Kapitel 8

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Valentin brachte mich mit dem Motorrad nach Hause, nachdem ich mich von seinen Eltern verabschiedet hatte. Wir beide hatten beschlossen, es noch eine Weile für uns zu behalten, einfach den ganzen Fragen und Gesprächen noch kurz entkommen. Auf der Fahrt hielt ich mich noch mehr an ihm fest, als am Vortag. Er bog in meine Straße und hielt vor dem Haus an, jedoch nicht direkt auf die Einfahrt. Ich stieg vom Motorrad, während er die Maschine ausmachte. Wieder versuchte ich den Helm aufzubekommen, aber es gelang mir nicht. Ich hörte Valentin lachen, dann nahm er seinen Helm ab und sagte:,, Warte". Er legte seine Hände an den Verschluss und öffnete ihn ganz leicht, während ich ignorierte, dass ich zu dumm dafür war. ,,Danke", sagte ich und nahm den Helm ab. Ein paar Strähnen fielen mir ins Gesicht, aber ich pustete sie weg. Ich schaute zur Haustür, aber ich wollte noch nicht reingehen. Auf einmal drehte Valentin mich zu sich und zog mich näher an sich. Ausnahmsweise war ich größer, aber auch nur, weil er auf seiner Ktm saß. Er lächelte und fragte:,, Willst du die Motorradklamotten erstmal behalten? Meine Mutter braucht sie sowieso nicht mehr" ,,Aber, ist das denn auch in Ordnung?", fragte ich unsicher. Valentin nickte und antwortete:,, Natürlich ist das in Ordnung" ,,Okay. Danke", sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. ,,Willst du morgen in der Pause vielleicht kurz zu uns kommen? Also zu mir und meinen Freunden? Ich will, dass sie dich kennenlernen.", sagte Valentin und strich über mein Haar. ,,Gerne, aber was, wenn sie mich nicht mögen?", fragte ich unsicher. Wenn Valentins Freunde mich nicht mögen, wäre das furchtbar. Für mich, aber vor allem für Valentin...Was soll ich denn dann machen? Valentin zog mich enger an sich, dann lächelte er mich warmherzig an und sagte:,, Ich frage mich wer in der Lage ist dich nicht zu mögen. Sie werden dich lieben". ,,Na dann", murmelte ich. Plötzlich riss er die Augen auf und sagte hektisch:,, Also, ich hoffe nicht, dass sie dich lieben, das tue nur ich. Aber mögen werden sie dich.". ,,Das tust du?", fragte ich leise und schaute in seine grünen glänzenden Augen. Seine Pupillen weiteten sich, sodass nur noch ein schmaler grüner Rand zu sehen war, dann sagte er leise:,, Ja, das tue ich. Ich liebe dich". Kaum hatte er das ausgesprochen hämmerte mein Herz nur noch stärker gegen meine Rippen und meine Hände zitterten. Trotzdem legte ich meine zitternden Hände an seine Wangen und flüsterte:,, Ich liebe dich auch". Kaum hatte ich das ausgesprochen zog er mich zu sich runter und küsste mich. Valentin küsste mich kurz und strich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Am liebsten würde ich noch eine Ewigkeit mit ihm hier stehen, aber ich musste langsam mal rein. ,,Du, ich sollte mal reingehen", murmelte ich, er schaute zu mir hoch und erwiderte darauf:,, Ja, vielleicht solltest du das". Ich gab ihm noch einen Kuss, dann ließ er mich los und ich lief zur Haustür um zu klingeln. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm dabei zu, wie er den Helm aufsetzte und schließlich davon fuhr. ,,Willst du da draußen Wurzeln schlagen oder kommst du rein?", hörte ich meinen Vater auf einmal sagen. Ich drehte mich ruckartig um und blubberte:,, Nein, ich meine ja. Also, ich komme rein", dann schob ich mich an meinem Vater vorbei und ging in den Flur. Ich zog meine Jacke und die Schuhe aus und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als meine Mutter aus der Küche kam und mit einer hochgezogenen Augenbraue fragte:,, Wart ihr shoppen?". Ich schüttelte den Kopf und antwortete:,, Nein, Valentin hat mir die Jacke und den Helm gegeben. Seine Mutter braucht die Sachen nicht mehr". Meine Mutter wollte gerade etwas dazu sagen, aber mein Vater kam Gott sei Dank den Flur und fragte:,, Und? Wie hat der Junge gespielt?". Ich strahlte und antwortete:,, Super gut! Wie schnell er fahren kann und wie er bremst, unglaublich! Er wurde zwar einmal übel gecheckt, aber zum Schluss hat er das entscheidende Tor gemacht.". Die Beschreibung, wie er spielt und fährt, war komplett untertrieben...Wenn er fährt, sieht es so elegant und sinnlich aus. Mit einer Leichtigkeit dreht er sich um, fährt rückwärts und bremst. Das kann ich Ella und Uwe aber nicht so sagen, noch nicht. ,,Na das klingt ja gut. Das nächste Mal komme ich mal mit gucken", sagte Papa, dann verschwand er wieder im Wohnzimmer. Meine Mutter schmunzelte mich an, also ging ich nach oben in mein Zimmer. Ich glaube, sie ahnte schon etwas. Es war mittlerweile kurz nach acht und ich beschloss duschen zu gehen. Als ich nach dem duschen in den Spiegel schaute seufzte ich. Wie kann das sein? Valentin ist so hübsch, er ist so besonders und er ist einfach perfekt. Ich bin weder, hübsch, noch besonders, noch perfekt. Ich bin das komplette Gegenteil von ihm! Wie kann es sein, dass so ein gutaussehender Junge etwas mit einem hässlichen grauen Mäuschen anfängt? Ich bin einfach nur ein hässliches Entlein. Ich drehte mich und betrachtete meinen Körper von der Seite. Als erstes Sprang mir mein Bauch ins Auge. Egal was ich mache, er wird einfach nicht flacher! Ich werde nie so hübsch sein wie die anderen Mädchen in meinem Alter. Die Meisten haben reine Haut, lange dünne Beine und einen flachen Bauch, vor allem genug Oberweite. In jeder Kategorie bin ich mangelhaft. Meine Haut ist nicht wirklich rein, hier und da ein Pickelchen, damit lässt es sich gerade noch leben. Gut, ich bin mit meinen 1,75 nicht gerade klein, trotzdem wirken meine Beine nicht so lang und dünn wie bei den anderen Mädchen und mein Bauch...Der ist nicht mehr so ausgeprägt wie vor 4 Monaten, aber trotzdem bin ich noch nicht zufrieden. In 4 Monaten über 10kg weg, aber trotzdem habe ich das Gefühl, ich bin nicht gut genug und ich glaube das ist der Grund, warum ich diese Narben trage, die im Laufe der Zeit immer mehr geworden sind. Es sind nicht viele und sie sind nicht sonderlich ausgeprägt und tief, aber sie sind da. Ich drehte mich noch etwas und sah die feinen braunen Striche an meinem Oberschenkel und meiner Hüfte. Ich will mich bestrafen, wenn ich etwas nicht geschafft habe oder will spüren, dass ich verletzt wurde. ,,Jolina? Bist du fertig?", hörte ich meine Mutter rufen. ,,Ja", rief ich zurück, dann zog ich meinen Schlafanzug an und ging in mein Zimmer. Ich packte meine Tasche für den anstehenden Schultag und legte mich schließlich ins Bett. Mein Handy blinkte auf und als ich es zückte und die Nachricht öffnete lächelte ich. Sie war von Valentin ,,Gute Nacht, Süße", schrieb er, sogar mit einem Herz. Mein Lächeln wurde breiter, je öfter ich die Nachricht bzw. das Wort 'Süße' las. ,,Gute Nacht, Liebling", antwortete ich und hoffte inständig, dass er den Kosenamen nicht total affig findet. Vor seinen Kumpels werde ich erstmal vorsichtig damit sein. Ich legte mein Handy weg, dann machte ich das Licht aus und kuschelte mich in meine Decke. Wiedermal fühlte sich mein Bett unglaublich leer an, aber es war schlimmer, als die Nächte davor. Ich habe mit Valentin gekuschelt, er hatte mich im Arm und mit diesen Gedanken, schlief ich langsam ein.

Für immer du und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt