konnte ich leider nur von der Seite sehen, dabei würde ich es so gerne ganz sehen, am liebsten aus der Nähe. Als hätte er meine Gedanken gelesen drehte er auf einmal seinen Kopf zu mir! Mein Herz setzte ein paar Schläge aus und ich spürte, wie mir ganz warm wurde und wie mir Hitze ins Gesicht stieg. Ich versuchte mein Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber schaute auch nicht weg, er aber auch nicht. Ich konnte den Blick nicht abwenden, es war, als ob er meinen Blick mit aller Kraft festhielt. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln und ich spürte, dass auch meine Mundwinkel sich hochzogen. Mir wurde ganz warm ums Herz, sein Lächeln hatte etwas herzliches und warmes. Auf einmal erhoben sich einige Schüler und liefen in Richtung Ausgang, Kanedys Rede war wohl zu Ende. ,,Hallo! Erde an Jolina. Wir können zurück in die Klasse", hörte ich Miranda sagen. Ich wandte meinen Blick von dem Jungen ab und sagte verlegen: ,, Was? Ehm, ja ich gehe ja schon ", dann stand ich auf und lief mit dem Strom in Richtung Ausgang. ,,Hast du gerade etwa geflirtet?", hörte ich Maria neben mir sagen. Ich lachte und sagte:,, Maria...Ich saß noch nichtmal neben dem. Wie hätte ich dann bitte flirten sollen?!", abgesehen davon, dass ich noch nichtmal wusste wie man richtig flirtet. ,,Schätzchen, sowas nennt man mit den Augen flirten und das hast du gerade sowas von erflogreich gemacht", sagte Maria grinsend. Ich hörte auf zu lachen und sagte:,, Nein, habe ich nicht.". War das flirten? Ich habe ihn doch einfach nur angeschaut und habe gelächelt, genauso wie er. Maria lachte, dann lief sie vorraus. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen, dann tauchte Miranda neben mir auf und fragte:,,Kommst du?", ich nickte nur stumm. Plötzlich spürte ich einen harten schlag an meiner Seite und stolperte. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, doch dann packte mich jemand am Arm und ich wusste genau wer das war, denn mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Rippen. ,,Sorry, war keine Absicht", sagte er und schaute mich verlegen an. ,,Ach, kein Problem", murmelte ich und schaute auf seinen Arm, den er immer noch festhielt. Schnell zog er seine Hand weg, dann räusperte er sich und fragte:,, Ist alles ok? Hast du dir weh getan?" ,,Alles gut. Bei dir denn?", fragte ich. Er nickte nur, lächelte kurz und lief dann schnell weiter, seine Freunde liefen grinsend hinterher. ,,Das war pure Absicht", sagte Miranda grinsend, als wir weiterliefen. ,,Ach Quatsch! Er ist doch einfach nur gestolpert", sagte ich.
,,Nein, Simon hat ihn angerempelt"
,,Woher kennst du den?", fragte ich etwas perplex. Sie lachte und antwortete:,,Simon ist bei mir im Kurs.". Ich nickte und lief dann zu meinem Platz in die Klasse. Mathe ging relativ schnell um, ich wollte gerade das Gebäude verlassen und in Richtung Bushaltestelle laufen, als Luna mich fragte:,, Heute Abend dann um 20 Uhr vorne am Zelt?", ich grinste und antwortete:,, Aber sicher doch", dann lief ich wirklich los.
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Für immer du und ich
RomanceJolina ist 16 Jahre alt und kämpft mit sich und dem Ideal der Gesellschaft. Sie glaubt, dass niemand sie so akzeptieren wird, wie sie ist und will sich verändern. Doch als Valentin, ein Junge aus der Schule, ihr immer wieder über den Weg läuft änder...