Der Bus war nicht so voll wie erwartet, somit ergatterte ich einen Sitzplatz. Was ziehe ich denn heute Abend an? Es ist eine Party...da kann ich nicht im Schlabberlook hin. Was war das vorhin? Hat Simon ihn wirklich mit Absicht angerempelt? Seine Hand auf meinem Arm hat schon etwas unglaublich schönes in mir ausgelöst. Ich kenne noch nicht einmal den Namen von ihm, ich kenne ihn eigentlich gar nicht und trotzdem fühle ich mich zu ihm hingezogen. Was ist das denn? Ich kann mich doch nicht verlieben, ohne ihn wirklich zu kennen... Oder ist es etwa schon passiert? Der Bus hielt an und ich stieg aus, bis zu unserem Haus war es nicht weit. Ich klingelte und als meine Mutter die Tür öffnete, stieg mir der Duft von Pfannkuchen unter die Nase. Meinen Rucksack stellte ich im Flur ab, dann setzte ich mich zu meiner Mama an den Tisch. Ich nahm mir einen Pfannkuchen, schmierte Rübenkraut darauf und begann zu essen. ,,Und? Heute Abend auf die Party?", fragte meine Mutter. ich nickte und antwortete:,, Jap, aber irgendwie weiß ich nicht, was ich anziehen soll". Meine Mutter schaute nach oben, das verriet mir, dass sie überlegte. ,,Was ist denn mit dem schwarzen Top, dass etwas kürzer ist? Wo die Träger hinter deinem Hals zusammenkommen?", fragte sie schließlich. Ich nickte und sagte:,, Stimmt, das habe ich ganz vergessen. Mit meiner High-Waist dürfte das eigentlich gehen", antwortete ich. Meine Mutter lächelte und nickte. Als wir aufgegessen hatten half ich meiner Mama alles wegzuräumen und ging schließlich nach oben in mein Zimmer. Ich beschloss ein bisschen aufzuräumen, das schob ich definitiv schon zu lange vor mir her. Nachdem ich wie eine Irre durch mein Zimmer gefegt bin zog ich meine Sportsachen an. Beim umziehen fiel mein Blick auf meine Hüfte. Leichte braune Striche waren an der Seite meiner Hüfte zu erkennen, man sah sie aber nur wenn ich nackt war oder die Unterwäsche dementsprechend nicht viel bedeckte. Narben...Narben wegen Verzweiflung, Wut und Kummer. Wird mich irgendjemand jemals so akzeptieren? Werde ich mich jemals akzeptieren? Doch, irgendwann werde ich mich akzeptieren und deswegen treibe ich auch Sport. Hoch motiviert lief ich nach unten und schnappte mir die Isomatte. ,, Jolina... Meinst du nicht du kommst auch mal einen Tag ohne Sport aus?", fragte meine Mutter. Ich versuchte ein möglichst unschuldiges Lächeln aufzusetzen und sagte:,, Mama...ich habe sowieso nichts anderes zu tun". Meine Mama machte sich oft Sorgen, aber meiner Meinung nach völlig unbegründet. Ich habe abgenommen, viel abgenommen und wiege bei einer Größe von 1,75 mittlerweile 58kg, vorher waren es fast 70kg, aber richtig zufrieden war ich trotzdem nicht. Die ganzen Mädchen um mich herum waren bildschön und hatten eine Traumfigur, wenn du schlank warst, dann warst du was. Sonst warst du ein Nichts. Wie immer rannte ich zum aufwärmen die Treppen rauf und runter, dann mache ich mich ans Eingemachte. ich trainierte meine Beine, dann machte ich ein etwas intensiveres Training für den Bauch und den Po. Nass geschwitzt legte ich die Isomatte weg und ging duschen. Ich ließ mir Zeit, besonders beim Rasieren, damit ich mich bei meinem Talent nicht noch schneide. Nach der knapp 30-minütigen Dusche zog ich meinen Snoopy-Bademantel an, der mich eigentlich schon zu klein war, und lief in mein Zimmer. Ich zog meine High-Waist an und danach das Top. Dazu muss man sagen, dass ich unter dem Top einen Trägerlosen BH tragen musste und meine Oberweite somit noch mickriger aussieht. Bevor ich mich noch mehr aufregen konnte, lief ich ins Bad zurück und föhnte meine Haare. Die Locken reichten mir etwas über die Schultern, aber geglättet waren sie deutlich länger. Kein Bad-Hair-Day, Gott sei Dank. Ich legte den Föhn in den Schrank und fing an mich ein wenig zu schminken. Ich trug Wimperntusche auf und betonte meine Lippen mit einem corallfarbenen Lippenstift. Der war nicht zu knallig, aber auch nicht zu schlicht, eine perfekte Mischung. Als ich nach unten in die Küche lief war mein Vater bereits da. ,,Hallo Papa", sagte ich, während ich meine weißen Chucks anzog. ,,Hallo Jo", sagte Papa, jedoch ohne von seinen Blick von der Zeitung zu lösen. Wahrscheinlich las er einen äußerst spannenden Bericht. ,,Siehst toll aus, Süße", sagte meine Mutter, als ich an ihr vorbeilief. ,,Danke Mama", erwiderte ich darauf. Ich nahm 20 Euro aus meinem Portmonee und steckte sie in eine der tiefen Hosentaschen, das sollte eigentlich reichen. ,,Muss ich mitkommen und aufpassen?", fragte Papa und beäugte mich, ich lachte und antwortete:,, Nein,nein Papa, alles super". Ich verabschiedete mich und lief los in Richtung See. Das Zelt, in dem die Party stattfand, war nicht weit von unserem Haus entfernt, vielleicht 1,5km mehr aber auch nicht. Es war zwar schon kurz vor acht, aber es war immer noch hell und relativ warm, es war schließlich auch erst Ende August. Das große Zelt tauchte vor mir auf, genauso wie der See, der dahinter lag. Ich lief zum Eingang, aber entdeckte meine Freundinnen nicht. Mein Handy vibrierte, eine Nachricht von Miranda:,, Wird 5 Minuten später". Ich lachte leise auf und packte mein Handy wieder weg. Irgendeine von uns kam immer zu spät, eigentlich war ich das immer, aber heute war ich ausnahmsweise pünktlich. Ich schaute mich ein wenig um, beobachtete die Leute, als mein Blick plötzlich auf eine Person fiel. Wir standen nur knapp 5m auseinander! Er schien zu bemerken, dass ich ihn anschaute, denn er drehte seinen Kopf zu mir. Er ist hier...er ist tatsächlich hier! Ich wusste, dass er mich ansah, aber ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden, er aber auch nicht. Der Junge musterte mich, aber ich fühlte mich unter seinen Blicken nicht unwohl, im Gegenteil sogar. Auch ich fing an ihn zu begutachten. Er trug eine dunkelgraue, nicht zu enge Jeans mit einem weißen lockeren T-Shirt, das einen V-Ausschnitt besaß. Dazu trug er schwarze Nike-Schuhe und die schwarze Sweatshirt-Jacke hatte er in der Hand. Er hatte nicht einmal etwas besonderes an, trotzdem sah er verdammt gut aus. Unsere Augen trafen sich wieder und seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Er lächelte mich an und auch ich konnte spüren, dass ein Lächeln auf meinen Lippen lag. Plötzlich schob Luna sich in das Blickfeld und blubberte sofort drauf los ,,Oh man, Jo! Entschuldigung, aber Papas Auto sprang nicht an, also mussten wir auf Mama warten und dann noch die Anderen abholen.", ich lachte und erwiderte darauf:,, Alles gut, kein Problem". Maria, Luna, Emily, Miranda und ich liefen ins Zelt zur Bar. Die Mädels bestellten sich jeweils ein Bier, ich war mit einer Cola dabei. ,,Hör mal, warum trinkst du denn Cola?", fragte Maria, als wir uns an einen freien Platz am Rande der Tanzfläche stellten. ,,Ich habe gerade irgendwie keine Lust auf Bier oder so", antwortete ich und lächelte. Das war sogar nur halb gelogen. Auf Alkohol hatte ich wirklich keine Lust, generell bin ich gar nicht so für Alkohol, aber das gab ich nicht wirklich zu. Der andere Grund ist, dass Bier eine Menge Kalorien besitzt, da kann ich besser eine Cola trinken. Maria ließ es auf sich beruhen und das schätzte ich sehr an ihr. Sie fragt nicht weiter nach, sie akzeptiert die Meinung des Anderen. Die Tanzfläche füllte sich immer mehr und die Lieder wurden immer besser, also beschlossen wir auch zu tanzen. Ich konnte tanzen, aber trotzdem hielt ich mich noch ein wenig zurück. Nach dem zweiten Song änderte sich das jedoch und ich tanzte einfach drauf los. Ich bewegte meine Hüfte im Takt der Musik und drehte mich, es war ein wunderbares Gefühl endlich wieder zu tanzen. Nach einigen Liedern musste ich mal zur Toilette, also verließ ich meine Freundinnen um die Damentoilette aufzusuchen. Als ich nach draußen lief blieb ich ruckartig stehen. Mein Herz blieb augenblicklich stehen und in meinem Bauch zog sich alles zusammen. Der Junge stand am Bierwagen, mit einem Mädchen. Ich schluckte und als er mich entdeckte machte er große Augen. Ich lief schnurstracks in die Damentoilette und sperrte mich in eine Kabine. Kurzschlussreaktion würde ich mal sagen. Wer war dieses Mädchen? Ob das seine Freundin war? So gut wie er aussieht hat er bestimmt eine Freundin. Das größte Problem aber ist, dass ich ein Problem damit habe, ihn mit einem Mädchen zusammen zu sehen. Ich kenne ihn doch gar nicht, eigentlich darf mir das nichts ausmachen! Ich glaube, der Junge bedeutet mir mehr, als ich zugeben will. Ich lief zurück ins Zelt, die Beiden standen Gott sei Dank nicht mehr da, aber ich will nicht wissen, wo sie jetzt zusammen waren. Plötzlich stellte sich ein Junge mir in den Weg, aber es war nicht er. ,,Na du", sagte der Typ und lächelte. Ich brachte ein gequältes Lächeln auf meine Lippen und sagte:,, Hey". Der Typ fing an zu grinsen und sagte:,, Ich habe dich tanzen sehen und da dachte ich, ich muss dich einfach mal ansprechen. Sah ja echt scharf aus". Das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht, fassungslos schaute ich den Typ an. Der aber grinste, kam mir näher und sagte:,, Nicht so schüchtern, Kleine. Mit mir kann man echt Spaß haben", dann legte er eine Hand auf meine Hüfte. Ich machte seine Hand da weg und sagte:,, Kein Interesse". ,,Wir können viel Spaß miteinander haben", sagte der Typ und kam mir noch näher. Ich schüttelte den Kopf, wollte zurückweichen, aber konnte es nicht, weil hinter mir Leute standen. Der Typ packte mir an den Hintern und sagte:,, Ach komm schon". Ich schlug seine Hand da weg und wollte gerade etwas dazu sagen, als ich plötzlich jemanden sagen hörte:,, Altah sie hat gesagt du sollst sie in Ruhe lassen, also verzieh dich endlich". Der Typ murmelte irgendwas und verschwand dann. Als ich mich zur Seite drehte setzte mein Herz für ein paar Schläge aus! ,,Alles in Ordnung bei dir?", fragte der Junge mit den strahlend grünen Augen. ,,Ehm, ja. Alles gut Danke, dass du mir geholfen hast", antworte ich. Er lächelte, hielt mir seine Hand hin und sagte:,, Ich bin Valentin".
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Für immer du und ich
RomanceJolina ist 16 Jahre alt und kämpft mit sich und dem Ideal der Gesellschaft. Sie glaubt, dass niemand sie so akzeptieren wird, wie sie ist und will sich verändern. Doch als Valentin, ein Junge aus der Schule, ihr immer wieder über den Weg läuft änder...